Brittney Griner in Strafkolonie Nr. 2 – ein Loch für besonders gefährliche Gefangene

24.11.2022 10:36

Die US-Basketballerin Brittney Griner wurde in eine russische Strafkolonie überführt. Was sie dort erwartet und was die Menschen in der Region von der Inhaftierung halten.

Die Strafkolonie Nummer 2 liegt inmitten einer Landschaft schneebedeckter Wälder und Sümpfe. "Normalerweise kommen hier Gefangene hin, die als besonders gefährlich gelten", sagt der Taxifahrer Witali Dojne, der selbst sechs Jahre in einem der berüchtigten Arbeitslager in der russischen Republik Mordwinien gefangen war. Seit einigen Tagen ist hier im Dorf Jawas auch die US-Basketballerin Brittney Griner inhaftiert. Dojne wundert sich, dass eine so bekannte Sportlerin "in so ein Loch" gesteckt wurde. 

Griner, zweifache Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen, wurde im August zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Die russische Justiz wirft ihr Drogenbesitz und Handel vor, weil sie am Moskauer Flughafen mit einem Vaporizer mit einer kleinen Menge Cannabis-Öl aufgegriffen wurde. Griner sagt, sie habe damit in Absprache mit ihrem Arzt Schmerzen behandelt.

Ihre Unterstützer sehen in ihr eine geopolitische Geisel, die es Moskau erlaube, mitten im Krieg gegen die Ukraine mit Washington zu feilschen. Derzeit wird über einen Gefangenenaustausch verhandelt.

Kolonie Nummer 2 ein "relativ normales Gefängnis"

Auf dem Markt in Jawas sagen die meisten, sie wüssten nichts vom Basketball-Star im örtlichen Straflager – wenn sie überhaupt mit dem Reporter sprechen. Swjetlana, eine rothaarige Frau um die 50, ist bereit zu reden, solange ihr Nachname nicht genannt wird. "Das Gesetz ist für alle gleich, für die ganz oben wie für die kleinen Leute", sagt sie. "Wenn sie ins Gefängnis kommt, dann hat sie es verdient. Wenn sie sich anständig benimmt, wird sie vorzeitig und mit reinem Gewissen entlassen."

Das Dorf Jawas liegt 400 Kilometer südöstlich von Moskau. Es wurde 1921 gegründet, als das sowjetische Straflagersystem Gulag entstand. Bis heute arbeitet ein Großteil der Bewohner in den Gefängnissen der Region. In ganz Mordwinien gibt es über 20  Haftanstalten – "Land der Gefängnisse" wird die Republik deshalb genannt.

Die Kolonie Nummer 2 sei nach den lokalen Maßstäben ein relativ "normales" Gefängnis, sagt Olga Romanowa. Sie leitet die Organisation Russland hinter Gittern, die sich für die Rechte von Häftlingen einsetzt. Romanowa lebt derzeit im Exil in Deutschland. Einige Häftlinge hätten von Schlägen dort berichtet, und die Arbeitsbedingungen grenzten an Sklaverei, sagt sie. "Aber es gibt viel schlimmere Gefängnisse in Russland." In den Frauenlagern herrscht ihr zufolge nicht die gleiche Hackordnung wie bei den Männern.

Basketballerin aus mehreren Gründen durch Schikanen gefährdet

Romanowa geht davon aus, dass Griner, solange Moskau über einen Gefangenenaustausch mit den USA verhandelt, besser behandelt wird. "Aber wenn die Verhandlungen abgebrochen werden sollten, ist sie in Gefahr." 

Dass Griner "lesbisch, Amerikanerin und schwarz" ist, sind Romanowa zufolge weitere Gründe zur Besorgnis. Dies mache sie zu einer bevorzugten Zielscheibe für Schikanen, da in russischen Gefängnissen Homophobie und Rassismus weit verbreitet seien und die USA als Todfeind angesehen würden. "Es ist gut, dass Brittney Griner kein Russisch spricht, dann versteht sie zumindest nicht, was die Leute über sie reden."

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