10 Erziehungsmythen, die Eltern nicht glauben sollten

18.01.2021 10:27

Erziehung ist nicht immer einfach. So viele Ratgeber nennen widersprüchliche Tipps und Tricks und schreiben Eltern vor, was das Beste für das eigene Kind sei. Darüber hinaus kommen noch Verwandte und Bekannte hinzu, die meinen, alles besser zu wissen. Kein Wunder, dass so über Generationen hinweg einige Erziehungsmythen entstanden sind, die viele Eltern fälschlicherweise bis heute glauben. Doch nicht alles, was man für das Wohl seines Kindes für bedenklich oder unbedenklich hält, ist es auch. Im Folgenden werden deswegen 10 verbreitete Mythen endlich aufgeklärt.

1. Beißringe sind komplett unbedenklich.

Beißringe sind praktische kleine Helfer, wenn die Zähne des Kindes langsam durchkommen. Sie massieren das Zahnfleisch und sorgen so für eine Schmerzlinderung. Aber nicht selten stecken im Silikon allergieauslösende oder gar krebserregende Stoffe, die im Kindermund nichts zu suchen haben. Zudem hat eine Studie ergeben, dass Babys, die häufig auf Beißringen herumkauen, Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung haben. Das liegt vor allem daran, dass das Gehör nervlich mit der Zunge verbunden ist. Ist die Zunge beschäftigt, fällt es dem Baby dadurch schwerer, zuzuhören und Wörter aufzunehmen, und entwickelt demnach seine Sprache nachweislich langsamer.

2. Babysprache hindert die Sprachentwicklung.

Wenn Eltern mit ihren Babys sprechen, wird die Stimme höher, sie sprechen sehr deutlich, überbetont und langsam. Das ist die sogenannte Babysprache. Nicht selten wird behauptet, dass diese die Sprachentwicklung des Kindes negativ beeinflusse. Dem ist aber nicht so – im Gegenteil. Babys merken nämlich schnell, dass diese Art und Weise zu sprechen an sie gerichtet ist. Sie hören den Eltern so besser zu und können dem Gesagten besser folgen. Die vereinfachten Satzstrukturen und Wörter helfen zudem, die Sprache schneller aufzunehmen und  zu lernen.


3. Kinder müssen Fähigkeiten vor ihrem 3. Lebensjahr lernen.

Ein Mythos besagt, dass Kinder all ihre Fähigkeiten vor ihrem 3. Lebensjahr zu lernen beginnen müssen, da später die neuronalen Verbindungen abnehmen und es dadurch schwerer wird, etwas zu erlernen. Das stimmt allerdings so nicht. Die neuronalen Verbindungen nehmen zwar ab, allerdings hat das nichts mit dem Erlernen neuer Fähigkeiten zu tun. Bis zum 3. Lebensjahr fällt es Kindern aufgrund der zahlreichen neuronalen Verbindungen leichter, Eindrücke wahrzunehmen. Das ist extrem wichtig, da für sie noch alles neu ist und sie die Welt erst noch erkunden müssen. Eine neue Sportart oder ein neues Hobby kann aber durchaus auch im fortgeschrittenen Kindesalter erlernt werden, ohne fürchten zu müssen, dass die schnelle Lernfähigkeit nicht mehr gegeben ist.

4. Lernspielzeuge sind wichtig für die Entwicklung.

Der „Pädagogisch wertvoll“-Stempel auf Spielzeugen kann doch nur bedeuten, dass diese wichtig für die Entwicklung meines Kindes sind? Falsch. Lernspielzeuge sind tatsächlich eher kontraproduktiv, da sie die Kreativität der Kinder unterdrücken. Der Spielablauf wird nämlich durch das Spielzeug bereits vollständig vorgegeben, sodass das Kind nicht angeregt wird, einen eigenen Lösungsweg zu finden. Kinder lernen daher besser in alltäglichen, spontanen Situationen und noch besser, wenn sie dabei mit ihren Eltern interagieren.

5. Babys dürfen nicht verwöhnt werden.

Werden Babys verwöhnt, tanzen sie den Eltern nur auf der Nase herum? Auch ein Mythos! Hebammen und Psychologen sind sich einig, dass man Babys gar nicht genug verwöhnen kann. Denn gerade in den ersten Lebensmonaten benötigen die Kinder viel Liebe und Aufmerksamkeit. Es ist nötig, auf die Bedürfnisse des Kindes unverzüglich zu reagieren, um das Urvertrauen aufrechtzuerhalten. Wenn man das Kind weinen lässt und die Bedürfnisse des Kindes nicht sofort stillt, sorgt das oftmals im weiteren Verlauf des Lebens zu einem Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen.

6. Töpfchentraining muss vor dem 2. Lebensjahr begonnen werden.

Je früher mit dem Töpfchentraining begonnen wird, desto besser? Falsch. Meist fangen Eltern zu früh damit an, obwohl das Kind noch gar nicht bereit ist. Die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Harnblase bilden sich erst zwischen dem 18. und dem 24. Monat aus. Vorher kann das Kind noch gar nicht spüren, wenn die Blase voll ist. Experten empfehlen daher, mit dem Töpfchentraining erst zwischen dem 24. und dem 36. Monat zu beginnen.

7. Lauflernhilfen unterstützen beim Laufenlernen.

Orthopäden warnen vor der Benutzung von Lauflernhilfen. Nicht nur aufgrund des erhöhten Unfallrisikos, sondern vor allem aufgrund der unnatürlichen Position, in die das Kind gedrängt wird. Dies kann zu Fehlbelastungen der Wirbelsäule, Fußfehlstellungen und Muskelverkürzungen führen. Besser ist es, das Kind von selbst aus das Laufen lernen zu lassen – ohne Hilfsmittel.

8. Fernsehgeräusche im Hintergrund beeinflussen das Kind nicht.

Den Fernseher im Hintergrund laufen lassen, ist für Kinder schädlicher als gedacht. Denn Kinder sind nicht in der Lage, Multitasking zu betreiben. Läuft also der Fernseher, wird der Fokus darauf gelenkt und unterbricht so beim Lernen und Spielen. Auch die Sprachentwicklung sowie die allgemeine Lernfähigkeit des Kindes werden laut Studien negativ durch Fernsehgeräusche beeinflusst. Nicht zu vergessen: Häufiges Fernsehen verleitet zu Inaktivität, welche nicht selten in Übergewicht resultiert.

9. Strafe muss sein.

Kinder testen ihre Grenzen – das ist ganz normal. Doch müssen sie dafür bestraft werden? Nein. Es ist ein Mythos, dass Kinder den Eltern auf der Nase herumtanzen, wenn sie keine Strafe für Fehlverhalten erfahren. Man erreicht mit Strafen sogar das genaue Gegenteil von dem, was eigentlich erreicht werden will. Das Kind fühlt sich ungerecht behandelt und greift auf Protestverhalten zurück, anstatt sich seine Fehler einzugestehen. Es empfiehlt sich daher, mit seinen Kindern ruhig über das Fehlverhalten zu sprechen und Regeln für die Zukunft aufzustellen, statt sie seelisch oder gar körperlich zu bestrafen und ihnen so folgenschwer zu schaden.

10. Es zeugt von schlechter Erziehung, wenn die Kinder sich selbst beschäftigen müssen.

Wenn sich das Kind öfters allein beschäftigen muss, verfolgen die Eltern eine schlechte Erziehung? Nicht unbedingt. Denn jede Sekunde bei dem Kind zu sein, tut ab einem Gewissen Alter weder den Eltern noch den Kindern gut. Zudem ist es durchaus förderlich, das Kind hin und wieder allein spielen zu lassen. Sind nämlich Mama und Papa mit im Raum, spielt das Kind eher unter der Führung seiner Eltern, statt genau das zu machen, was es gerade in diesem Moment tun möchte. Dadurch lernt das Kind, selbstständige Entscheidungen zu treffen, was im späteren Leben nicht nur nützlich, sondern auch notwendig ist. 

 

Letztendlich wissen die Eltern natürlich immer am besten, was das Richtige für das eigene Kind ist. Dennoch kann es nicht schaden, sich genauer zu informieren und schädliche Produkte, Gewohnheiten oder Erziehungsmethoden zu vermeiden.

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