Bauchfellentzündung: Ursachen, Symptome und Behandlung

10.09.2019 09:25

Starke Bauchschmerzen sowie ein harter, aufgeblähter Bauch können auf eine Bauchfellentzündung hindeuten. Wer besonders gefährdet ist, die Krankheit zu entwickeln und wie diese behandelt wird, erfahren Sie hier.

Was ist eine Bauchfellentzündung?
Was sind die Ursachen einer Bauchfellentzündung?
Was sind die Symptome einer Bauchfellentzündung?
Wie erkennt der Arzt eine Bauchfellentzündung?
Wie wird eine Bauchfellentzündung behandelt?
Wie kann ich einer Bauchfellentzündung vorbeugen?
Wie sind die Heilungschancen bei einer Bauchfellentzündung?

Was ist eine Bauchfellentzündung?

Bei einer Bauchfellentzündung, auch Bauchhöhlenentzündung genannt, ist laut Definition die glatte, dünne Haut entzündet, die den Bauchraum von innen auskleidet. Der medizinische Fachbegriff für diese Erkrankung lautet Peritonitis: “Peritoneum” ist das lateinische Wort für das Bauchfell, die Endung “–itis” weist auf eine Entzündung hin.

Meist ist die Bauchfellentzündung die Folge einer bereits bestehenden Entzündung im Bauchbereich. So können beispielsweise eine Blinddarmentzündung, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung und eine Gallenblasenentzündung zu einer Peritonitis führen. Dann werden durch die zugrunde liegende Erkrankung Keime freigesetzt, welche die Bauchfellentzündung auslösen. Man spricht in diesem Fall von einer sekundären Peritonitis.

Die primäre Peritonitis ist wesentlich seltener. Sie entsteht, wenn Bakterien über den Blutkreislauf in die Bauchhöhle gelangen und wird daher auch spontane bakterielle Peritonitis genannt. Des Weiteren wird zwischen einer lokalen und einer diffusen Peritonitis unterschieden: Erstere ist auf einen bestimmten Bereich des Bauches begrenzt, letzte betrifft den gesamten Bauchraum.

Medizinischer Notfall!

Wichtig zu wissen: Eine Bauchfellentzündung ist ein medizinischer Notfall. Es drohen lebensgefährliche Komplikationen wie eine Blutvergiftung und ein Organversagen. Nicht selten muss der Patient intensivmedizinisch betreut werden, um sein Leben zu retten. Dabei werden sowohl die auslösende Erkrankung als auch die Bauchfellentzündung selbst behandelt. Übrigens: Auch Hunde, Katzen und Pferde können eine Bauchfellentzündung bekommen. Allerdings sind die Ursachen bei Tieren oft andere als beim Menschen.

Was sind die Ursachen einer Bauchfellentzündung?

Fast immer sind es Bakterien, die die Bauchfellentzündung auslösen, beispielsweise das Darmbakterium Escherichia coliStreptokokken oder Pneumokokken. Die Keime können auf verschiedenen Wegen in das Bauchfell gelangen und dieses infizieren. Bei der sekundären Peritonitis sind zunächst Bauchorgane entzündet, etwa der Blinddarm, der Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Gallenblase oder die kleinen Ausstülpungen der Darmwand, die sogenannten Divertikel.

Durch feine Schäden oder Verletzungen in der Organwand, aber auch durch einen lebensbedrohlichen Durchbruch im betreffenden Bauchorgan, können die Erreger vom ursprünglichen Entzündungsherd in das Peritoneum gelangen und dort die Erkrankung verursachen. Die Schädigung der Organwand ist meist eine Folge des Entzündungsvorgangs im Bauchraum. Seltener steckt eine Schuss- bzw. Stichwunde oder eine Verletzung während einer OP dahinter – etwa bei einem kürzlich durchgeführten Kaiserschnitt.

Liegt die Ursache der Bauchfellentzündung außerhalb des Bauchraums, spricht man von einer primären Peritonitis. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Patient an einer Leberzirrhose beziehungsweise an Bauchwassersucht leidet und die Keime über die Blut- oder Lymphbahn in die Bauchhöhle gelangen. Aber auch die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe sowie bei Frauen eine Eileiterentzündung und eine Eileiterschwangerschaft können die Krankheit hervorrufen.

Eine Sonderform ist die CAPD-Peritonitis: Dabei handelt es sich um eine Komplikation, die bei Dialyse-Patienten auftreten kann. Müssen sich die Nierenkranken einer Bauchfelldialyse, kurz CAPD, unterziehen, können Keime über den Katheter in die Bauchhöhle wandern und dort eine Bauchfellentzündung auslösen. In seltenen Fällen entsteht die Peritonitis nicht durch eine Bakterieninfektion, sondern durch Körperflüssigkeiten wie Magensaft, Urin oder Galle, die aufgrund einer inneren Verletzung in den Bauchraum gelangt sind. Diese Form der Bauchfellentzündung nennt man chemische Peritonitis. Daneben kommen bösartige Tumorzellen als seltene Verursacher einer nicht bakteriell bedingten Peritonitis infrage.

Was sind die Symptome einer Bauchfellentzündung?

Die Symptome hängen mit dem individuellen Auslöser zusammen. Man unterscheidet zwischen Beschwerden, die durch die Peritonitis selbst entstehen, sowie Symptomen, die durch die zugrunde liegende Erkrankung hervorgerufen werden.

Typisch sind starke Bauchschmerzen, die je nach Ursache der Erkrankung auf einen Teil des Bauches beschränkt sind oder den kompletten Bauch umfassen und bis zum Rücken ausstrahlen können. Darüber hinaus ist der Bauch aufgebläht und hart, insbesondere im fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Der Patient zeigt eine sogenannte Abwehrspannung, bei der sich die Bauchdeckenmuskulatur aufgrund des Schmerzes zusammenzieht. Ein Kreislaufschock ist möglich. Diese Symptomatik fassen Mediziner unter dem Begriff “Akutes Abdomen” zusammen. Da jede Bewegung den Schmerz verstärkt, liegen die Betroffenen oft in gekrümmter Haltung und mit angezogenen Beinen im Bett.

Dazu kommt ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die Patienten entwickeln Fieber, verspüren Übelkeit und müssen erbrechen. Weitere allgemeine Symptome sind Appetitlosigkeit, Verstopfung und ein niedriger Blutdruck. Durch die Entzündungsprozesse im Körper können sich Abszesse bilden. Löst ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür die Bauchfellentzündung aus, kann sich dies durch blutiges Erbrechen äußern. Koterbrechen deutet auf einen Darmverschluss hin.

Wie erkennt der Arzt eine Bauchfellentzündung?

Bei Verdacht auf Bauchhöhlenentzündung sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Insbesondere die eitrige sekundäre Peritonitis ist eine lebensgefährliche Erkrankung, bei der rasches Handeln gefragt ist. Der Arzt wird Sie zunächst nach bekannten Grunderkrankungen und vorangegangenen Operationen beziehungsweise einer etwaigen Punktion des Bauchraums befragen. Vor allem chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, aber auch schwere Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre sowie eine Leberzirrhose begünstigen eine Bauchfellentzündung.

Im Anschluss wird der Mediziner vorsichtig Ihren Bauch abtasten und Sie fragen, in welchem Bereich Sie Schmerzen verspüren. Beschwerden im unteren rechten Teil deuten auf eine Blinddarmentzündung, während Schmerzen im linken Unterbauch für eine Divertikulitis sprechen. Beides kann eine Bauchfellentzündung auslösen. Im Anschluss folgt eine Blutuntersuchung: Bei vorliegender Peritonitis sind bestimmte Entzündungswerte im Blut erhöht.

Um die Ursache der Bauchfellentzündung herauszufinden, werden bildgebende Verfahren wie UltraschallRöntgen und/oder Computertomografie angewandt. Dadurch kann man zum Beispiel Luft oder Flüssigkeit in der Bauchhöhle sichtbar machen, was auf einen Darmdurchbruch oder eine Leberzirrhose hindeuten kann. Vom Bauchwasser wird gegebenenfalls mithilfe einer Hohlnadel eine Probe entnommen und diese im Labor untersucht. So kann der Arzt den Erreger der Bauchfellentzündung ermitteln. Hat sich die Peritonitis aufgrund einer Bauchfelldialyse entwickelt, betrachtet der Arzt die Dialyseflüssigkeit genauer. Finden sich darin weiße Blutkörperchen, spricht dies für eine Entzündung.

Wie wird eine Bauchfellentzündung behandelt?

Die Therapie richtet sich nach dem Auslöser der Erkrankung. Leidet der Patient an einer primären Peritonitis, bei der Bakterien durch den Blutkreislauf in die Bauchhöhle gelangt sind, erfolgt die Behandlung mithilfe von Antibiotika. Diese kann der Arzt in Tablettenform oder mittels Infusion verabreichen.

Bei der sekundären Peritonitis muss der Entzündungsherd meist operativ beseitigt werden – je nach Auslöser der Bauchfellentzündung wird der Chirurg also den Wurmfortsatz des Blinddarms, die Gallenblase oder den infizierten Darmabschnitt entfernen. Abhängig von der Ursache und der Ausdehnung der Entzündung ist dies entweder durch einen minimalen Eingriff oder nur durch eine Laparoskopie möglich, das heißt durch die Eröffnung der Bauchdecke. Während der Operation spült der Chirurg den Bauchraum aus, um Eiter, Bakterien, Blut und totes Gewebe zu entfernen. Dann legt er eine Drainage, damit die Flüssigkeit nach der OP ablaufen kann. Hat der Arzt einen Teil des Darms entfernt, bekommt der Patient außerdem einen künstlichen Darmausgang.

Anschließend wird der Patient auf die Intensivstation verlegt. Hier werden seine Vitalfunktionen genau überwacht, da eine Bauchfellentzündung zu einer lebensbedrohliche Blutvergiftung führen kann. Außerdem muss der Betroffene häufig vorrübergehend künstlich ernährt und/oder künstlich beatmet werden. Zusätzlich bekommt er Antibiotika und Schmerzmittel. Die Dauer der Behandlung hängt von vielen Faktoren wie der Krankheitsursache, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Wie lange man krank ist, lässt sich also pauschal nicht sagen. Grundsätzlich kann es aber mehrere Monate dauern, bis man komplett genesen ist.

Wie kann ich einer Bauchfellentzündung vorbeugen?

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Bauchfellentzündung führen können. Gegen die meisten, wie etwa gegen die Blinddarmentzündung, gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen.

Allein der chronischen Leberentzündung, die eine Leberzirrhose und Bauchwassersucht auslösen kann, können Sie gezielt vorbeugen. Der Grund für diese Erkrankung ist häufig übermäßiger Alkoholkonsum. Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, sollte Alkohol daher nur in Maßen genießen – oder komplett darauf verzichten.

Wie sind die Heilungschancen bei einer Bauchfellentzündung?

Je früher die Bauchfellentzündung und die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden, desto besser sind die Heilungsaussichten.

Grundsätzlich verläuft die primäre Peritonitis meist milder und heilt in vielen Fällen durch eine rasche Antibiotikagabe gut aus. Allerdings sind Rückfälle möglich.

Deutlich ungünstiger ist die Prognose aber für Patienten mit Leberschaden: Hier liegt die Sterblichkeitsrate bei bis zu 50 Prozent. Auch die sekundäre Peritonitis kann je nach Auslöser einen schweren Verlauf nehmen. Sie endet für 20 bis 30 Prozent der Patienten tödlich.

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