Entzündungshemmende Schmerzmittel: Das sollten Sie wissen

19.12.2019 10:05

Wenn die Schulter zwickt oder der Zahn pocht, kommen entzündungshemmende Schmerzmittel mehr als gelegen. Sie lindern nicht nur den Schmerz, sondern bekämpfen auch entzündliche Prozesse. Außerdem gibt es sie rezeptfrei in jeder Apotheke zu kaufen. Wer sie auf eigene Faust nimmt, sollte dennoch ein paar Dinge beachten, damit die Retter nicht zum Risiko werden.

Entzündungshemmende Schmerzmittel haben in unzähligen Hausapotheken einen Stammplatz. Wenn es schmerzt, sorgen schließlich Wirkstoffe wie IbuprofenNaproxenPiroxicam oder Felbinac für schnelle Hilfe. Dennoch sollte überlegt und in Maßen mit den Entzündungshemmern umgegangen werden.

Große Wirkstoff-Gruppe

Vor allem wenn Gelenke wie Knie, Schulter oder Hüfte schmerzen, kann eine Entzündung die Ursache sein. Fehlbelastungen oder Überlastungen, aber auch Verletzungen können entzündliche Prozesse zum Beispiel in den Sehnen, Bändern oder Schleimbeuteln auslösen. Solche Entzündungen können, werden sie nicht bekämpft, zu Schäden an Knorpel und Knochen führen.

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Entzündungshemmer, sogenannte Antiphlogistika, bekämpfen diese Reaktion des Körpers aktiv und sorgen damit für ein rasches Abklingen der Beschwerden. Man unterscheidet zwischen steroidalen, nicht-steroidalen und pflanzlichen Antiphlogistika. Spricht man im Alltag von entzündungshemmenden Schmerzmitteln, sind meist nicht-steroidale Wirkstoffe gemeint – vor allem wenn es um Präparate geht, die ohne Rezept erhältlich sind.

Botenstoff mit Schlüsselfunktion

Nicht-steroidale Antirheumatika (Kurzform: NSAR) wirken, weil sie die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, der sogenannten Prostaglandine, im Körper hemmen. Diese hormonähnlichen Stoffe spielen im Körper eine wichtige Rolle bei ganz unterschiedlichen Prozessen. Zum einen sind sie zum Beispiel an der Wasserausscheidung durch die Nieren, der Blutgerinnung und am Schutz der Schleimhaut von Magen und Darm beteiligt.

Zum anderen haben sie Einfluss auf die Entstehung von Schmerzen, Fieber oder Entzündungen. Sie werden unter Beteiligung bestimmter Enzyme im Körper gebildet. Nicht-steroidale Antirheumatika blockieren diese Enzyme und vermindern so die Prostaglandine-Produktion.

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NSAR werden in zwei Wirkstoffklassen eingeteilt: Nichtselektive NSAR (COX-1/2-Hemmer) und selektive COX-2-Hemmer. Bei COX-1 und COX-2 handelt es sich um die Enzyme, die an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt sind. Bei den freiverkäuflichen Schmerzmitteln mit anti-entzündlicher Wirkung handelt es sich meist um nicht-selektive NSAR.

Schmerz-Spezialisten nicht-selektive NSAR

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie Gicht, Arthritis oder Rheuma sind ein Einsatzgebiet aller nicht-selektiven NSAR. Und obwohl ihre grundsätzliche Wirkung ähnlich ist, eignen sich einzelne Vertreter dieser Wirkstoffklasse für bestimmte Beschwerden besser als andere:

Ibuprofen

  • Kopfschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Arthrose-bedingte Schmerzen
  • Fieber
  • Schmerzen im Bewegungsapparat ohne entzündlichen Hintergrund

Naproxen

  • Regelschmerzen
  • Fieber
  • Arthrose-bedingte Schmerzen
  • Schmerzen bedingt durch Fibromyalgie

Piroxicam

  • Entzündungen an Knochen und Gelenken wie Arthrose und Arthritis
  • Morbus Bechterew

Felbinac

  • Weichteilrheumatismus unter anderem an Sehnen, der Knochenhaut, Gelenken und Gelenkhäuten
  • Prellungen, Verstauchungen

Die Darreichungsform der Wirkstoffe sind meist Tabletten zum Einnehmen. Für stumpfe Verletzungen wie Prellungen gibt es auch entzündungshemmende Schmerzmittel in Gel- oder Salbenform. Bei sehr starken Schmerzen können nicht-steroidale Antirheumatika direkt in das betroffene Gelenk injiziert werden.

Nicht ohne Nebenwirkungen

Der Umstand, dass NSAR (bis zu einer gewissen Wirkstoffkonzentration) ohne Rezept in jeder Apotheke gekauft werden können, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Wirkstoffe erheblich in körperliche Prozesse eingreifen. Die Hemmung der Prostaglandine hat nicht nur positive, sondern auch negative Auswirkungen: Sie sorgt dafür, dass die körpereigenen Schutzmechanismen des Magen-Darm-Traktes, der Nieren und des Herz-Kreislaufsystems heruntergefahren werden und die betroffenen Organe entsprechend anfälliger werden.

Außerdem: Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers, mit dem er auf ein Problem aufmerksam machen möchte. Wer dieses Signal durch Schmerzmittel dauerhaft unterdrückt, riskiert, dass das Problem größer wird und sich Schäden einstellen, die schwer wiedergutzumachen sind.

Mit diesen unerwünschten Nebenwirkungen muss bei der Einnahme von NSAR gerechnet werden:

  • Eine bestehende Herzschwäche kann sich verschlechtern. Der Grund: Die Schutzwirkung der Prostaglandine für das Herz-Kreislaufsystem ist vermindert. Mögliche Folge sind Herzinfarkt oder Schlaganfall.
  • Die Magenschleimhaut wird durch die Magensäure stärker angegriffen. Magengeschwüre oder -blutungen können die Folge sein.
  • Die Nieren werden geschädigt (bei langer Einnahmedauer)
  • Die Bronchien verengen sich und Asthmaanfälle treten auf
  • allergische Reaktionen treten auf

Die Nebenwirkungen von NSAR können zum Teil erheblich sein und sind abhängig von Alter, Dosis oder Einnahmedauer. Hohe Dosen über wenige Tage sind dabei weniger schädlich als niedrigere Dosen, die aber über einen langen Zeitraum eingenommen werden.

Knackpunkt: Dosis und Dauer

So selten und so niedrig dosiert wie möglich – das ist die Regel Nummer eins bei der (Eigen-)Behandlung mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Regel Nummer zwei: Parallel zur Schmerzbekämpfung sollte den Ursachen der Beschwerden auf den Grund gegangen werden.

Und: Lassen die Schmerzen trotz der Medikamente nach ein paar Tagen nicht deutlich nach, muss ein Arzt beurteilen, ob es sinnvoll ist, die Einnahme fortzusetzen. Nur so bleiben die Nebenwirkungen kalkulierbar.

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