Erste Hilfe bei Katzen

07.09.2018 12:13

Niemals ist es wünschenswert, aber im Ernstfall sollte man darauf vorbereitet sein: Wenn es Deinem schnurrenden Begleiter mal nicht gut geht, kann Deine Reaktion sogar Leben retten. Unsere Redakteurin erklärt Dir alles, was Du rund um Erste Hilfe für Katzen wissen musst!

VORBEUGUNG UND VORBEREITUNG

Es gibt einige Notfallsituationen, in denen Dir die Hände gebunden sind – wie etwa bei einer Kollision der Katze mit einem Auto. Doch auch in der gewohnten Umgebung der Katze lauern einige Gefahren, die Du bestmöglich ausschalten solltest. Ungesicherte Stromleitungen, gekippte Fenster und sonstige Gefahrenquellen im Haushalt sind leicht zu vermeiden.

Doch auch die größte Vorsicht kann den Ernstfall nicht komplett ausschließen. An dieser Stelle ist es besonders wichtig, dass Du, um schnell reagieren zu können, eine kleine Erste-Hilfe-Apotheke für Deine Katze zu Hause einrichtest. Folgende Dinge sollten dabei auf jeden Fall vorhanden sein:

  • Instrumente: Zeckenzange oder –entferungskarte, Floh- und Läusekamm, Pinzette, Pipette, Krallenzange, stumpfe Verbandsschere, Einwegspritzen, Kanülen, Fieberthermometer, Vaseline, kleine Taschenlampe, Wärmeflasche, Kühlpad, Decke

  • Verbandsmaterial: Einweghandschuhe, Mullbinden, sterile Wundabdeckung, Gazetupfer, Heftpflaster oder Verbandsklebeband, Verbandswatte, Wattepads und -stäbchen

  • Medikamente: Ohrreinigungslösung, Wunddesinfektionsmittel, Augensalbe oder –tropfen (Vorsicht: niemals bei schweren Augenverletzungen verwenden), Wund- und Heilsalbe, Floh- und Zeckenmittel (plus weitere Medikamente auf Empfehlung des Tierarztes)

Tipp: In den meisten Fällen bleibt aber trotz erster Hilfe ein Arztbesuch unumgänglich. Daher solltest Du Dir die Nummer von Deinem Tierarzt, die Tiernotrufnummer sowie die Nummer der nächstgelegenen Tierklinik oder Tierambulanz im Handy abspeichern.

DER ERNSTFALL

Dennoch kann es immer zu einer Verletzung Deines vierbeinigen Begleiters kommen. Es gibt verschiedene Szenarien, in denen Du in jedem Fall handeln solltest. Dabei ist vor allem ein wachsames Auge für das Verhalten Deiner Katze wichtig: Während Du äußere Wunden recht schnell entdecken kannst, sind gerade die unsichtbaren inneren Verletzungen äußerst gefährlich.

In jedem Fall aber solltest Du Ruhe bewahren und gewissenhaft vorgehen – verfällst Du in Panik, wird diese Gemütslage auch auf Dein Tier übergehen und die Situation womöglich verschlimmern. Ebenso solltest Du auf unvorhersehbare Reaktionen Deiner Katze vorbereitet sein. Unter Schmerzen kann auch Dein sonst ruhiger Begleiter unberechenbar werden und womöglich kratzen oder zubeißen.

ÄUSSERE VERLETZUNGE

Abschürfungen oder kleine Kratzer heilen am besten ohne Verband an der Luft. Wenn Deine Katze sich aber eine tiefere Wunde zugezogen hat, ist ein Gang zum Arzt zwingend notwendig. Daher gilt wieder: Genau hinsehen und im Zweifelsfall beim Arzt nachfragen.

  • Stiche: Manche Katzen reagieren auf Stiche allergisch, daher ist eine Früherkennung wichtig. Wenn Deine Katze empfindlich auf Druck reagiert, die Stelle häufig leckt oder eine Schwellung aufzeigt, sollte als erstes gekühlt werden. Danach heißt es, das Verhalten der Katze zu beobachten. Verhält sie sich normal, musst Du Dir keine Sorgen machen. Eine Ausnahme gilt für Stiche im Mund- oder Rachenraum: In diesem Fall musst Du immer sofort zum Arzt, da es zu akuter Atemnot kommen kann.

  • Bisswunden: Neben den Symptomen für Stiche kommen hier noch Übelkeit, verstärkter Speichelfluss, erweiterte Pupillen und Zittern hinzu. Ein Gang zum Arzt ist bei Bisswunden dringend notwendig, zuhause kannst Du die Wunde aber schon mal verbinden und somit für den Transport schützen.

  • Offene Wunden: Sie sind zwar nicht leicht zu entdecken unter dem Fell, mit offenen Wunden sollte aber dennoch sorgsam umgegangen werden. Kleine Fremdkörper solltest Du entfernen und die Wunde mit warmem Wasser auswaschen, danach desinfizieren und verbinden. Bei größeren Fremdkörpern ist ein Entfernen aber gefährlich – denn sie stoppen den Blutfluss. Das sollte ausschließlich ein Tierarzt machen.

  • Verbrennungen: Kleine Verbrennungen solltest Du schnellstmöglich kühlen. Falls Du aber Brandblasen siehst oder Wunden auftreten, sollte ein Tierarzt die Situation einschätzen.

Tipp: Bei Verletzungen kann es sinnvoll sein, vor dem Transport zum Arzt die Wunde zu versorgen. Auf die Wunde direkt solltest Du eine sterile Abdeckung legen, die Du danach mit polsternder Verbandwatte bedeckst. Danach fixierst Du den Verband mit einem Klebeband oder Pflaster.

INNERE VERLETZUNGEN

Katzen tendieren dazu, im Stillen zu leiden. Daher ist es besonders wichtig, dass Du Dein Tier immer genau beobachtest und auf mögliche Verhaltensänderungen reagierst.

  • Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen: Katzen sind gute Springer, aber dennoch kann es zu leichten Verletzungen kommen. Zwei Dinge sind dann wichtig: Kühlen zur Schmerzlinderung sowie Wärmen für die Heilung. Solange die Katze sich sonst aber nicht auffällig verhält, kannst Du auf einen Gang zum Tierarzt verzichten.

  • Knochenbrüche: Anders stellt sich die Lage bei richtigen Brüchen dar. Auf keinen Fall solltest Du das Tier – und vor allem die betroffene Stelle – zu viel bewegen. Am besten legst Du Deine Katze auf einen stabilen Untergrund und wickelst vorsichtig eine Decke um sie, sodass sie nicht wegspringt. Dann transportierst Du sie zum nächsten Arzt.

  • Verletzungen der inneren Organe: Von außen wirst Du diese leider kaum erkennen können, aber Verletzungen der inneren Organe werden sich im Verhalten Deiner Katze wiederspiegeln. Schmerzen beim Hochheben, Schwierigkeiten beim Toilettengang  und blasse Schleimhäute sind starke Indizien dafür, dass Deine Katze schnellstmöglich zum Arzt muss. Dann ist es nur noch wichtig, die Katze während des Transportes mit einer Decke vor Unterkühlung zu Schützen.

  • Verschluckte Fremdkörper: Wenn Deine Katze aus Versehen einen Fremdkörper verschluckt, wird sie in den meisten Fällen mit Würgen und Speicheln reagieren. Du kannst in der Situation kaum etwas tun, außer Deinen samtpfotigen Freund zum Tierarzt zu bringen.

  • Herzversagen: Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoffzufuhr nimmt ein Katzengehirn schaden. Daher solltest Du sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, die auch während des Transportes nicht unterbrochen werden dürfen. Hierfür eignet sich das A-B-C-Schema:

    • A steht für Atemweg: Du solltest das Maul öffnen und die Zunge herausziehen, um danach die Atemwege freizulegen.

    • B steht für Beatmung: Mit weiterhin hervorgezogener Zunge musst Du die Schnauze Deiner Katze mit der Hand schließen und den Hals strecken. Danach beatmest Du die Katze durch die Nase im 3-Sekunden-Takt.

    • C steht für Circulation (Kreislauf): Als erstes solltest Du den Herzschlag über die seitliche Brustwand und den Puls über die Innenseite des Oberschenkels prüfen. Bist Du Dir dann sicher, dass ein Herzstillstand vorliegt, beginne mit der Herzmassage.

Bekämpfung von Schock: Bei jeglicher Verletzung Deiner Katze kann es sein, dass sie in einen Schockzustand verfällt. Die Bekämpfung des Schocks hat immer Vorrang vor anderen Maßnahmen! Anzeichen sind etwa schnelle Atmung, rasender Puls, eine niedrige Körpertemperatur und kalte Gliedmaßen. Die Katze sollte dann sofort auf die Seite gelegt werden, sowie der Kopf gestreckt werden. Becken und Hinterläufe sollten etwa mit einem Kissen hochgelagert sein. Um Deine Katze zu beruhigen, solltest Du außerdem darauf achten, sie dunkel, warm und ruhig zu halten.

Am wichtigsten ist es also, Deiner Katze ausreichend Beobachtung zu schenken und bei Verhaltensauffälligkeiten richtig zu reagieren. Wenn Du Dir unsicher bist, heißt das in jedem Fall: Lieber ein Gang zu viel zum Arzt, als einer zu wenig.

TRANSPORT ZUM TIERARZT

Bevor Du losfährst, solltest Du Deinen Tierarzt immer anrufen. Ist dieser gerade nicht besetzt, wird er über den Anrufbeantworter die nächste zuständige Stelle wie etwa eine Tierklinik angeben. Bei Brüchen ist es wichtig, Deine Katze auf einem stabilen Untergrund zu transportieren, während sonst ein Nackengriff mit gleichzeitigem Festhalten der Hinterbeine geeignet ist. Sonst heißt es wieder: Ruhe bewahren und die Katze nicht unnötigem Stress aussetzen.

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