16 Gedenkstätten: Amanda Stronza erweist Tieren letzte Ehre

19.10.2020 11:20

Dr. Amanda Stronza ist Anthropologin, Naturschützerin und Fotografin. Sie begeistert sich für wildlebende Tiere. Wer ihr Instagram-Profil „amandastronza“ besucht, findet dort hunderte atemberaubende Bilder von Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum. Manche Fotos stechen jedoch aus der Menge heraus.

Sie zeigen Tiere, die leider schon aus diesem Leben geschieden sind. Weil Amanda die Natur verehrt, hat sie es sich zur Angewohnheit gemacht, die letzten Ruhestätten der Tiere auszuschmücken. Sie dekoriert die sterblichen Überreste mit Blumen und anderen Pflanzen, bevor sie die kleinen Gedenkstätten in einem Foto verewigt. Amanda möchte damit das Leben der Tiere ehren und sie sichtbar machen. Es folgt eine Auswahl von sechzehn rührenden Tierschicksalen:

1. „Wir haben dieses Eichhörnchen heute Morgen auf einem Pfad gefunden. Es war noch warm. Vielleicht wurde es von einem Fahrrad angefahren? Ich habe es unter einen Baum gelegt, umgeben von einem Kreis der Schönheit. Niemand, der es jetzt sieht, wird es mit den Worten 'nur ein totes Eichhörnchen' abtun.“

2. „Mein Freund fand es, als er mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, und schrieb mir eine SMS. Es klingt vielleicht seltsam, dass ein Freund mir schreibt, dass er ein totes Gürteltier gefunden habe. Aber er wusste, dass ich das Gürteltier von der Straße holen müsse, um ihm einen richtigen Abschied zu geben – eines Ritters würdig.“

3. „Oh, wieder einmal hat mein Stubentiger bei mir zu Hause echte Beute gemacht. Er hockte in meinem Wandschrank. Ich dachte zuerst, dass er seine Spielzeugmaus schnappen wollte. Schließlich bemerkte ich, dass er eine echte Maus beobachtete. Es dauerte nur wenige Sekunden. Es tut mir leid, kleine Maus.“

4. „Mögen die Farben und das Licht der Blumen, Zweige, Beikräuter und Blätter, die sie im Tod umgeben, uns helfen, jedes Tier zu sehen. Alle. Ein großer, schöner Dachs. Ich glaube, dass sie schwanger war.“

5. „Wir fanden diesen Hasen – unglaublich klein, von seiner Familie getrennt und von keinem Bau geschützt. Leblos. Wir haben ihn in der Nähe eines Bachs zu seiner letzten Ruhe gebettet, in Schönheit und Liebe. Wir haben eine Kamera in der Nähe aufgestellt, um zu sehen, wer zu ihm kommt. Das ist der Kreislauf des Lebens, des Todes und der Nahrungskreislauf.“

6. „Es ist einfach, nicht hinzuschauen. Es ist normal, an einem toten Tier vorbeizugehen. Es ist einfach, sie zu ignorieren.“

7. „Das ist die dritte Schlange, die ich in kurzer Zeit auf einem kleinen Straßenabschnitt gefunden habe. Es ist eine Strecke, die nur wenige Meter lang ist, aber zwei große Wald- und Savannenareale verbindet, die sich in einer von Menschen bewohnten Gegend befinden.“

8. „'Nur ein weiterer toter Waschbär auf der Straße?' Nein. Es sind alles Wesen mit einem Leben und einer Lebensgeschichte. Sie war noch jung, hatte keine sichtbaren Wunden oder Verletzungen. Sie wurde in der Abenddämmerung getötet. Vielleicht hat sie eine Straße überquert, als es sich abkühlte. Sie war grau in der Abenddämmerung. Ich bin mir sicher, dass sie für den Fahrer unsichtbar war. Es tut mir leid, mein Kleiner.“

9. „Wir haben diese kleine Schildkröte auf unserem Spaziergang gefunden. Natürlich haben wir sie zu einem Baum in der Nähe des Teiches getragen und trotz ihres Todes so viel Schönheit geschaffen, wie wir finden konnten.“

10. „Es passiert jeden Tag, es tut mir so leid. Ich fand sie an einem heißen Morgen. Sie lag auf der Fahrbahn einer 6-spurigen Autobahn, umgeben von unzähligen Wohngebieten.“

11. „Wir haben diesen Nerz letzten Winter auf einem Wildwechsel gefunden. So wunderschön und elegant. Er war völlig nass, aber nicht verletzt, und lag in der Nähe eines Teiches. Ich kannte diese Art nicht. Ich wusste nicht einmal, dass solche Wesen existieren.“

12. „Wir fanden eine weitere Kutscherpeitschennatter auf der Straße. Es ist herzzerreißend, dass ein starkes und sonst so lebendiges Wesen wirkt, als habe man es wie Müll irgendwo hingeworfen. Ich kann es nicht ertragen. Ich stelle mir vor, dass das eine Möglichkeit ist, allen Lebewesen Respekt zu erweisen, auch wenn es für diese Natter zu spät ist.“

13. „Sie wirkte gesund und sogar leicht mollig. Keine sichtbaren Wunden. Vielleicht nur in meinem Herzen.“

14. „Wir haben diesen kleinen Vogel heute Abend auf unserem Spaziergang gefunden. Er war ans Flussufer gespült worden. Ich nahm den kleinen Kerl in meine Handfläche und versuchte, aus dem Tod eine flüchtige Schönheit zu schaffen. Ich habe kein Nest gesehen, aber ein weiblicher Grackel hat mich die ganze Zeit beobachtet. Könnte die Mutter sein. Könnte eines der Tiere sein, das sich von den Toten ernährt. So oder so: Kreislauf des Lebens.“

15. „In einigen Volksweisheiten heißt es, dass Schlangen ein Sinnbild des Lebens, des Todes und der Wiedergeburt seien. Das wäre das ganze Dasein vereint. Der Kreislauf der Unendlichkeit.“

16. „Oh, kleiner Gecko. Es tut mir leid. Ich liebe diese magischen Wesen, die in der Nähe meines Hauses herumwuseln, die Leben und Bewegung in die kleinsten Spalten und versteckte Winkel bringen.“

Es ist wirklich rührend, dass diese Wildtiere nach ihrem Tod auf diese Weise gewürdigt werden. Mögen sie in Frieden ruhen! Weitere ergreifende und bewegende Geschichten findest du unter diesem Absatz:

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