Hartz IV: Elfjähriger verlässt seine Eltern, um nicht mehr in Armut leben zu müssen

26.10.2018 10:37

Geld ist nicht alles, sagt man, erst wenn man Geld hat. Bedeutet Hartz IV daher gleichzeitig auch Armut? Dieser Frage stellten sich die Gäste bei ‚Maischberger‘ am Mittwochabend. Einer von ihnen ist Jeremias Thiel, der mit elf Jahren seine Eltern verließ.

Der Abiturient Jeremias Thiel stand eindeutig im Mittelpunkt bei der Talkrunde mit Sandra Maischberger am Mittwochabend in der ARD. Neben anderen Gästen wie Ralf Dümmel, Unternehmer und bekannt als Juror in „Die Höhle der Löwen“, dem Leiter der FAZ-Wirtschaftsredaktion Rainer Hank, Anja Kohl vom Hessischen Rundfunk und Politikerin Sahra Wagenknecht fiel der 17-Jährige besonders auf. Denn zum Thema „Die unfaire Republik: Reiche bevorzugt, Arme benachteiligt?” konnte Jeremias einen eher seltenen Einblick geben, was Armut wirklich bedeutet, vor allem für Kinder.

Familienleben in Armut

Seine Eltern bezogen beide Hartz IV, weil sie aufgrund psychischer Erkrankungen nicht arbeiten gehen konnten. Während sein Vater depressiv war, litt seine Mutter unter Spielsucht. Beide waren überfordert mit ihrem Sohn und seinem ADHS-kranken Zwillingsbruder. „Ich habe gemerkt, arm zu sein, als ich während der Europameisterschaft Flaschen sammeln war, sodass ich mir ein Paar Schuhe leisten kann”, erklärt Jeremias dem Publikum. „Armut heißt da Abstriche zu machen, wo andere keine Abstriche machen müssen, wie beim Eis-Essen.”

Der einzige Ausweg war das Jugendamt

Um aus dieser Welt auszubrechen, schlug Jeremias einen harten Weg ein. Mit gerade mal elf Jahren ging er zum Jugendamt und verließ seine Familie. Er kam in ein SOS-Kinderdorf. Heute besucht er dank eines Vollstipendiums ein internationales Gymnasium und würde gerne in Harvard studieren.

Mit dieser Lebensgeschichte beeindruckt er nicht nur das Publikum, sondern auch die anderen Gäste. "Sie haben es geschafft", meint Sandra Maischberger anerkennend. "Bedeutet das, jeder kann es schaffen?" Jeremias muss nicht lange überlegen und verneint: "Nicht jeder ist so stark."

 

Quelle