Rückruf – in Energydrink steckt mehr Viagra als in einer Tablette

26.03.2019 06:07

Sie sollen Flügel verleihen oder uns die ganze Nacht feiern lassen: Energydrinks versprechen allerlei Wunderwirkungen. Nun musste ein in Sambia beliebter Drink aus dem Handel genommen werden – weil er mehr Viagra enthielt als eine der blauen Tabletten.

Jeder kennt die Werbung mit den Flügeln. Energydrinks gehören für viele Menschen zum Alltag, zum Feiern oder zum Wachwerden. Mit sexueller Potenz verbindet man die meisten aber wohl nicht. Nun musste ein in Sambia besonders beliebter Drink aus dem Handel genommen werden.

Der Vorwurf: Natural Power High Energy Drink SX soll den Viagra-Wirkstoff Sildenafil enthalten – obwohl der nicht auf der Verpackung angegeben wird. Behörden in Sambia hatten den Potenz-Wirkstoff entdeckt, nachdem ein Mann aus Uganda nach dem Konsum des Getränkes über eine sechsstündige Erektion und Herzrhythmus-Probleme geklagt hatte.

Potentes Gemisch

Das Getränk sei wegen des Wirkstoffs eine "Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung", zitiert die Lokalzeitung "Lusaka Times" einen Behördensprecher. Tatsächlich war der Wirkstoff nicht nur in Spuren vorhanden. Zwischen 68,5 und 71,3 Milligramm Sildenafil wurden pro 250-Milliliter-Flasche gefunden. Zum Vergleich: Viagra-Hersteller Pfizer bietet sein Medikament in Varianten mit 25, 50 und 100 Milligramm Wirkstoff an. Die Flaschen enthielten also soviel Wirkstoff wie bis zu drei der blauen Tabletten.

Auf der Flasche selbst war das Sildenafil nicht vermerkt. Natural Power High Energy Drink SX wird zwar als aphrodisierend bezeichnet, sonst aber wie ein gewöhnlicher Energydrink als Wach- und Fitmacher beworben. Problematisch ist der Einsatz des Potenzmittels vor allem deswegen, weil es zwar relativ sicher, aber nicht frei von Nebenwirkungen ist. So klagen manche Nutzer über Kopf- und Magenschmerzen, in extrem seltenen Fällen kann es auch zu Sehstörungen bis zur Blindheit führen. Zudem ist der Wirkstoff auch in Sambia verschreibungspflichtig.

Nicht selbst entdeckt

Der Pharma-Verband von Sambia sieht den Schritt daher positiv. Allerdings erhebt er auch Vorwürfe: Die Behörden hätten früher reagieren müssen, erklärte der Leiter des Verbands der "BBC". Erst Laborergebnisse aus Nachbarstaaten hätten Sambias Behörden auf die Spur gebracht. "Die Sperre ist richtig, aber sie ist für unser Land auch beschämend", erklärte er demnach. "Wir mussten uns auf die Ermittlungen anderer Staaten verlassen."

Der Hersteller Revin hat sich offiziell nicht zu den Vorwürfen geäußert. Neben dem Energy-Getränk bietet er auch Fruchtsäfte und einen Ingwerdrink an. "Das ist ein Plan, um uns dichtzumachen", zitiert die "Lusaka Times" einen anonymen Mitarbeiter. "Das Produkt ist in Sambia seit einem Jahr im Handel, es gab nie eine einzige Beschwerde." Dabei müsste die Wirkung doch durchaus aufgefallen sein.

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