Die Inflation ist da: Der Crash ist nicht mehr aufzuhalten!

27.07.2021 10:23

„Inflation ist wie eine Ketchupflasche. Sie schütteln sie und nichts kommt raus. Dann schütteln Sie sie fester und nichts kommt raus. Dann schütteln Sie sie mit aller Kraft und alles kommt auf einmal raus. Die Sauerei ist perfekt“, erklärt Krall das Problem mit der Inflation bildlich. Das Schütteln der Ketchup-Flasche symbolisiert demnach das Gelddrucken der Zentralbanken. Eine Zeit lang bemerkt man keine Konsequenzen. Doch jetzt scheint dieses Spiel langsam zu seinem Ende zu kommen. Die Inflation ist da. Bleiben Sie gespannt: Demnächst wird Wochenblick-Chefredakteurin Elsa Mittmannsgruber den Experten zu den Details interviewen.

  • Markus Krall startete Umfrage zu Preissteigerungen und Lieferproblemen
  • Bauwirtschaft am deutlichsten betroffen
  • Elektronik-Bauteile mit bis zu 68 Wochen Lieferzeit
  • Autoindustrie kämpft mit rationierten Leiterplatten-Lieferungen
  • Lebensmittel erst punktuell betroffen. Gestiegene Verpackungspreise könnten aber bald schlagend werden.
  • Inflation frisst sich langsam von außen nach innen. EZB druckt weiter Fiat-Geld.
  • Wochenblick-Chefredakteurin wird in „AUFrecht“ mit Markus Krall über Inflation sprechen

Krall startete Umfrage auf Social Media

Der große Crash scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Die Inflation explodiert. Der Wirtschaftsexperte Markus Krall weist schon seit längerem auf die bevorstehende Krise hin. Demnächst wird er im Gespräch mit WB-Chefredakteurin Elsa Mittmannsgruber in ihrem Magazin „AUFrecht“ auf „AUF1“ über die aktuellen Entwicklungen sprechen. Krall startete kürzlich eine Umfrage unter seinen insgesamt über 45.000 Followern auf Twitter und Facebook. Die Rückmeldungen, die er erhielt, sind mehr als nur besorgniserregend: „Immer mehr Branchen melden explodierende RohstoffpreiseVerknappung von Material, extrem lange Lieferzeiten und Rationierungen beim Einkauf von Produktionsmitteln, Rohstoffen, etc. Wenn es Ihnen auch so geht, schreiben Sie mir hier! Welche Branche? Welche Güter werden knapp? Wird rationiert oder zugeteilt? Woher kommen diese Güter? Wie stark steigen die Preise? Wie lange sind die Lieferzeiten? Führt das bei Ihnen zu Kurzarbeit oder gar Schließung?“, wollte Krall in seinem Tweet wissen.

Baubranche besonders betroffen

Innerhalb kürzester Zeit erhielt er über 650 Antworten von u.a. Unternehmern, Managern und Bauherren über festgestellte Preissteigerungen und Lieferverzögerungen bzw. das Ausbleiben ganzer Lieferungen. Wie Wochenblick im Themenschwerpunkt bereits im April berichtete, ist die Baubranche besonders stark betroffen. Das zeigt sich auch in den Antworten, die Krall erhalten hat. Bis zu 500% mehr ist für Harze und Lösungsmittel zu berappen, 70 bis 170% für Rigips-Platten, Türrahmen, Zement und Steine. Eine Preisverdoppelung gibt es bei Betonstahl, Kabel und Leitungen, Holznormteile und Chemikalien. Und bei Parkettböden sind 200% Preiszuwachs zu verzeichnen. Dann kommt noch das Problem extremer Lieferzeiten hinzu. Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis OSB-Platten (Grobspanplatten) oder Naturstein geliefert wird. Viele Produkte sind derzeit schlicht nicht lieferbar, führt Krall aus. Das Beispiel eines Fertigteilhaus-Herstellers, der den Kunden eine Stornierung des Kaufvertrages um 20.000 Euro anbietet, weil er nicht mehr kostendeckend liefern kann, spricht Bände.

Teuerungen bei Containern und LKW-Logistik

Auch in den Wirtschaftssektoren Elektro, Elektronik, Fahrzeugbau, Kunststoffindustrie, Lebensmittel, Logistik, Verpackung, Maschinenbau und Pharma sind die Auswirkungen deutlich spürbar. Laut Krall geht die Hauptstörung des Produktionsprozesses derzeit von der globalen und lokalen Logistik aus. Hier wird von Preissteigerungen von unglaublichen 100% bis 1.500% berichtet. Container und Frachtraten für den Warenimport sowie LKW-Speditionspreise sind besonders betroffen. „Die Preissteigerung geht einher mit einer Verknappung der Verfügbarkeit, unbestimmten Lieferzeiten und Staueffekten bei der Lagerhaltung“, hält Krall fest.

Elektronikbauteile mit Lieferzeiten von über einem Jahr

Die Preissteigerungen in der Elektronikindustrie sind ebenfalls enorm. Von 12% bei Mikrochips bis zu 1.000% bei Mikrocontrollern, im Schnitt liegen die Steigerungen für Elektronikbauteile bei 200%, laut Kralls Auswertung. Grafikkarten sind um 100% teurer, Laptops und Folientastaturen bis 50%. Die Lieferzeiten bewegen sich zwischen 8 und unglaublichen 68 Wochen für Mikrocontroller und rund einem Jahr für Messgeräte in der Spezialchemie.

Gestiegene Preise bei Neu- und Gebraucht-KFZ

Betroffen ist auch die Automobilindustrie. Für Kunststofflieferungen und Reifen sind zwischen 50 und 100% mehr hinzulegen. In der KFZ-Branche scheinen allerdings eher die Engpässe oder sogar Ausfälle bei Lieferungen das größte Problem darzustellen. Durch rationierte Lieferungen bei Halbleitern sind die Lieferzeiten auf sechs Monate angewachsen. Aus diesem Grund steigen aktuell die Preise für Neu- oder Gebraucht-Fahrzeuge.

Lebensmittel vorerst kaum betroffen

Bei Lebensmitteln zeigen sich nur bei manchen Produkten, wie z.B. Tee oder Kaffee Steigerungen von etwa 20%. Argentinische Rindersteaks sind derzeit 100 bis 200% teurer als im Vorjahr. Generell rechnet Krall bei den Lebensmitteln dann mit spürbaren Preissteigerungen, wenn die um 30 bis 200% gestiegenen Kosten für Verpackungsmaterialien von den Supermärkten an die Verbraucher weitergegeben werden.

Gegensteuern kaum noch möglich

Von außen nach innen. Das ist der Weg, den sich die Entwertung des Geldes von der Finanz- in die Realwirtschaft frisst. Die EZB hält derweil am ‚Inflationsziel über 2%‘ fest, kündigt an, die Zinsen auf Jahre negativ zu halten und druckt Geld, als gäbe es kein Morgen.“ Noch seien diese Zahlen nicht ohne Weiteres belastbar. Die Reaktion auf die Umfrage zeige jedoch: „Wo Rauch ist, da ist auch Feuer!“ Für ein Gegensteuern könnte es laut Krall bereits zu spät sein. „Die EZB lebt im Lala-Land. Und Lala-Land ist demnächst abgebrannt“, lautet Kralls beängstigendes Resümee.

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