Colitis ulcerosa: Wenn sich der Dickdarm chronisch entzündet

30.09.2019 10:07

Wer etwas Verdorbenes isst, kann sich auf Bauchschmerzen, Krämpfe und Durchfall gefasst machen. Doch die Symptome verschwinden rasch wieder. Anders bei Patienten, die an der chronischen Dickdarm-Entzündung Colitis ulcerosa leiden.

Schätzungsweise 170.000 Menschen sind in Deutschland von der chronischen Erkrankung Colitis ulcerosa betroffen – darunter auch Prominente wie der „Dschungelkönig“ und „Deutschland sucht den Superstar“-Kandidat Menderes Bağcı.

Sie alle leben mit schubweise wiederkehrenden Symptomen wie blutigem DurchfallFieber und krampfartigen Bauchschmerzen (Koliken). Geheilt werden kann die Colitis ulcerosa (Englisch: ulcerative colitis) bislang leider nicht. Moderne Therapie-Maßnahmen und neue Medikamente können die lebensbegleitende Erkrankung aber ins Abseits drängen.

Was ist Colitis ulcerosa?

Die Colitis ulcerosa gehört wie der Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten (kurz: CED). Anders als beim Morbus Crohn, der den ganzen Verdauungstrakt befallen kann, bleibt die Colitis ulcerosa meist auf den Dickdarm beschränkt.

Bei einer Colitis ulcerosa beginnt die Entzündung des Dickdarms, genauer: der Darmschleimhaut, am Enddarm und kann sich mit der Zeit bis zum Beginn des Dickdarms ausbreiten. Dabei kommt es zur Bildung von blutenden Geschwüren, weshalb die Krankheit ihren Zusatz „ulcerosa“ (geschwürig) erhalten hat.

Eine Colitis ulcerosa beginnt meistens schleichend und verläuft in aller Regel schubweise. Manche Patienten zeigen jahrelang keine Symptome, bevor es zu einem neuen akuten Schub kommt, andere hingegen erleben sehr häufig Schübe.

Was sind die Ursachen der Colitis ulcerosa?

Wie und warum sich die chronisch-entzündliche Darmkrankheit Colitis ulcerosa entwickelt, konnte die Forschung bislang noch nicht aufdecken. Zwar sind sich Mediziner weitgehend einig, dass eine Fehlreaktion des eigenen Immunsystems die Entzündungen im Verdauungstrakt auslöst. Daher wird die Colitis ulcerosa häufig als Autoimmunerkrankung eingeordnet.

Aber wieso sich das Immunsystem so „irrational“ verhält und was letztlich die Ursachen dafür sind, gibt der Wissenschaft noch Rätsel auf: Handelt es sich um eine reine „Fehlschaltung“ oder doch eher um eine spezifische Abwehrschwäche des Immunsystems? Inwiefern beeinflusst die Ernährung den Krankheitsverlauf?

Immerhin: Bereits identifiziert wurde eine genetische Veranlagung (Prädisposition) für Colitis ulcerosa. Daneben spielen aber noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle, die den Ausbruch der Krankheit fördern. Und die zumindest teilweise erklären, warum sie sich zu ganz bestimmten Zeiten stärker äußert als zu anderen. Diskutiert werden Faktoren wie Stress, Infektionen mit Viren oder Bakterien sowie krankheitsfördernde Ernährungsgewohnheiten.

Was sind typische Symptome der Colitis ulcerosa?

Welche Symptome sich bei einer Colitis ulcerosa zeigen und wie stark diese ausgeprägt sind, hängt davon ab, in welchem Dickdarm-Abschnitt die Entzündung auftritt. Je mehr Darm betroffen ist, desto deutlicher werden die  Beschwerden. Bei leichteren Schüben treten fünf bis sieben Durchfälle pro Tag auf. Bei einem schweren Krankheitsschub kann es zu mehr als 30 Darmentleerungen am Tag kommen.

Krankheitszeichen der Colitis ulcerosa:

  • häufiger Stuhlgang und schleimiger bis blutiger Durchfall (Diarrhoe), der zu hohem Blutverlust und Blutarmut (Anämie) führen kann
  • krampfartige Bauchschmerzen (Koliken, besonders linksseitig), aufgeblähter Bauch
  • Leistungsabfall und Müdigkeit aufgrund des durchfallbedingten Wasser-, Vitamin- und Elektrolyt-Verlusts (Mineralien wie Natrium, Kalium etc.)
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Fieber

Gelegentlich zeigen sich auch diese Symptome:

  • schmerzende und geschwollene Gelenke, etwa an Knie und Ellenbogen
  • schmerzhafte, rundliche und lila-rote Hautverdickungen an den Unterschenkeln
  • entzündliche Veränderungen am Auge

> Blut im Stuhl: Die möglichen Ursachen

Diagnose CED: Wie erkennt der Arzt Colitis ulcerosa?

Symptome wie Appetitlosigkeit und Durchfall können grundsätzlich viele Ursachen haben. Vermutet der Hausarzt eine Colitis ulcerosa als Grund, überweist er seinen Patienten zur genauen Diagnostik an einen Gastroenterologen. Der nimmt eine Darmspiegelung (Koloskopie) vor, bei der er mittels einer Biopsie Gewebeproben der Darmschleimhaut für das Labor entnimmt.

Zusätzlich können weitere Untersuchungen vorgenommen bzw. nötig werden:

  • eine Blut- und eine Stuhlanalyse, um v.a. Entzündungswerte, Blutverlust und Flüssigkeitsdefizite zu ermitteln
  • Ultraschalluntersuchungen (Sonografie), um den Entzündungsherd an der Darmschleimhaut und die Fortschritte der Therapie zu kontrollieren
  • eine Röntgen-Untersuchung, um einen etwaigen Darmverschluss oder Darmdurchbruch feststellen zu können
  • eine Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) bei unklaren Befunden

> So läuft eine Darmspiegelung ab

Mit welcher Therapie lässt sich Colitis ulcerosa behandeln?

Grundsätzlich gilt: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto besser und auch verträglicher kann sie behandelt werden. Umgekehrt steigt nach langer und ausgeprägter Krankheit das Risiko für Darmkrebs. Umso wichtiger ist daher eine frühzeitig begonnene, individuell ausgerichtete Therapie.

Zur den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bei Colitis ulcerosa zählen: die entzündungshemmende 5-Aminosalicylsäure (5-ASA, meist der Wirkstoff Mesalazin), Glucocorticoide wie Prednisolon, weitere Immunsuppressiva wie Azathioprin, Infliximab, Adalimumab, Methotrexat, Ciclosporin und Tacrolimus.

Zur Behandlung eines leichteren akuten Schubs kommen vor allem entzündungshemmende Medikamente wie die 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) zum Einsatz, die bei dauerhafter Anwendung auch das Darmkrebsrisiko senken kann.

> Was sind entzündungshemmende Lebensmittel?

Welche Behandlung schlägt bei schweren Schüben an?

Bei schwereren Schüben sollte nicht nur die Entzündung bekämpft werden, sondern auch die Autoimmun-Reaktion bzw. Fehlreaktion des Immunsystems selbst. Hier können sogenannte Immunsuppressiva wie Prednisolon, Infliximab oder Adalimumab verordnet werden.

Als letzte Therapie-Option ist die operative Entfernung des gesamten Dickdarms möglich. Ein Eingriff dieser Art verspricht für Betroffene eine verbesserte Lebensqualität, weil das Hauptentzündungsorgan – der Dickdarm – vollständig entfernt wird. Dafür muss der Patient fortan mit bestimmten Einschränkungen leben.

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