Cyberkrankheit: Wie die virtuelle Realität unsere Gesundheit gefährdet

29.07.2021 11:04

Die Technologie entwickelt sich stetig. Digitale Geräte sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Arbeitsplätze bestehen in der Regel aus Computerarbeit und das Handy oder Tablet in der Freizeit wegzulegen, ist für viele eine Herausforderung. Doch das endlose Scrollen hat seine Folgen. Eine von ihnen ist die sogenannte Cyberkrankheit. Wir erklären, um was es sich hierbei handelt und wie stark sie die körperliche Gesundheit beeinflussen kann.

Hintergrund der Cybersickness

Immer mehr Menschen verbringen ihre freie Zeit am Handy, Laptop oder am PC. Das endlose Scrollen wurde zur gängigen Norm. Digitale Medien sind heutzutage unumgänglich und erhöhen die Zeit am Bildschirm. Hinzu kommt die Arbeit am PC, die für viele Branchen unverzichtbar ist. Dieser Trend verstärkte sich mit Beginn der Pandemie. Die technischen Geräte boten Ablenkung und digitale soziale Interaktion. So verbrachte man mehr Zeit an Bildschirmen und nutzte parallel PC, Laptop und das Smartphone. Doch die Digitalisierung hat nicht nur Vorteile, sondern auch viele Nachteile. Es  wurde nun herausgefunden, dass die Nutzung von digitalen Geräten die Cyberkrankheit auslösen kann. Doch was hat es damit auf sich und wie kann sie behandelt werden?

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Was ist die Cyberkrankheit?

Von der Cyberkrankheit sind Menschen aus nahezu allen Branchen betroffen. Sie zeichnet sich durch eine reale Befindlichkeitsstörung aus, die durch die Verwendung von digitalen Medien ausgelöst wird, insbesondere durch die Benutzung von Bildschirmen. Bei der Befindlichkeitsstörung handelt es sich um ein subjektiv empfundenes Unwohlsein. Ursachen sind mitunter gewisse Lebensbedingungen, wie langanhaltender Stress oder Erschöpfung. Sie  wird jedoch nicht als Krankheit erfasst, da kein organischer oder psychopathologischer Befund nachgewiesen werden kann. 

Die Cyberkrankheit kann Schwindel und Übelkeit verursachen. Betroffene berichten von einer Wahrnehmungsstörung. Bisher wurden diese Symptome nur im Zusammenhang mit den Virtual-Reality-Headsets untersucht. Darüber hinaus  wurde herausgefunden, dass jede Art von Scrollbewegung die Cybersickness auslösen kann. Je höher die Zeit an Bildschirmen, desto stärker sind die Anzeichen. Sobald es sich um einen stillstehenden Bildschirm handelt, sind die Symptome nicht schwerwiegend. Besonders riskant ist hingegen das Liegen im Bett und die gleichzeitige Aktivität des Scrollens. Der Körper befindet sich in einer entspannten Situation. In so einem Zustand ist es für ihn schwierig, die aktiven Bewegungen auf dem Bildschirm verarbeiten zu können.

Bei der „Virtual Reality“, übersetzt „virtuelle Realität“, kommen Head-Mounted Displays (HMD) zum Einsatz, die auch als VR-Brillen bezeichnet werden. Die Geräte verhelfen durch die Visualisierung zum Sprung in die virtuelle Welt, indem sie die Möglichkeit bieten, in eine imaginäre Umgebung einzutauchen. In erster Linie werden sie zur Unterhaltung eingesetzt, doch inzwischen werden sie unter anderem auch für Bildungszwecke verwendet.

Die Cybersickness wird zudem mit der Reisekrankheit verglichen. Die Symptome und Ursachen sind sehr ähnlich. Im Zug oder Bus beispielsweise nimmt man eine Bewegung wahr, obwohl der Körper stillsteht oder sitzt. Dies führt in den meisten Fällen zu Schwindel und Übelkeit. Eine ähnliche Körperreaktion wurde eben nun bei der Virtual Reality und der Scrollbewegung festgestellt. In diesen Zuständen befinde sich der Körper im Kampf mit der virtuellen Umgebung.

„Klinisch gibt es absolut keinen Unterschied zwischen den beiden Zuständen“, so Eugene Nalivaiko, Professor an der University of Newcastle in Australien.

Die Symptome der Reisekrankheit verschwinden meist nach einer bestimmten Zeit. Dies ist ebenso bei der Cyberkrankheit der Fall. Oftmals hilft es bereits, eine kleine Pause einzulegen. 

Theorien zur Entstehung der Cybersickness

Die Cyberkrankheit ist ein recht neues Phänomen und dementsprechend noch nicht lange erforscht. Es gibt daher viele verschiedene wissenschaftliche Theorien, die versuchen, die Cyberkrankheit zu erklären. Eine dieser Theorien ist die „Gift-Theorie“. Das zentrale Nervensystem versucht, den Körper vor einer Gefahr zu schützen. Bei einer Gifteinnahme beispielsweise, versucht der Körper daher, die Substanz wieder auszuscheiden. Vorab treten oftmals Symptome wie Übelkeit oder Magenschmerzen auf. Eine ähnliche Körperreaktion wurde im Zusammenhang mit der Cyberkrankheit vermutet. Darüber hinaus spielt die „Augenbewegungstheorie“ eine wichtige Rolle. So soll bei der Nutzung von Bildschirmen die Augenbewegungen und damit verbunden die Augenbelastung ein entscheidender Faktor für die Cybersickness sein.

Im Allgemeinen sei die Darstellungsgeschwindigkeit von großer Bedeutung. Eine Verzögerung der virtuellen Szene mit den der tatsächlich aufgenommenen Bewegungen sind laut Forschern ein ausschlaggebender Grund für die beobachtete Übelkeit bei der Cyberkrankheit.

Was hilft gegen die Cyberkrankheit?

Lange Zeit war das Ausmaß der Folgen unbekannt. Doch die virtuelle Realität stellt eine Belastung für den Körper dar. In der heutigen Zeit ist es schwierig, auf digitale Geräte komplett zu verzichten. Um die Symptome lindern zu können, ist es wichtig, dass Sie Ruhephasen einlegen. Legen Sie das Handy beiseite und verbannen Sie es aus dem Schlafzimmer. Es empfiehlt sich außerdem, nur ein Gerät zu nutzen. Für unser Körpersystem stellen die Bewegungen an vielen verschiedenen Bildschirmen eine Herausforderung dar. Auch Freizeitaktivitäten an der frischen Luft oder eine kleine Pause bei langer Bildschirmarbeit können helfen, Körper und Geist zu regenerieren.

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