Es gibt keine Impfung: Lebensgefährliche Zecke hat erstmals in Deutschland überwintert

13.06.2019 09:12

Links der Gemeine Holzbock, die bekannteste Zecke in Deutschland. Rechts die tropische Hyalomma-Zecke, bis zu dreimal so groß, besonders auffällig sind die geringelten Beinen

Sie ist bis zu dreimal größer als einheimische Zecken – und gefährlicher! Die tropische Zecke Hyalomma ist Überträger des gefährlichen Krim-Kongo-Virus. Die Todesrate dieser Infektion liegt bei mehr als 30 Prozent, je nach Virusstamm. Infizierte sterben innerhalb von zwei Wochen an Multi-Organversagen. Jetzt hat diese Zecke erstmals in Deutschland überwintert.

Experten der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wiesen in den vergangenen Tagen sechs Exemplare der Gattung Hyalomma nach, wie die Hochschule mitteilte. Nach Überzeugung der Forscher ist die Art damit „einen wesentlichen Schritt weiter auf dem Weg, sich hier zu etablieren“.

Wie erkenne ich die Zecke?

Zecken der Gattung Hyalomma sind auffällig groß und gut an ihren geringelten Beinen zu erkennen, erklärt die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. 
Sie wurde bislang vermutlich von Zugvögeln eingeschleppt. Anders als europäische Zecken jagt die Hyalomma-Zecke demnach aktiv und kann Warmblüter über mehrere Hundert Meter verfolgen.

Wie gefährlich ist sie?

Im vergangenen Jahr wiesen die Zeckenforscher erstmals Tiere der Gattung Hyalomma in größerer Zahl in Deutschland nach. Bisher wurden fünf Zecken auf einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen und eine bei einem Pferd in Niedersachsen gefunden. „Und diesmal müssen wir davon ausgehen, dass diese Tiere bei uns in Deutschland überwintern konnten“, erklärte Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim.

Das bedeute jedoch nicht notwendigerweise, dass Hyalomma in Deutschland bereits heimisch geworden sei. Damit sich eine Population entwickeln könne, müssten sich Männchen und Weibchen finden. Das sei bei geringer Populationsgröße schwierig, erklärte die Forscherin. Zudem müssten sich Larven und Nymphen entwickeln, die Vögel oder auch Hasen als Wirt benötigen. Ob das in Deutschland funktioniere, sei noch unklar.

Sie gelten unter anderem als wichtige Überträger des Krim-Kongo-Virus. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt. Eine Infektion mit dem Virus zeigt sich durch grippeähnliche Symptome mit Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen sowie neurologischen und gastrointestinalen Beschwerden, erklärt das Paul-Ehrlich-Institut.

Zudem konnten Wissenschaftler nachweisen, dass die Zecken bestimmte Rickettsien – Bakterien, die unter anderem das Fleckfieber (Läusefieber) übertragen – bereits eingeschleppt haben. Die Sterberate liegt bei einer unbehandelten Infektion bei 40 Prozent.

Einheimische Zecken können die Viruserkrankung FSME und die Bakterienerkrankung Borreliose übertragen.

FSME ist nicht heilbar und bewirkt bei etwa zehn Prozent der Patienten Folgeschäden (unter anderem Lähmungen). Ein Prozent der Fälle endet tödlich. Gegen FSME gibt es eine Impfung.

Jährlich stecken sich 40 000 bis 120 000 Menschen mit Lyme-Borreliose an. Eine Impfung gibt es nicht, Antibiotika helfen nur, wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt wird. Sonst befallen die Bakterien das Nervensystem und können schwere Schäden bewirken.

Wo kommt die Zecke her?

Zecken der Gattung Hyalomma sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten beheimatet. Bislang kommen sie in Afrika, auf dem Balkan, im Nahen Osten und in Asien vor.

Kann ich mich impfen lassen?

Nein. Bisher gibt es keine Impfungen gegen das Krim-Kongo-Virus und das Fleckfieber.

Quelle