Das ist unbezahlbar – 135 Jahre alte Flaschenpost aus viktorianischem Herrenhaus begeistert Historiker

10.01.2023 12:18

Eigentlich erwartet man eine Flaschenpost im Ozean, doch in diesem Fall fungierte sie eher als Zeitkapsel: Ein erstaunlicher Fund in Edinburgh eröffnete einen Blick in die Vergangenheit.

Es ist eine fantastische Geschichte: In einem viktorianischen Haus in Edinburgh verbarg sich viele Jahre lang ein kleiner Schatz, der nun durch einen reinen Zufall geborgen wurde. Der Finder ist ein Klempner. Er hatte Reparaturen an den Sanitäranlagen in dem alten Herrenhaus durchgeführt und musste dazu ein Stück des Dielenbodens entfernen. Und genau unter diesem kleinen Stück Holz, dass der Mann entfernte, lag eine – Flaschenpost.

Ja, normalerweise erwartet man so einen Fund eher im Ozean, wo die Botschaft in der Flasche von einem Ufer zu einem anderen, weit entfernten, gespült wird. Doch auch so, im Holzboden versteckt, erfüllte die Flaschenpost ihren Zweck: Sie übermittelte eine Botschaft aus einer weit entfernten Zeit. Der Brief im Inneren der Flaschenpost wurde vor 135 Jahren geschrieben und nun zum ersten Mal gelesen.

Edinburgh: Ein Klempner fand die Flaschenpost

Verfasst hatten die Nachricht damals zwei Männer: Zimmermänner namens John Grieve und James Ritchie. Sie hatten beim Bau des Hauses geholfen. Sie berichten, wie sie 1887 an mehreren Häusern in derselben Straße mitgebaut hatten und nun diese Nachricht in einer alten Whisky-Flasche hier versteckten – die sie aber nicht selber ausgetrunken hätten. Die beiden Handwerker beendeten ihre Nachricht mit einem Satz, der damals für sie vermutlich witzig und übertrieben dramatisch klang, heute aber tatsächlich Gänsehaut bereitet: "Wer auch immer diese Flasche findet, möge daran denken, wie unser Staub über die Straßen weht."

Für einen britischen Ahnenforschungs-Dienst, "Findmypast", war der Fund Anlass genug, die Geschichte des Hauses und auch der beiden Zimmermänner nachzuverfolgen. Und so weiß man heute, dass John Grieve mit seiner Familie in der Altstadt Edinburghs lebte. Mit seiner Frau Isabella hatte er sechs Kinder: John, James, Bessie,  Annie, George und Andrew. Er starb 1906 im Alter von 62 Jahren an einer Krankheit. James Ritchie lebte mit seiner Frau Mary im nahegelegenen Ort Liberton, das Paar hatte fünf Kinder namens Rosana, William, James, Mary und Helen.

Die beiden Handwerker hatten insgesamt elf Kinder

Und das viktorianische Herrenhaus, an dem die beiden Handwerker tätig waren, wurde ein Jahr, nachdem die Bauarbeiten beendet waren – also 1888 – von Robert und Mary Finlayson bezogen. Robert war Händler für Öle, konservierte Lebensmittel und Farben. Das Paar hatte vier Kinder, James, John sowie die Zwillinge Mary und Robert. Der Familie schien es wirtschaftlich gut zu gehen: Sie hatten ein Dienstmädchen und eine Pflegerin für die kleinen Zwillinge, die mit ihnen in dem Haus lebten. Vermutlich lag die Flaschenpost unter dem Boden eines der Angestelltenzimmer.

Der örtliche Historiker Jamie Corstorphine sagt: "Einen Einblick in vergangene Leben ganz gewöhnlicher Menschen zu bekommen, das ist unbezahlbar. Dass wir jetzt von all den Kindern wissen, und den Leuten, die über diesen Fußboden gingen, unter dem die Flasche lag. All die Erinnerungen, die in diesem Haus gemacht wurden!" Er fragt sich: "Ich wüsste gern, ob sie sich jemals hätten vorstellen können, so erinnert zu werden – wie Adlige, mitsamt Artikeln in der Zeitung. Unsterblich gemacht durch eine kleine Nachricht in einer Flasche."

 

 

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