Bäuerin Anja kämpft: 700 Tiere sollen wegen Herpes-Virus getötet werden

14.11.2019 11:28

Andrea Giesen mit Kuh und Kälbchen. Auch sie sollen getötet werden

Aachen – 700 Kühe sollen in Aachen getötet werden, obwohl sie nicht krank sind. Doch sie tragen das BHV1-Virus (umgangssprachlich Rinderherpes) in sich.

Wenn Bäuerin Anja Giesen (29) mit ihren Kühen im Stall steht, wirkt alles wie immer. Aber nichts ist wie immer. Bei einer Routineuntersuchung wurde das BHV1-Virus nachgewiesen, deshalb sollen allein all ihre 530 Kühe getötet werden. Das will die Bäuerin mit aller Macht verhindern.

BHV1 ist ein Virus, das bei Rindern eine Art Grippe auslösen, aber auch zu Problemen bei der Trächtigkeit führen kann. Für Rinder ist es ansteckend, für andere Tiere oder Menschen ungefährlich.

Die Kühe zeigen keine Krankheitssymptome, sind für Menschen und andere Tiere ungefährlich​

Weil Deutschland als BHV1-frei gilt, hat das Veterinäramt der Städteregion Aachen den Tötungsbefehl für diesen und zwei weitere Betriebe mit insgesamt 700 Rindern erlassen. 

„Es ist ein Albtraum“, sagt Anja Giesen und streichelt ein Kälbchen. Auch das müsste sterben. Die Bäuerin vermutet, dass das Virus aus Holland oder Belgien kam. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze liegt der Familienbetrieb der Giesens. Dort gelten andere Gesetze, betroffene Tiere werden geimpft. In Deutschland ist das verboten. Wer Antikörper bildet, ist nicht frei von BHV1.

Der Kreis will die Tötung notfalls mit Gewalt durchsetzen. Dagegen wollen die Giesens bis in die letzte Instanz klagen.

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Unterstützung bekommen sie vom Bauernbund Brandenburg, der Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe. Dessen Präsident Marco Hintze: „In den fragwürdigen Versuch, den Status totaler BHV1-Freiheit zu erlangen, wurden in der Vergangenheit bereits Unsummen an Steuergeldern versenkt, offensichtlich ohne Erfolg. Es wird Zeit, sich von dieser Illusion zu verabschieden.“

Für die Bauern sei die Tötung ihrer Tiere nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern eine emotionale Katastrophe. „Da wird im Handstreich Zuchtarbeit von Jahrzehnten zunichte gemacht.“

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