Durch Angelhaken getötet: Schwanentod an See in Mittelsachsen

20.12.2019 08:45

Chemnitz/Rochlitz – Traurig hockt Jeannine Irrgang (52) am Seeufer. Federn liegen im Gras. Nur sie sind übrig von einem Schwan, der hier qualvoll verendete!

Sie fragt: „Warum haben Sachsens Behörden und Tierretter so jämmerlich versagt?“ Denn sie alle seien von ihr über das schwer verletzte Tier informiert worden!

Jeannine Irrgang (52) an der Stelle, wo sie den toten Schwan fand. Inzwischen haben ihn Raubtiere gefressen

Die Frau aus Seelitz in Mittelsachsen war am ersten Weihnachtsfeiertag mit einer Freundin an der früheren Sandgrube Biesern spazieren. An dem heutigen Angel-See haben rund 20 Schwäne Winterquartier bezogen.

„Plötzlich sahen wir einen mit blutdurchtränktem Gefieder, der seinen Kopf auch noch auf dem Rücken abgelegt hatte und den anderen versuchte hinterherzuschwimmen, es aber kaum noch schaffte“, erinnert sich Irrgang. „Er tat uns beiden sofort unendlich leid.“

Im Schnabel des Schwans steckte ein Angel-Haken. Vermutlich starb er qualvoll an der Verletzung​

Die beiden Frauen versuchten daraufhin sofort, eine fachgerechte Rettung zu organisieren: Zunächst rief man bei der Wildtierauffangstation Borna-Birkenhain an. Dort ging nur ein Anrufbeantworter ran, auf zwei angegebenen Handynummern habe man niemand erreicht.

Die daraufhin kontaktierte mittelsächsische Wildvogelauffangstation Langenau sowie der Bereitschaftsdienst der Tierärzte erklärten, hier sei der Jagdpächter zuständig, den man über die Polizei kontaktieren könne. Also Anruf beim Polizeirevier Rochlitz! „Eine Beamtin sagte uns daraufhin, dass sie sich darum kümmern werde.“

Jetzt bei einem neuerlichen Spaziergang der Schock: Das Tier lag tot am Seeufer, im Schnabel steckte der Haken. Der Schwan ist vermutlich qualvoll verendet. Irrgang ist enttäuscht und sauer: „Hätten wir gewusst, dass sich keiner kümmert, hätten wir selbst versucht dem edlen Tier zu helfen!“

WARUM HABEN BEHÖRDEN UND TIERRETTER VERSAGT? BILD auf Spurensuche!

Martin Graichen (31), Chef der Wildtierauffangstation Borna-Birkenhain, erklärt dazu traurig: „Auf unseren Notruf-Handys ist über Weihnachten komischerweise kein Anruf eingegangen! Und auf unserem Anrufbeantworter wurde leider auch keine Nachricht hinterlassen, man hört nur ein Atmen.“

Folglich habe sich niemand kümmern können. „Wir hätten geholfen, auch wenn es nicht in unsere Zuständigkeit fällt. Es gibt bei solchen Fällen leider keinen festgelegten Weg. Aber richtig ist eigentlich immer, die Polizei zu kontaktieren.“

Weist Schuldvorwürfe gegen ihre Kollegen zurück: Jana Ulbricht (41), Sprecherin der Chemnitzer Polizei

Die habe auch im Fall des verletzten Schwans reagiert. Polizeisprecherin Jana Ulbricht (41) zu BILD: „Die entsprechende Kollegin hat den Jagdpächter erreicht und er wollte sich am nächsten Tag um die Angelegenheit kümmern.“ Denn beim Anruf gegen 17.45 Uhr sei es bereits stockdunkel gewesen.

Am nächsten Tag entschied der Jagdpächter, laut Landratsamt ein „erfahrener Jäger“, nicht einzugreifen. Da der verletzte Schwan mit fünf weiteren am Rand des Sees geschwommen sei und bis auf das Anlegen des Halses keine untypischen Bewegungen gezeigt habe, hätte er dafür keine Notwendigkeit gesehen. Dazu hätte der Fang des Tieres nur mit einem Aufwand betrieben werden können, den der Jäger nicht habe leisten können.

Jeannine Irrgang kann darüber nur den Kopf schütteln: „So ein Schwachsinn! Wir als Laien hatten gesehen, dass was nicht stimmt! Vielleicht sollte der erfahrene Jäger mal zum Optiker!“

Nun ist das schöne Tier tot - und bereits verschwunden. Vermutlich haben es Raubtiere über Nacht einfach aufgefressen.

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