Augenmigräne: Wenn es flimmert, blitzt und hämmert

29.09.2022 12:51

Alles, was das Sehen einschränkt, ist gruselig und macht Angst. Flimmern, Fusseln, Blitze – dahinter vermutet man schnell etwas Ernstes. In vielen Fällen ist das, was gemeinhin als Augenmigräne bezeichnet wird, aber zum Glück völlig harmlos – wenn auch unangenehm. So plötzlich die Attacken auftreten, so schnell verschwinden sie meist wieder.

Auf einmal nicht mehr richtig sehen können und alles verschwommen wahrnehmen – das ist für Betroffene wahnsinnig beunruhigend. Dahinter muss aber nicht gleich eine ernsthafte Erkrankung des Auges stecken. Häufig handelt es sich dabei um vorübergehende Funktionsstörungen, die kurz die Sicht trüben, aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. Die Augenmigräne (Fachbegriff: ophthalmische Migräne) ist somit eine kurzzeitige Sehstörung, die auf beiden Augen gleichzeitig auftritt.

Wenn die Augen schlappmachen

Ein Augenmigräne-Anfall hält etwa fünf bis zehn Minuten an. Nur selten dauern die Sehstörungen länger, manchmal bis zu einem halben Tag. Junge Erwachsene sind übrigens besonders oft von den verschobenen visuellen Eindrücken betroffen.

Typische Symptome sind Ausfälle oder Abschwächungen des Gesichtsfeldes (sogenannte Skotome) und Wahrnehmungsstörungen wie Lichtblitze, Flackern, Flimmern oder gezackte, schillernde Linien. Die Sehstörungen können mit Kopfschmerzen einhergehen, müssen aber nicht. Ein Zusammenhang mit der klassischen Migräne ist also nicht zwingend.

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Lichtempfindlichkeit

Die ophthalmische Migräne tritt in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf:

  • Als „Vorankündigung“ Migräne-typischer Kopfschmerzen. Dieses neurologische Symptom wird auch Aura genannt.
  • Allein (ohne Migräne im Nachklang): In diesen Fall werden die Sehstörungen im Zuge der Augenmigräne oft als Augenerkrankung fehlinterpretiert.
  • Eine sehr seltene, aber schwere Form der Augenmigräne ist die ophthalmoplegische Migräne: Sie wird begleitet von zusätzlichen Symptomen wie geweiteten Pupillen, Doppelbildern, hängenden Augenlidern und einer Lähmung der Augenmuskulatur.

Sonderform: Die retinale Migräne betrifft vor allem die Netzhaut und verursacht im Unterschied zur Augenmigräne immer eine einseitige Sehstörung.

Ophthalmische Migräne: Was sind die Ursachen?

Eine Augenmigräne ist neurologischer Natur. Es wird angenommen, dass die Beschwerden aus Durchblutungsstörungen im Bereich der Sehrinde resultieren. Heißt: Der Teil des Gehirns, der die visuelle Wahrnehmung steuert, bekommt zu wenig Blut und dadurch auch zu wenig Sauerstoff. Die Unterversorgung führt zu kurzzeitigen Funktionsstörungen. Visuelle Reize werden dann nicht korrekt übermittelt und verarbeitet.

Was die Attacken im Detail verursacht, ist bislang noch nicht vollends geklärt. Offenbar gibt es verschiedene Anlässe für eine Augenmigräne. Eine besondere Rolle spielen dabei Umwelteinflüsse und der individuelle Lebensstil der Betroffenen, die zu einer Überlastung des Auges führen. Folgende Faktoren werden als Auslöser (sogenannte Trigger) diskutiert:

  • Stress
  • Schlafmangel
  • Hormonelle Schwankungen (insbesondere bei Frauen)
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Wetterschwankungen
  • Bestimmte Lebensmittel mit Inhaltsstoffen wie Glutamat, Tyramin oder Histamin (zum Beispiel: Schokolade, Nüsse, Milch, Leber)
  • Bestimmte Medikamente
  • grelles Licht

Wie wird eine Augenmigräne behandelt?

In vielen Fällen sind Medikamente unnötig, weil die Sehstörungen oft nicht allzu intensiv sind und die Anfälle meistens nur einige Minuten anhalten.

Bei einem akuten Anfall können daher schon einfache Maßnahmen Linderung schaffen:

  • Licht aus, rein ins Bett: Oft helfen eine ruhige Umgebung und ein Nickerchen über eine Augenmigräne-Attacke hinweg
  • Kühlen Kopf bewahren: Kalte Tücher auf Stirn und Augen lindern die Schmerzen
  • Runterkommen: Viele schwören auf Entspannungstechniken wie Autogenes Training

Bei heftigen Beschwerden, insbesondere in Verbindung mit Kopfschmerzen, kann der Einsatz von Schmerzmitteln, Medikamenten gegen Übelkeit oder Migränetherapeutika sinnvoll sein. Weil Betroffene mit der Zeit lernen, welche Auslöser ihre Augen überfordern, können sie Trigger-Situationen aus dem Weg gehen und zukünftigen Anfällen vorbeugen. Kommt es aber immer wieder zu Attacken, besser zum Arzt bzw. Augenarzt gehen. Das ist wichtig, um gefährliche Grunderkrankungen wie eine Netzhautablösung oder einen Schlaganfall auszuschließen.

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