Der tiefe Fall des Alfons Schuhbeck

22.07.2021 10:52

Alfons Schuhbeck war einst der Goldjunge seiner Branche. Es gab kaum etwas, was er nicht zu Geld machte. Sein Unternehmen zählte zu den größten Gastro-Imperien Deutschlands. Und doch musste er Insolvenz anmelden, die Schuld gibt er dem Staat. 

Spott heimste sich der "Platzl-Hirsch" Alfons Schuhbeck erst vergangenes Jahr ein. Damals machte ein Produkt die Runde im Internet, das für höhnisches Gelächter sorgte: ein Gewürzsalz für Nudeln, das für 4,90 Euro für eine 500-Gramm-Tüte angeboten wurde. Schuhbeck ist ein Meister darin, seinen Namen zu Geld zu machen. Und sein Gastro-Imperium auszuweiten und auszuschlachten.

Alfons Karg, wie er damals noch hieß, wurde 1949 im bayerischen Traunstein geboren und sollte durch Fleiß und einen unermüdlichen Ehrgeiz eine steile Karriere hinlegen. Eigentlich war er ausgebildeter Fernmeldetechniker, der hobbymäßig in einer Rockband spielte. In Waging am See, zwischen München und Salzburg, lernte er den Gastronomen Sebastian Schuhbeck kennen. Der legte ihm nahe, eine Lehre als Koch zu machen – und adoptierte ihn schließlich. Er gab ihm nicht nur seinen Namen, sondern vererbte ihm auch sein Kurhausstüberl. Schuhbeck nahm das als Ansporn und landete letztendlich nach mehreren Stationen bei Eckart Witzigmann und dessen Drei-Sterne-Restaurant Aubergine. Später erkochte sich Schuhbeck sogar selbst einen Michelin-Stern und lockte damit die Promis aus Bayern und Umgebung an.

Dem "Platzl-Hirsch" geht das Geld aus

Heute befindet sich Schuhbecks Revier am Münchner Platzl, noch. Er wird deshalb "Platzl-Hirsch" genannt, weil sich dort etliche Restaurants und Geschäfte wie eine Eisdiele, ein mehrstöckiger Gewürzladen, ein Tee- und Schokoladengeschäft sowie eine Kochschule befinden. Nach eigenen Angaben ist Schuhbeck Arbeitgeber für 50 Mitarbeiter. Regelmäßig ist er bei der ZDF-Sendung "Küchenschlacht" zu Gast. Seit 1993 ist er außerdem in der BR-Sendung "Schuhbecks" zu sehen. Er hat mehrere Kochbücher verfasst.

Und damit hört Schuhbecks Wirken nicht auf: Die Gastronomie im Münchner Prinzregententheater, ein Partyservice, "Schuhbecks Theatro" und die Verköstigung der Spieler von FC Bayern München bei Auswärtsspielen in der Champions League zählen auch dazu. Er machte auch schon Werbung für McDonald's – mit dem ehemaligen FCB-Präsident Uli Hoeneß. Und wirkt auch als Berater im Gastgewerbe.

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Um seine Schuhbecks Holding GmbH & Co. KG tummeln sich mehr als zwölf Firmen. Weitere Firmen betreibt Schuhbeck zum Teil mit Partnern. Sein Privat-Vermögen wird derzeit auf rund 5 Millionen Euro geschätzt. Und doch meldete Alfons Schuhbeck vor wenigen Tagen Insolvenz an. Das bedeutet, er ist zahlungsunfähig. Betroffen sind seine Restaurants am Platzl und sein Partyservice. Sein Gewürzgeschäft und seine Beratungstätigkeit möchte er halten.

Schuld ist der Staat

Schuld gibt der TV-Koch der Coronakrise, weil "die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind". Bis zuletzt habe Schuhbeck auf die staatlichen Finanzhilfen gehofft und private Gelder in sein Unternehmen gesteckt.

Wie kann das sein, wenn allein in München doch mehr als 700 Millionen Euro Hilfen an Gastronominnen und Gastronomen ausgezahlt wurden? Schuhbeck scheint durchs Raster gefallen zu sein. Die Auflagen der Coronazahlungen haben sich auch mehrfach geändert, sein Partyservice und seine Restaurants sollen keine Hilfen erhalten haben, vielleicht auch, weil die Umsätze nicht unter einen bestimmten Schwellenwert gerutscht sind.

Die Insolvenz kommt für Schuhbeck zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Aktuell wird gegen ihn auch wegen möglicher Steuerhinterziehung ermittelt. Der Promikoch steht seit Mitte 2019 im Verdacht, Steuern in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro hinterzogen zu haben. Die Ermittlungen sollen kurz vor dem Abschluss stehen.

Sehen Sie im VIdeo: "Was bitte ist denn Nudelsalz?" – Twitter-User zerreißen neues Produkt von Alfons Schuhbeck.

Die Justiz ist Schuhbeck nicht unbekannt. Bereits 1994 wurde er wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einem Jahr auf Bewährung und einer Geldstrafe von 250.000 Mark verurteilt. Ein Verfahren wegen Betrugs wurde später eingestellt, Schuhbeck sei einem Anlageberater auf dem Leim gegangen und hat sich als Opfer dargestellt, nicht als Betrüger. 

Zur aktuellen Lage schweigt Schuhbeck indes. Mehrere Anfragen des stern ließ er unbeantwortet. Über seine Anwälte teilte er mit: "Ich habe schon viele Krisen überstanden, mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden wir auch die Insolvenz meistern." Wie seine Steuerangelegenheit ausgehen wird, wird sich noch zeigen. Bleibt die Frage: Wie tief kann man fallen?

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