Austro-Türkin flog nach Demo in Wien auf

02.09.2020 11:54

„Türkische Spionage hat in Österreich keinen Platz“, verkündete Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag vor versammelter Presse. Dass sie jenen Platz eine Zeit lang hatte, zeigt aber die Festnahme einer Oberösterreicherin mit türkischen Wurzeln in Wien. Die Frau hatte für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan spioniert, ein Tiroler ließ sich trotz Haft nicht rekrutieren.

BVT-Ermittlungen nach den Gewaltausbrüchen zwischen Kurden und Türken im Juli in Wien-Favoriten brachten einen brisanten Spionagefall zutage: Eine Austro-Türkin - laut „Krone“-Recherchen eine Oberösterreicherin - wurde in Wien verhaftet. Sie ist voll geständig, Teil eines Spitzel-Netzwerkes, das via Messenger-Dienst WhatsApp kommunizierte, zu sein. Zuvor befand sie sich in Izmir in Haft. Sie wartet auf freiem Fuß und unter Polizeischutz auf ihren Spionageprozess.

Ein Tiroler (46) ließ sich dagegen nicht rekrutieren. Nachdem er 2018 an einer Anti-Erdogan-Demo in Innsbruck teilgenommen hatte, wurde auch er auf Heimatbesuch in der Türkei verhaftet. Er verbrachte drei Monate im Gefängnis - ohne Gerichtsverfahren. Mit einem Bild von der Demo und seiner Adresse wurde er unter Druck gesetzt. Zurück in Österreich meldete er die Vorfälle.

Raab: „Erdogans Arm reicht bis nach Favoriten“
Gesamt wird nach den Festnahmen in Wien gegen 30 Verdächtige ermittelt. „Erdogans Arm reicht bis nach Favoriten“, so Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Der Einfluss sei Gift für die Integration.

Welche diplomatischen Folgen die Spitzel-Affäre für die österreichisch-türkischen Beziehungen nun haben wird, ist (noch) unklar. Nehammer sucht aber bereits den Schulterschluss mit EU-Amtskollegen, um sich gegen den Einfluss Ankaras zu wehren.

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