Blutgruppendiät: Richtig ernähren nach Typ 0 und Co.?

22.01.2019 13:16

Warum will es bei manchen Menschen mit dem Abnehmen einfach nicht klappen? Diese Frage ist für Anhänger der Blutgruppendiät leicht zu beantworten: Wer nicht das isst, was zu seiner Blutgruppe passt, verlangsamt seinen Stoffwechsel zu sehr. Aber stimmt es wirklich, dass es zu jeder Blutgruppe die richtige Ernährungsform gibt? Hier erfahren Sie, was hinter der Blutgruppendiät steckt und ob Sie damit gesund abnehmen können.

Die Blutgruppendiät ist keine schnelle “Crash”-Diät, sondern als dauerhafte Ernährungsform gedacht. Erfunden hat sie der US-amerikanische Naturheilkundler Peter D’Adamo. Für jede der vier unterschiedlichen Blutgruppen des AB0-Systems hat er Lebensmittel festgelegt, die entweder bekömmlich sind oder besser vermieden werden sollten.

Was ist das Konzept der Blutgruppendiät?

Die Theorie von Peter D’Adamo basiert auf der Annahme, dass die verschiedenen Blutgruppen im Laufe der Menschheitsgeschichte entstanden sind. Jede der vier Blutgruppen ist demnach an einen Zeitraum der menschlichen Entwicklung besonders gut angepasst und verträgt evolutionär bedingt manche Lebensmittel gut oder schlecht. Nach Ansicht des Naturheilkundlers bringen Menschen verschiedener Blutgruppen also unterschiedliche Bedürfnisse an die Ernährungmit.

Eine wichtige Rolle bei der Blutgruppen-spezifischen Diät spielen die sogenannten Lektine. Das sind komplexe Eiweiße, die in verschiedensten Lebensmittel vorkommen und laut D’Adamo nicht jedem Menschen gleichermaßen gut bekommen. Bestimmte Lektine würden sich demnach nicht mit dem Antigen der eigenen Blutgruppe vertragen, was zu Verklumpungen der roten Blutkörperchen führe. Das wiederum verlangsame den Stoffwechsel, könne dick oder sogar krank machen.

Welche Nahrungsmittel für welche Blutgruppe?

Je nach Blutgruppe empfiehlt D’Adamo zum Beispiel eine Ernährung mit viel Fleisch, Getreide oder Gemüse, jeweils angepasst an die angebliche Ursprungsernährung der verschiedenen Blutgruppen. So soll der Körper nur diejenigen Lektine erhalten, die er auch verträgt.

Blutgruppe 0: “Der Jäger”

Blutgruppe 0 ist laut D’Adamo die älteste Blutgruppe im AB0-Blutgruppensystem und stammt aus der Zeit vor rund 40.000 Jahren, als der Mensch noch ein Jäger und Sammler war. Er empfiehlt daher, viel Fisch und Fleisch zu essen, dazu Obst und Gemüse. Ackerbau und Viehzucht waren den “Jägern” dagegen noch weitgehend unbekannt – und somit auch Getreide und Milchprodukte. Deswegen sollten Menschen mit Typ 0 diese Lebensmittel meiden.

Blutgruppe A: “Der Landwirt”

Für Menschen mit der Blutgruppe A soll eine vegetarische Ernährung am besten verträglich sein. Der Grund: Die Blutgruppe stammt angeblich aus der Zeit, als der Mensch sesshaft wurde und anfing, Feldfrüchte anzubauen. Typ A sollte daher viel Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse essen. Auch Tofu ist empfehlenswert. Fisch und Fleisch sollten dagegen nur in kleinen Mengen verzehrt werden, ebenso wie die meisten Milchprodukte (Ausnahme: Joghurt und Kefir).

Blutgruppe B: “Der Nomade”

Der B-Typ ist laut Blutgruppendiät in Asien entstanden – in der Zeit, als Nomadenvölker die mongolische Steppe durchwanderten. Ähnlich wie diese Nomaden sollten sich Menschen mit der Blutgruppe B auch heute noch von viel Milch, Käse, Fleisch, aber auch Gemüse und Obst ernähren. “Nomaden” gelten alsAllesesser und vertragen angeblich nur wenige Nahrungsmittel schlecht, wie zum Beispiel Hühnchen, Tomaten und einige Getreidearten wie Weizen.

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Blutgruppe AB: “Der Rätselhafte”

Einer Person mit Blutgruppe AB bekommt laut D’Adamo eine Mischkost am besten. Diese besteht aus einem Mix aus Eiern, Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse. Fisch, Fleisch und Milchprodukte sollten nur sehr maßvoll verzehrt werden. Der AB-Typ gilt als eine Art Nachkomme von Typ A und B und “moderner” Mensch.

Hier finden Sie eine genaue Auflistung von Lebensmitteln, die für die jeweilige Blutgruppe infrage kommen oder nicht.

Was für eine Blutgruppendiät spricht

Anders als bei strengen Diäten müssen Sie bei einer Blutgruppendiät keine Kalorien zählen. Das ist prinzipiell gut, denn strikte und einseitige Diäten können zu einem Nährstoffmangel führen. Positiv ist auch, dass die Blutgruppen-Ernährung bei allen vier Typen auf viel Obst und Gemüse setzt.

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Kritik an der blutgruppenspezifischen Ernährung

Der Erfinder der Blutgruppendiät liegt falsch: Die unterschiedlichen Bluttypen haben sich nicht nacheinander im Laufe der menschlichen zivilen Entwicklung herausgebildet, sondern parallel.

Der Blutgruppendiät fehlt eine wissenschaftliche Grundlage. Keine Studie hat bislang erwiesen, dass Lektine zu Blutverklumpungen führen könnten. Zwar gibt es einige pflanzliche Eiweiße, die der menschliche Organismus nicht verträgt (wie etwa in rohen grünen Bohnen), allerdings können diese durch Kochen problemlos neutralisiert werden.

Zudem ist es schwer nachvollziehbar, aus welchem Grund bestimmte Nahrungsmittel gemieden werden sollten. So empfiehlt D’Adamo dem Typ 0 beispielsweise, Broccoli zu essen, rät aber von Blumenkohl ab – obwohl diese eng verwandt sind. Ein weiteres Beispiel: Personen mit Blutgruppe B sollten viele Milchprodukte konsumieren, weil sie diese besonders gut verwerten könnten. Nun haben aber viele Asiaten diese Blutgruppe und sind laktoseintolerant. Es ist also alles andere als ratsam für sie, viel Joghurt und Co. zu essen.

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Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Ernährung zum Teil sehr ballaststoffarm ist oder zu sehr auf tierischen Eiweißen basiert. Zu viel Fleisch kann wegen des hohen Gehalts an Purin zu Entzündungen, Gicht oder Harnsteinen führen.

Fazit: Die Unterteilung in essbare und zu vermeidende Lebensmittel ist zum Teil sehr streng und basiert zudem auf keiner ernährungswissenschaftlich erwiesenen Grundlage. Der komplette Verzicht auf einzelne Nahrungsmittel ist in der Regel nicht gesund, jedenfalls nicht bei Naturprodukten. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät von dieser Diät ab, weil sie auf Dauer zu einseitig ist. Besser ist eine ausgewogene Ernährung, die Sie ausreichend mit Vitalstoffen versorgt und fit hält.

Quelle