Chinesische Forscher klonen Polarwolf – Beagle musste ihn austragen

03.10.2022 12:37

Forscher der chinesischen Firma Sinogene Biotechnology Co. haben verkündet, dass es ihnen gelungen ist, einen Polarwolf zu klonen. Tierschützer lehnen das Experiment jedoch ab und fordern ein generelles Verbot des Klonens.

Wolfswelpe Maya ist ein ganz besonderes Tier, denn sie ist der erste geklonte Polarwolf der Geschichte. Chinesischen Biowissenschaftlern der Firma Sinogene Biotechnology Co. ist es gelungen, Eizellen in ein Leihmuttertier zu verpflanzen, welches das Klontier ausgetragen und geboren hat. Tierschützer jedoch kritisieren das Experiment, da die Praktik des Klonen tierquälerisch sei, und fordern ein generelles Verbot der aufwendigen Praxis.

Der von Forschern geklonte Polarwolf kam im Labor zur Welt

Der geklonte Polarwolf und seine „Mutter“ wurden bei einer Pressekonferenz der Firma und des Wildtierparks in Peking Mitte September in einem kurzen Video vorgestellt. Laut einer Mitteilung von Sinogene Biotechnology Co. war dies genau 100 Tage nach der Geburt des Tieres in einem Labor der chinesischen Hauptstadt. „Nach zwei Jahren harter Arbeit ist am 10. Juni 2022 der erste geklonte Polarwolf in Peking geboren worden“, verkündete Mi Jidong, der Hauptgeschäftsführer von Sinogene laut Informationen der „Global Times China“ auf der Pressekonferenz.

Das Projekt, aus dem das Klonen des Polarwolfs resultierte, läuft seit 2020 in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in China ansässigen Harbin Polar Park. Der Vorgang sei zu dem Zweck geschehen, gefährdete Arten zu retten und die Biodiversität zu erhalten, heißt es seitens Sinogene Biotechnology Co.

Kritik von Tierschützern

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert jedoch, dass Artenschutz für den tierquälerischen Vorgang des Klonens kein Argument sein kann. Die Tierschützer lehnen das Klonen von Tieren strikt ab. „Bis überhaupt ein Klontier geboren wird, sind oft hunderte von Versuchen erforderlich“, sagte Lea Schmitz, Pressesprecherin vom Deutschen Tierschutzbund, zu PETBOOK. „Labore betreiben eine wahre ‚Materialschlacht‘, um Eizellen zu gewinnen, Zellkerne zu transferieren und Klonembryonen zu erzeugen – ein wahnsinniges Gott-Spiel mit zweifelhaftem Nutzen“.

Auch Peta kritisiert das Klonen von Tieren auf Anfrage von PETBOOK scharf. Sabrina Engel, Fachreferentin bei Peta Deutschland, sagt: „Das Klonen ist ein völlig abstruser und vergeblicher Versuch, die auf der Erde immer rasanter schwindende Biodiversität zu schützen und Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren, denn zum Artenschutz tragen solche Experimente nichts bei. Bei den monströsen Experimenten ist massives Tierleid vorprogrammiert.“

 

Schwierige Tragphase und kein gesundes Leben für Klontiere

Schmitz findet auch deutliche Worte zu dem Befinden von Leihmüttern und Klontieren während der Tragphase. „Die meisten Klontiere sterben schon in der Petrischale, in unterschiedlichen Embryonalphasen und oft auch kurz vor oder nach der Geburt, nachdem sie sogenannten Ammentieren in die Gebärmutter implantiert wurden“.

Die Tiere befinden sich laut Schmitz dann schon in Entwicklungsstadien, in denen sie bereits empfinden können und schwer leiden. „Diese Fehlgeburten quälen die sogenannten Ammentiere ebenso wie die Hormonbehandlungen“. Auch die Tiere, die nach der Geburt längere Zeit überlebten, seien oft nicht gesund. Es gebe auch Hinweise darauf, dass Klontiere schneller altern.

Peta kritisierte, dass so Tierleid entstehe, da geklonte Tiere häufig schwerer seien als ihre auf natürliche Weise gezeugten Artgenossen. Dies mache die Geburt für die austragende Mutter noch schmerzvoller. „Zudem ist bekannt, dass geklonte Tiere anfällig für ein defektes Immunsystem sind und häufiger unter Herzversagen, Atembeschwerden sowie Muskel- und Gelenkproblemen leiden.“

Der geklonte Polarwolf kam in einem Labor zur Welt und wird von seiner Beagle-Leihmutter aufgezogen.Foto: Sinogene Biotechnology Co.

Harbin Polar Park schon länger in der Kritik

Auch der Harbin Polar Park, der an dem Klonprojekt beteiligt war, wird von Tierschützern scharf kritisiert. Laut Informationen des „RND“ werden dort nicht nur Delfine und Wale darauf dressiert, Tricks vorzuführen, sondern es gibt auch ein Eisbärenhotel. In der Einrichtung hätten die Gäste die Möglichkeit, während ihres Aufenthalts Eisbären zu beobachten. Die Tiere sollen in einer künstlichen Polarlandschaft gehalten werden.

Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund ordnete den Harbin Polar Park für PETBOOK ein. „Es geht bei diesen Einrichtungen nur um Spektakel und Unterhaltung der Besucher. Und das ist im Fall dieses geklonten Tieres dasselbe. Das Wohlergehen der Tiere oder gar Artenschutz werden nur plakativ vor sich hergetragen, mit der Realität hat das aber nichts zu tun.“

Wie der Klonvorgang genau ablief

Laut Zhao Jianping, dem Vize-President von Sinogene, hat man die Spenderzellen für die Klonung von einer Hautprobe eines wilden Polarwolfs namens Maya entnommen. Der Wolf stammte demnach ursprünglich aus Kanada und starb Informationen der „Global Times China“ 2021.

Zhao hat den Klonprozess des Wolfes auf der Webseite der Firma detailliert erklärt. Die Forscher haben die Eizelle demnach mit den entnommenen Zellen angereichert und in eine Beagle-Hündin eingepflanzt. Die „Global Times China“ berichtet, dass 137 Embryos in entkernte Eizellen und somatische Zellen zusammengefügt worden seien. Das bedeutet, dass das genetische Material des Wolfes in Zellen gegeben wurde, die kein vererbbares Material eines Hundes mehr enthalten.

Polarwolf nicht das erste geklonte Tier der Forscher

Die 2012 gegründete Firma Sinogene verkündete bereits 2017, dass es ihr gelungen sei, ihren ersten Hund namens Longlong zu klonen. 2019 klonten die Forscher dann die erste Katze, die auf den Namen Garlic, z. Dt. Knoblauch, hörte. Auf der Webseite des Unternehmens wird das Klonen von Haustieren als Dienstleistung angeboten. Zusätzlich bietet das Unternehmen auch das Klonen von Pferden und eine Stammzellkonservierung an. Nun scheint es den Forschern also auch gelungen zu sein, das erste Wildtier zu klonen.

 

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