Aphonie: Ursachen und Behandlung des Stimmverlustes

31.07.2019 10:32

Jeder kennt das Gefühl, wenn die Stimme während einer Erkältung heiser wird. Aus dieser Heiserkeit kann sich schnell eine Stimmlosigkeit entwickeln. Wer dieser sogenannten Aphonie dann nicht auf den Grund geht, riskiert einen chronischen Verlauf der Erkrankung.

Was ist Aphonie?
Was sind die Ursachen von Aphonie?
Was sind die Symptome von Aphonie?
Wie erkennt der Arzt Aphonie?
Wie wird Aphonie behandelt?
Wie kann ich Aphonie vorbeugen?
Wie sind die Heilungschancen?

Was ist Aphonie?

Laut Definition ist Aphonie ein kurzzeitiger oder anhaltender Verlust der Stimme. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab: “a” bedeutet “nicht”, “phone” bedeutet “Stimme, Ton”. Aphonie wird ebenfalls als Stimmlosigkeit bezeichnet. Dieses heisere bis tonlose Sprechen hindert die Betroffenen daran, sich mit ihren Mitmenschen zu unterhalten. Alles, was sie beim Sprechen herausbringen, ist ein kaum hörbares Flüstern.

Eine Aphonie ist jedoch keine Sprachbehinderung. Denn die Betroffenen besitzen ein gesundes Sprachvermögen und könnten sich ganz normal artikulieren, wenn ihre Stimme nicht versagen würde.

Häufig betroffen sind Menschen mit Berufen, in denen die Stimme stark belastet wird. Beispielsweise Lehrer, Erzieher, Sänger oder Redner gehören zur Risikogruppe.

Was sind die Ursachen von Aphonie?

Normalerweise schließt sich beim Sprechen die Stimmritze, die zwischen den Stimmbändern liegt. Dadurch wird der hörbare Ton erzeugt. Nicht so bei der Aphonie: Dabei bleibt diese Stimmritze geöffnet, weil die Stimmbänder verkrampfen oder sich nicht richtig schließen können. Als organische Ursache kommen dafür verschiedene Faktoren infrage:

  • Kehlkopfentzündung
  • Kehlkopfreizung nach einer Erkältung
  • Stimmlippenpolypen
  • Stimmlippenknötchen
  • hormonelle Veränderungen
  • Lähmung der Stimmbänder
  • Tumor an den Stimmbändern, Kehlkopfkrebs
  • Stimmverlust nach einer Operation durch die Intubation
  • gelähmte Stimmbänder nach einem Schlaganfall
  • andere Krankheiten wie z.B. Parkinson

Doch oft reicht schon eine Stresssituation, dass einem die Stimme wegbleibt. Typische psychogene Ursachen sind:

  • psychischer Stress
  • Konflikte
  • Überlastung der Stimme
  • Nervosität, z.B. vor einem Vortrag
  • Schock, bei dem man keinen Ton mehr herausbringt

Aber auch Zigarettenrauch und trockene Heizungsluft können die Stimmbänder reizen und Heiserkeit verursachen. Wer bereits unter einer solchen Dysphonieleidet, läuft Gefahr, dass die Stimme vollständig versagt.

Verschiedene Formen der Aphonie

Der Stimmverlust tritt in verschiedenen Formen auf und kann unterschiedlich ausgeprägt sein:

  • Dysphonie: Eine Dysphonie ist die leichtere Variante der Aphonie. Hierbei können die Betroffenen zwar nur sehr leise sprechen oder flüstern, ihre Stimme ist jedoch hörbar. Im Gegensatz zum kompletten Stimmverlust leiden die Betroffenen unter Heiserkeit.

Häufig tritt eine Dysphonie als Folge einer Entzündung des Kehlkopfes oder während einer Erkältung auf. Wird die Stimme dann nicht rechtzeitig geschont, kann sich aus der Dysphonie eine Aphonie entwickeln.

  • Psychogene Aphonie: Bei der psychogenen Form kommt es plötzlich durch einen psychischen Auslöser zum Verlust der Stimme. Typisch sind Stress oder Konfliktsituationen als Ursache für die Stimmstörung. Hörbares Husten, Räuspern und Lachen sind möglich, nicht jedoch das Sprechen. Bei dieser Form sind die Betroffenen organisch völlig gesund.
  • Funktionelle Aphonie: Die funktionelle Form entsteht durch eine Überbeanspruchung der Stimme.

Was sind die Symptome von Aphonie?

Das typische Merkmal der Aphonie ist das Versagen der Stimme. Die Betroffenen würden sich gerne mitteilen, doch ihre Stimmbänder erzeugen keinen hörbaren Ton – im besten Fall nur ein leises Flüstern.

Zusätzlich können je nach Art und Ursache der Stimmlosigkeit noch weitere Symptome auftreten:

  • Schmerzen beim Sprechen
  • trockener Rachen
  • häufiges Bedürfnis zu Räuspern
  • das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben
  • Verspannungen im Nacken
  • Kopfschmerzen

Wie erkennt der Arzt Aphonie?

Eine Stimmlosigkeit, die länger als ein paar Tage anhält, sollte möglichst bald von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Andernfalls kann die Stimme dauerhaft geschädigt bleiben. Für die Diagnose wird der Hals-Nasen-Ohren-Arzt in einem Gespräch die Beschwerden erfragen. Anschließend folgt eine Untersuchung des Kehlkopfes und der Stimmbänder.

Durch eine Kehlkopfspiegelung (Videolaryngoskopie) kann der HNO-Arzt Rachenraum und Stimmlippen auf Veränderungen absuchen. Zusätzlich wird er einen Abstrich machen, um mögliche Erreger einer Infektion festzustellen. Ein Bluttest zeigt ebenfalls an, ob eine Entzündung vorliegt.

Besteht der Verdacht auf einen Tumor oder Kehlkopfkrebs, sichern Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) die Diagnose ab.

> Was passiert bei CT und MRT?

Wie wird Aphonie behandelt?

Wer unter einer Aphonie leidet und die ersten Symptome bei sich beobachtet, sollte sofort seine Stimme schonen. Denn oft reicht es schon aus, die Stimmbänder für ein paar Tage auszuruhen. Versagt die Stimme jedoch weiterhin, ist eine Therapie nötig.

Die Behandlung richtet sich ganz danach, welche Form der Stimmstörung zum Verlust der Stimme geführt hat. Bei den meisten Formen ist eine logopädische Therapie hilfreich, um die Stimmbänder zu trainieren und allmählich die Stimme zurück zu gewinnen. Der Logopäde führt mit den Betroffenen spezielle Übungen zur Stimmbildung und Atmung durch, die in der Regel auch zu Hause geübt werden sollten.

Manchmal hilft nur eine OP

Bei einer Kehlkopfentzündung werden meist Medikamente wie Antibiotikaverabreicht. Ist die Entzündung bereits chronisch, ist auch die Gabe von Cortison möglich. In manchen Fällen kann eine Operation der Stimmbänder notwendig sein. Anschließend erfolgt ebenfalls eine logopädische Stimmtherapie, um die Funktion der Stimmbänder zu trainieren.

Bei psychogenen Stimmstörungen zeigt die Logopädie jedoch keine Wirkung, da die Stimmbänder eigentlich völlig gesund sind und normal funktionieren. Hier kann eine Psychotherapie sinnvoll sein, um den oft stressbedingten Auslöser der Aphonie zu beseitigen.

Hausmittel bei Aphonie

Ist der Stimmverlust eine Folge einer Erkältung oder Kehlkopfentzündung, reicht es meist aus, die Stimme für einen gewissen Zeitraum zu schonen. Sobald die Entzündung abklingt, kehrt auch die Stimme allmählich wieder zurück. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, gibt es ein paar Hausmittel:

  • Gurgeln mit Salzwasser oder Salbei
  • Inhalieren mit Salzwasser oder Kamille
  • ausreichend Trinken, am besten Ingwertee und Kräutertee (zum Beispiel Thymian, Spitzwegerich, Malvenblätter)
  • warme Halswickel, zum Beispiel Kartoffelwickel

Aus der Homöopathie gibt es ebenfalls gewisse Globuli, die bei Aphonie eingenommen werden können. Auch hier richtet sich die Wahl des geeigneten Mittels nach der Ursache der Stimmstörung.

> Hier finden Sie weitere Hausmittel gegen Heiserkeit

Wie kann ich Aphonie vorbeugen?

Manchen Formen der Aphonie, zum Beispiel einer psychogenen oder funktionellen Dysphonie, lässt sich durch entsprechende Maßnahmen und Verhaltensweisen gut vorbeugen. Vor allem Menschen, die ihre Stimme beruflich viel nutzen, sollten auf eine gewisse Stimmpflege achten:

  • Stress vermeiden
  • regelmäßige Entspannungsübungen
  • regelmäßige Stimmübungen
  • die Stimme nicht übermäßig belasten
  • der Stimme auch mal Ruhe gönnen

Organische Schäden an den Stimmbändern können hingegen oft nicht verhindert werden. Hier besteht die einzige Vorbeugungsmöglichkeit in einer gesunden Lebensweise mit einer vitaminreichen Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und dem Verzicht auf Rauchen und Alkohol.

Wie sind die Heilungschancen?

In den allermeisten Fällen ist eine Aphonie heilbar. Durch spezielle Übungen und Medikamente kann die Stimme therapiert werden. Wie lange die Erkrankung anhält, liegt an der Ausprägung und Ursache. Während eine entzündungsbedingte Aphonie nach wenigen Tagen oder Wochen wieder verschwunden ist, kann es bei Lähmungen oder Tumoren durchaus Jahre dauern, bis die Stimme wiederhergestellt werden kann.

Tritt der Stimmverlust durch psychischen Stress auf, kann es ebenfalls einige Zeit dauern, bis die Stimme wieder klangvoll ist. Doch egal, welche Ursache verantwortlich ist: Eine Behandlung sollte in jedem Fall erfolgen, um einen chronischen Verlauf und dauerhaften Stimmverlust zu vermeiden.

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