Heilpflanze Johanniskraut gegen das Stimmungstief

15.01.2020 11:10

Johanniskraut wird seit Jahrhunderten eine heilende Wirkung für unterschiedliche innere und äußere Leiden zugesprochen. 2019 wurde Hypericum perforatum (Johanniskraut) sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Besonders bei Depressionen und Stimmungsschwankungen greifen viele auf Johanniskraut zurück. Der Heilpflanze mit den gelben Blüten wird eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt. Sie gilt als harmlose Alternative zu chemischen Antidepressiva. Doch auch bei dem pflanzlichen Mittel sind Nebenwirkungen möglich, vor allem bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Medikamenten.

Welche Wirkung hat Johanniskraut?

Welche der zahlreichen Inhaltsstoffe für welche Wirkung verantwortlich sind und wie der genaue Wirkmechanismus aussieht, ist bis heute nicht genau bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die Substanzen Hyperforin und Hypericin eine große Rolle spielen. Diese wirken nachweislich beruhigend. Die ebenfalls aus Johanniskraut gewonnenen Flavonoide Rutin, Hyperosid und Querzitrin wirken sich tonisierend (stärkend) auf den Kreislauf aus.

Bei leichten Depressionen und Stimmungsschwankungen wirkt Johanniskraut:

  • beruhigend
  • stimmungsaufhellend
  • stimmungsausgleichend
  • motivationsfördernd
  • angstlösend

Johanniskraut wird auch begleitend zur Behandlung von psychovegetativen Störungen, nervöser Unruhe, Schlafstörungen oder bei Beschwerden während der Wechseljahre verwendet.

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Johanniskraut-Präparate bei leichten Depressionen

Auf dem frei verkäuflichen Markt werden verschiedene Johanniskraut-Präparate zur inneren Einnahme angeboten. Zu den Häufigsten gehören:

  • Kapseln und Tabletten
  • Johanniskraut-Öl
  • Tee
  • Extrakt
  • Tinkturen

Die meisten entscheiden sich für Kapseln oder Tee. Im Gegensatz zu den anderen Arzneimitteln haben Kapseln mit Johanniskrautextrakt einen großen Vorteil: es ist eine exakte Dosierung möglich. Johanniskraut-Kapseln gibt es frei verkäuflich und rezeptpflichtig. Die frei verkäuflichen Präparate aus der Drogerie oder der Apotheke sind zur Selbstmedikation bei leichten Depressionen oder Stimmungsschwankungen gedacht. Präparate für mittelschwere bis schwere Depressionen sind aus gutem Grund rezeptpflichtig. Dadurch wird vermieden, dass sich Betroffene mit mittelschweren Depressionen oder mehr der notwendigen professionellen Hilfe entziehen und versuchen, sich mit Arzneimitteln selbst zu therapieren.

Unterschieden werden sollte zwischen Trockenextrakt-Präparaten aus der Apotheke und den Pulverpräparaten aus der Drogerie. Die in der Drogerie erhältlichen Produkte sind deutlich schwächer dosiert und erzielen dadurch oftmals nicht den gewünschten Effekt. Den Drogerie-Präparaten fehlt nämlich oftmals der für die Wirkung verantwortliche Wirkstoff Rutin.

Johanniskraut – Richtige Dosierung beachten

Je nach Art und Dosierung hat die Pflanze die gleiche Wirkung wie synthetische Antidepressiva. Die natürlichen Wirkstoffe der Heilpflanze sind jedoch deutlich besser verträglich und haben weniger Nebenwirkungen – zumindest bei richtiger Anwendung. Allerdings dauert auch das Einsetzen der Wirkung deutlich länger als bei anderen Medikamenten. Im Schnitt dauert es mindestens zwei bis drei Wochen, bis die Inhaltsstoffe ihre volle Wirkung entfalten.

Eine wirksame Tagesdosis liegt bei ca. 600 – 900 mg. Ob diese Dosis jedoch ausreicht, um sich aus einem Stimmungstief zu befreien oder Depressionen zu lindern, sollte stets mit einem Arzt abgesprochen werden. Besonders vorsichtig sollten Sie bei der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten und anderen Medikamenten – insbesondere klassische Antidepressiva – sein. Johanniskraut schwächt die Wirksamkeit anderer Mittel ab und es kommt häufig zu Wechselwirkungen.

Johanniskraut – Gibt es Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen?

Bei alleiniger Einnahme und unter Einhaltung der richtigen Dosierung hat Johanniskraut im Grunde keine bedenklichen Nebenwirkungen und ist sehr gut verträglich. Ganz selten treten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen oder eine Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht (Photosensibilisierung) auf.

Arzneimittel, die überwiegend oder ausschließlich aus Johanniskraut bestehen, sollten nicht in Kombination mit anderen Arzneimitteln eingenommen werden. Es kann teils zu heftigen Wechselwirkungen und Folgeerkrankungen kommen. Das betrifft insbesondere:

  • Mittel gegen Asthma
  • Blutverdünner
  • Hormonelle Verhütungsmittel (z.B. Anti-Baby-Pille)
  • Herzmedikamente
  • AIDS-Medikamente
  • Krebs-Medikamente
  • Insulin oder Diabetis-Medikamente
  • Bluthochdruck-Medikamente
  • Lipidsenker (Blutfettsenkende Mittel)
  • Antidepressiva

Ganz oft wird die Wirkung der anderen Arzneimittel abgeschwächt, da Johanniskraut unter anderem den Abbau anderer Substanzen in der Leber beschleunigt. Es droht Gefahr, dass die Medikamente ihre Wirkung teilweise oder ganz verlieren.

Wechselwirkung Johanniskraut und Antidepressiva

Werden Johanniskraut-Präparate und andere Antidepressiva zeitgleich eingenommen, kann diese Kombination das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom auslösen. Das gilt insbesondere für Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI):

  • Citalopram
  • Paroxetin
  • Trazodon
  • Dapoxetin
  • Fluvoxamin
  • Fluoxetin
  • Sertralin
  • Escitalopram

Mögliche Folgen können unter anderem Fieber, Verwirrtheit, Blutdruckschwankungen oder Koma sein. Johanniskraut und Antidepressiva sollten erst nach Rücksprache mit einem Arzt zeitgleich genommen werden.

Quelle