Hausstaubmilben-Allergie: Das können Betroffene tun

15.10.2020 11:12

Wir teilen unser Zuhause mit Millionen von Mitbewohnern ─ den Milben. Die Tierchen sind an sich harmlos, auf ihre Ausscheidungen reagieren jedoch viele Menschen allergisch. Weil sich der Milben-Kot im Hausstaub sammelt, spricht die Medizin von einer sogenannten Hausstaubmilbenallergie. Wir erklären, wie Sie den Milben Einhalt gebieten können.

Hausstaubmilben leben in fast jedem Haushalt und sind kein Zeichen für mangelnde Sauberkeit. Sie übertragen auch keine Krankheiten. Sie begleiten den Menschen seit Jahrtausenden und folgen ihm fast überall hin, weil er ihnen Nahrung liefert.

Die kleinen Spinnentierchen stechen oder beißen aber nicht, sondern ernähren sich von abgestorbenen Hautschuppen. Genauer gesagt fressen sie winzige Pilze, die auf den Schuppen wachsen. Im Schnitt verliert jeder Mensch ein bis zwei Gramm Hautschuppen täglich – genug, um über eine Million Milben einen Tag lang satt zu machen.

Was ist eine Hausstaubmilbenallergie?

Milben hinterlassen ständig Ausscheidungen. Trocknen diese aus, zerfallen sie und verbinden sich mit dem Hausstaub. Menschen mit einer Hausstauballergie reagieren also nicht auf den Staub an sich allergisch, sondern auf den Kot der Hausstaubmilben. Der Grund: Er enthält allergenhaltige Verdauungsstoffe.

Beim Einatmen der Staubteilchen gelangen die Allergene an die Schleimhäute von Augen und Nase und können dort eine starke Immunreaktion auslösen.*

*Das Immunsystem von Allergie-Patienten reagiert überempfindlich und bekämpft das Allergen mit eigenen Antikörpern. Diese setzen dabei das Gewebehormon Histamin frei, welches dann Entzündungen und andere Beschwerden verursacht.

Da sie unmittelbar Allergie-Symptome verursacht, gehört die Milbenallergie zum sogenannten Sofort-Typ beziehungsweise Allergie-Typ-I. Wer eine Milbenallergie hat, entwickelt manchmal auch eine Allergie gegen Krustentiere wie Krebse und Garnelen.

Was sind die Symptome einer Milbenallergie?

  • geschwollene Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum
  • Halsschmerzen
  • Eine verstopfte oder aber eine laufende Nase (allergischer Fließschnupfen)
  • Allergisches Asthma
  • Kopfschmerzen
  • juckende, brennende, gerötete und tränende Augen
  • allergische Bindehautentzündung
  • Hautprobleme: Ausschlag, Schwellungen, Rötungen, Bläschen
  • Schlafstörungen

Behandlung: Akute Hilfe gegen die Milbenallergie

Die Allergie kann kurzfristig mit Medikamenten behandelt werden. Antihistaminika hemmen die allergische Reaktion, indem sie Rezeptoren im Körper blockieren, an die das Histamin sonst andocken würde. Auch Glukokortikoid-Lösungen können gegen die Milbenallergie helfen, da sie entzündungshemmend und anti-allergisch wirken. Hautreizungen können Sie mit Pflegeprodukten lindern, die Dexpanthenol oder Urea enthalten.

Trotzdem bleibt bei all diesen Mitteln der Allergieverursacher bestehen. Besser ist es daher, die Hausstaubmilben direkt zu bekämpfen.

So reduzieren Sie die Milben

Eine komplett milbenfreie Wohnung ist kaum möglich, da die Tierchen sich zu schnell vermehren und auch jederzeit wieder von außen eingeschleppt werden. Allerdings gibt es viele einfache Maßnahmen, um die Spinnentiere in Schach zu halten und einen allergenarmen Wohnraum zu schaffen.

Senken Sie die Luftfeuchtigkeit

Hausstaubmilben bevorzugen eine hohe Luftfeuchtigkeit von etwa sechzig bis achtzig Prozent. Liegt sie darunter, können die Tierchen schlecht überleben. In Gebirgsregionen gibt es zum Beispiel kaum Milben, weil die Luft dort sehr trocken ist. Deswegen kann es hilfreich sein, die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren:

  • Mehrmals täglich in allen Räumen für einige Minuten Stoßlüften, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
  • Die optimale Raumfeuchtigkeit sollte bei etwa vierzig bis sechzig Prozent liegen.

Achtung: Im Winter senkt die trockene Heizungsluft zwar die Luftfeuchte, sie kann aber allergische Symptome sogar begünstigen. Denn bei zu trockener Luft sterben viele Tierchen auf einmal ab. Ihre Körper setzen dann beim Zerfallen viele Allergene frei, die sich im Hausstaub sammeln. Zugleich steigt die erwärmte Zimmerluft nach oben und erzeugt kleine Luftwirbel, durch die sich der Hausstaub noch mehr verteilt. Daher ist es besonders im Winter wichtig regelmäßig zu putzen.

Schützen Sie das Bett vor Milben

Hausstaubmilben lieben Betten, da es dort meistens warm und feucht ist und sie dort außerdem reichlich Hautschuppen zum Fressen finden. Folglich finden sich dort besonders viele Allergene. Ein weiteres Problem: Im Schlaf wälzen sich viele Menschen umher und wirbeln durch diese Bewegungen Staub und Allergene auf. Aus diesem Grund haben Betroffene besonders im Bett mit Symptomen zu kämpfen.

Unsere Empfehlungen:

  • Verwenden Sie spezielle Überzüge für Matratzen und Bettwäsche. Diese sogenannten Encasings sind wasser- und luftdurchlässig und sorgen dafür, dass sich keine Feuchtigkeit im Bett Zugleich sind sie so engmaschig vernäht, dass die Milben nicht nach außen dringen und die Allergene in Matratze und Laken eingeschlossen bleiben. Übrigens übernimmt die Krankenkasse meist die Kosten für die Überzüge, wenn die Hausstaubmilbenallergie nachgewiesen wurde.
  • Waschen Sie Ihre Bettwäsche regelmäßig und bei mindestens sechzig Grad, um die Krabbeltierchen abzutöten.
  • Die Bettdecke, egal, ob aus Synthetik oder Daunen, sollte ebenfalls mitgewaschen werden.
  • Eine Matratzenreinigung sollte jährlich erfolgen.
  • Beim Bettenmachen gilt: weniger ist mehr. Die Bettwäsche sollte nicht ausgeschüttelt werden, da sich dadurch allergenhaltiger Hausstaub im Raum verteilt. Besser ist es, die Decke einfach zurückzuschlagen. Dabei entweicht Feuchtigkeit, die durch nächtliches Schwitzen entstanden ist.
  • Damit erst gar nicht so viel Luftfeuchte entsteht, muss die Luft im Schlafzimmer gut zirkulieren und entweichen können. Dabei helfen Bettgestelle mit Bettfüßen. Wählen Sie Bettenmodelle ohne Bettkasten und Stoffpolsterung, damit Hausstaubmilben dort nicht siedeln können.

Machen Sie richtig sauber

  • Staubfänger wie offene Bücherregale, sollten Sie am besten täglich mit einem feuchten Tuch abwischen.
  • Auch Plüschtiere, Sofakissen und andere Gegenstände aus Stoff sind besonders große Milbenherde und sollten daher regelmäßig bei sechzig Grad oder mehr gewaschen werden. Tipp: Alles, was nicht so heiß gewaschen werden darf, in eine Plastiktüte packen und einen Tag lang ins Gefrierfach Danach die abgetöteten Milben bei niedriger Temperatur abwaschen.
  • Prinzipiell werden Allergikern keine Teppiche, sondern glatte Bodenbeläge empfohlen. Glatte Oberflächen sind aber nur dann besser, wenn sie mindestens alle zwei Tage feucht gewischt Andernfalls wirbelt der Hausstaub darauf ungebremst umher und kann die Milbenallergie verschlimmern.
  • Wer nicht ständig putzen möchte, sollte Teppiche mit kurzem Flor wählen. Sie halten die Staubteilchen fest, wodurch der Staubgehalt in der Luft wesentlich geringer ist. Diese Teppiche lassen sich auch problemlos mit einem Staubsauger reinigen.
  • Normale Staubsauger sind hierbei allerdings nicht empfehlenswert. Sie haben keinen speziellen Filter und blasen Staubteilchen durch die Lüftung wieder nach außen. Beim Kauf daher auf Staubsauger mit TÜV-Siegel für Hausstaub-Allergiker Diese haben einen sogenannten HEPA-Filter, auch bekannt als Schwebstofffilter, der selbst feinsten Staub einsaugt und sicher festhält.

Weitere Tipps gegen Milben

  • (Kunst-)Ledermöbel statt Stoffpolster
  • Fußbodenheizung
  • Spezielle Luftfilter für Klimaanlagen und Dunstabzugshauben
  • Anti-Milbensprays
  • Keine Haustiere halten oder zumindest nicht ins Schlafzimmer lassen

Ob die Maßnahmen erfolgreich waren, können Betroffene ganz leicht selbst testen. Ein Milbentest aus der Apotheke misst die Anzahl der Milben-Allergene pro Gramm Hausstaub. Der Wert sollte bei Allergikern auf jeden Fall unter 10 Milligramm pro Gramm Staub liegen.

Hyposensibilisierung bei Milbenallergie

Wird die Hausstauballergie nicht behandelt, oder haben Patienten immer noch starken Kontakt mit Staubteilchen, droht eine dauerhafte Überreizung mit den Allergenen. Die Beschwerden können sich verschlimmern und chronisch werden. Dabei kommt es häufig zu einem sogenannten Etagenwechsel: Die Symptome verlagern sich von den oberen auf die unteren Atemwege und es können chronische Bronchitis und Asthma entstehen. Um das zu vermeiden, kann eine Hyposensibilisierung bzw. Immuntherapie helfen.

Bei der Therapie verabreicht der Arzt Spritzen oder Tropfen, die den allergenen Stoff enthalten. Das geschieht in bestimmten Abständen, wobei die Dosis langsam erhöht wird. Das Ziel: Das körpereigene Abwehrsystem soll sich an den Allergieauslöser gewöhnen und somit nicht mehr überempfindlich auf ihn reagieren. Im besten Fall bleiben allergische Beschwerden irgendwann ganz aus

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