Ärztin warnt vor veganer Ernährung bei Haustieren: Das ist Tierquälerei

16.08.2019 16:29

Wer sich rein pflanzlich ernährt, will oft auch sein Haustier vegan ernähren. Doch das ist keine gute Idee. Wie sehr die Gesundheit von Hunden und Katzen darunter leidet, erklärt Tierärztin Astrid Behr im Gespräch mit FOCUS Online.

Immer mehr Deutsche setzen auf ein veganes Leben. Nach Angaben des deutschen Vegetarierbunds ProVegernähren sich in Deutschland derzeit rund 1,3 Millionen Menschen rein pflanzlich. Laut Schätzungen sollen pro Tag rund 200 Veganer hinzukommen. Es gibt zahlreiche Restaurants, die sich gerade auf die vegane Küchespezialisiert haben, auch Supermärkte gehen diesem Trend nach.

Doch auch im Tierfutterhandel finden Sie mittlerweile vegane Spezialitäten. Viele kommen dann zu dem fatalen Schluss: „Wenn ich vegan lebe und es mir gut tut, dann muss doch vegane Ernährung auch für mein Haustier gut sein.“

Tiere vegan füttern: „Das ist Tierquälerei!“

Die Frankfurter Tierärztin Astrid Behr hat für diese Menschen eine resolute Antwort: „Nein!“. Auf vegane Ernährung bei Hunden und Katzenangesprochen, hat sie nur eine Meinung: „Fleischlose Fütterung von Hund und Katze ist nicht richtig. Das ist Tierquälerei!“ Und sie spricht nicht nur aus beruflicher Erfahrung. Seit 45 Jahren ist sie Tierbesitzerin. Über die Jahre hinweg habe sie immer wieder zwischen einem und drei Hunden, Katzen und Meerschweinchen gehabt. Auf die Idee, ihre Tiere vegan zu ernähren, würde sie nie kommen.

Sie ist der Ansicht: „Jeder Mensch kann für sich selbst   entscheiden, wie er sich ernährt.Die Hundeund Katzen sind aber von uns abhängig. Heißt: Der Mensch hat die Verantwortung, das Tier so zu halten, wie es für das Tier richtig ist.“

Vegane Ernährung ist gefährlich: Haustieren droht Eiweißmangel

Bedenklich an einer veganen Ernährung sei für Tiere besonders der Mangel an tierischen Eiweißen: „Hunde benötigen rund 60 Prozent tierisches Eiweiß, Katzen sogar 90 Prozent. Das heißt: Einen Hund könnte man theoretisch noch vegetarisch ernähren, bei einer Katze ist das aber unmöglich. Beide Tiere werden häufig zu den Fleischfressern gezählt, tatsächlich handelt es sich aber um Beutetierfresser.“

Daher rät die Expertin allen Haltern: „Baut Fleisch in die Ernährung der Tiere ein.“ Es enthalte besonders hochwertiges Eiweiß, welches Hund und Katze mit essentiellen und gut verwertbaren Aminosäuren versorge. Zudem lieferten Fleisch und Fisch wertvolle Vitamine und Mineralstoffe, beispielsweise Eisen und Zink.

Gefährlich an der veganen Ernährung sei auch das Weglassen von Milchprodukten. „Den Tieren droht ein enormer Nährstoffmangel, was schlimme gesundheitliche Folgen haben kann: die Knochen, die Muskeln, das Immunsystem und der Stoffwechsel könnten beeinträchtigt werden.“

Achten Sie bei der Ernährung Ihrer Haustiere auf Ausgewogenheit!

Entscheidend bei der Tierfütterung ist die Ausgewogenheit, denn nur so bleiben Haustiere gesund:

1. Makronährstoffe, wie Proteine, Kohlenhydrate und Fette

2. Mikronährstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente

Eine ausreichende Nährstoffzufuhr durch eine     rein pflanzliche Ernährungsei derzeit wissenschaftlich noch nicht bewiesen. „Daher ist es nicht auszuschließen, dass die vegane Fütterung trotz einer rechnerischen Bedarfsdeckung dennoch unzureichend ist“, erklärt Behr.

Auch von anderen neueren Ernährungstrends rät sie eher ab, beispielsweise vom sogenannten „Barfen“, der Rohfleischfütterung bei Hunden. „Barf“ steht hier für „Bones and raw foods“. Diese Ernährungsform sei zwar per se nicht schlecht, führe aber auch häufig zu einer Mangelernährung. Es fehlten wichtige Nährstoffe. „Es gibt auch massive Hygieneprobleme, es besteht Salmonellengefahr.“

Selbstkocher sollten sich von Fachmedizinern beraten lassen

Es gibt auch Hunde- und Katzenbesitzer, die bei der Tierernährung auf Selbstgekochtes schwören. Die Expertin ruft auch hier zur Vorsicht auf: „Wer selbst kocht, sollte sich bei der Nahrungszusammenstellung von Fachmedizinern beraten lassen.“ Viel zu oft würden wichtige Nährstoffe fehlen. So brauche ein Welpe eine ganz andere Zusammenstellung als ein erwachsener Hund. Auch eine trächtige Hündin benötige beispielsweise besonders viel Eiweiß.

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Die Tierärztin empfiehlt, sich einen ausgewogenen Ernährungsplanzusammenstellen zu lassen. Dietierärztliche Fakultät der LMU München bietet beispielsweise telefonische Ernährungsberatungen für Hunde und Katzen an. Alternativ könnten Tierbesitzer sich auch vom Tierarzt beraten lassen.

Dieser könne alternativ auch spezielle Fertigfuttermittel empfehlen. „Was als Alleinfuttermittel in Deutschland deklariert ist, muss eigentlich alle wichtigen Nährstoffe enthalten. Ist das nicht der Fall, ermittelt das beispielsweise die Die Stiftung Warentest in regelmäßigen Tests. An denen kann man sich dann orientieren, sollte man sich für Fertigfuttermittel entscheiden.“

Quelle