Heilpflanze Meerrettich: Der natürliche Keimbekämpfer

17.04.2018 11:23

Ein wenig zu viel Meerrettich erwischt, und schon brennt der ganze Rachen vor Schärfe und die Augen tränen. Gerade diese Schärfe macht den Meerrettich aber zur gesunden Heilpflanze. Wir stellen die Wurzel und ihre Anwendungsgebiete vor und verraten, warum sie als „pflanzliches Penicillin“ gilt.

Meerrettich (auch „Kren“ genannt) stammt ursprünglich aus Süd- und Osteuropa, gedeiht aber auch bei uns einwandfrei. Das winterharte Wurzelgemüse kann sogar Temperaturen bis rund -50 Grad standhalten. Sowohl in der Küche als auch in der Pflanzenheilkunde wird vor allem die Wurzel der Pflanze verwendet. Diese sieht von außen erdig-braun aus, ist im Inneren aber weiß.

So gesund ist Meerrettich

In der scharfen Wurzel stecken viele gesunde Vitalstoffe, darunter Kalium und die Vitamine C und B1. Außerdem ist sie reich an sekundären Pflanzenstoffen, welche antioxidativ und zellschützend wirken und das Immunsystem stärken.

Besonders die Menge an den sogenannten Senfölglykosiden ist bemerkenswert. Diese Pflanzenstoffe wandeln sich beim Reiben in Senföle um, welche für den markant scharfen Duft sorgen. Die Senföle riechen aber nicht nur intensiv, sondern wirken wie eine Art pflanzliches Desinfektionsmittel.

Natürlicher Keimbekämpfer

Senföle wirken nachweislich gegen eine ganze Reihe an verschiedenen Keimen, wobei sie entweder deren Wachstum hemmen oder sie sogar ganz „ausschalten“ können. Zu diesen Keimen zählen Pilze wie Candida albicans, Bakterien wie E. Coli und verschiedene Erkältungsviren.

Wohltuend bei Erkältung

Meerrettich kann dem Immunsystem bei der Abwehr von Erkältungsviren helfen und dadurch eine Infektion verhindern. Wer dagegen bereits erkältet ist, kann mit der scharfen Wurzel gleich mehrere begleitende Symptome lindern und für eine rasche Genesung sorgen. Besonders wirksam ist die Heilpflanze bei Erkrankungen der oberen Atemwege, etwa bei Nasennebenhöhlenentzündungen, Schnupfen und schmerzhaften Entzündungen im Hals-Rachen-Bereich. Sie hat zudem eine entkrampfende Wirkung, wirkt sich beruhigend auf die Bronchien aus und kann Reizhusten lindern.

Pflanzliche Hilfe bei Harnwegsinfekten

Wegen ihrer keimhemmenden Stoffe kann die Heilpflanze auch bei leichten, bakteriellen Infekten der unteren Harnwege bzw. bei Blasenentzündungen helfen. Betroffene, die schon bei ersten Anzeichen Meerrettich(-Präparate) einnehmen, bekommen die Infektion meist gut in den Griff und benötigen keine Antibiotika. Für Menschen, die sehr anfällig für Blasenentzündungen sind, kann die regelmäßige Einnahme von Meerrettich vorbeugend wirken. Wichtig: Bei Beschwerden, die sich verschlimmern oder länger als drei Tage andauern, unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Meerrettich fördert die Durchblutung und lindert Schmerzen

Die Senföle im Meerrettich sind sehr scharf und können durch ihre Haut-reizende Wirkung die Durchblutung anregen. Aus diesem Grund ist Meerrettich ein bewährtes Hausmittel bei leichten Muskelschmerzen und Verspannungen.

Die scharfe Wurzel wirkt zudem entzündungshemmend und schmerzlindernd, weswegen sie auch bei Rheuma und Gicht angewandt wird. Allerdings sollten Patienten vor der Anwendung unbedingt ihren Arzt sprechen und keine selbstständige Behandlung durchführen.

Weitere Anwendungsgebiete:

  • Appetitlosigkeit

  • Verstopfung

  • Zahnschmerzen

  • Kopfschmerzen

Anwendungsformen und Hausmittel

Es gibt eine ganze Reihe an pflanzlichen Arzneimitteln mit Meerrettich – meist in Form von Tabletten, Kapseln oder als Tropfen. Sie werden vor allem bei Erkältungsbeschwerden wie Halsschmerzen oder bei Harnwegsinfektionen eingesetzt. Oft gibt es diese Präparate in Kombination mit anderen Heilpflanzen, zum Beispiel der Kapuzinerkresse. Lassen Sie sich am besten von ihrem Arzt oder Apotheker beraten, welches Arzneimittel für Sie infrage kommt.

Alternativ können Sie auch eine frische Wurzel kaufen und selbst für eine medizinische Anwendung zubereiten. Dazu den Meerrettich reiben und rasch verwenden, damit möglichst viele wertvolle Stoffe erhalten bleiben. Wer nicht die ganze Wurzel aufbraucht, kann diese in ein feuchtes Küchentuch wickeln und im Kühlschrank lagern.

Vorbeugende Meerrettich-Kur

Gerade zur Vorbeugung von Erkältungen ist die Heilpflanze ein beliebtes und einfaches Hausmittel. Dazu rund zwei Wochen lang zweimal täglich je einen Teelöffel mit frisch geriebenem Meerrettich einnehmen.

Sie können den schmackhaften Meerrettich auch ganz leicht in Ihren Speiseplan mit einbinden: Traditionell wird er als Suppe, zu Tafelspitz, Schinken oder Räucherfisch gegessen, er passt aber auch prima zu Wintergemüse. Haben Sie zum Beispiel schon einmal Rosenkohl und Wirsing mit Meerrettich probiert? Hier geht’s zum Rezept.

Meerrettich-Honig

Bei Harnwegsinfekten und Erkältungen etwa dreimal täglich eine Teelöffel-große Menge Meerrettich-Honig einnehmen. Die Zubereitung ist ganz leicht: Entweder Sie reiben jeweils einen Teelöffel Meerrettich fein und geben Honig hinzu. Oder Sie reiben eine größere Menge der Wurzel in ein Glas Honig, rühren die Mixtur gut um und passieren die geriebenen Stückchen anschließend durch ein Küchentuch. Den scharfen Honig bei der Einnahme am besten langsam auf der Zunge zergehen lassen.

Breiumschlag

Ein Breiumschlag aus Meerrettich kann bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen helfen. Dazu eine Wurzel fein reiben und in eine Schüssel geben. Dann ein Leinen- oder Baumwollhandtuch auf die betroffene Stelle legen, den Brei darauf geben und das Tuch umschlagen. Achten Sie darauf, dass die Haut nicht direkt mit dem Meerrettich in Kontakt kommt. Sonst können Hautreizungen entstehen. Wer eine empfindliche Haut hat, reibt die betroffenen Stellen noch mit hautfreundlichem Öl oder einer fetthaltigen Salbe ein. Den Umschlag nach etwa fünf bis zehn Minuten wieder entfernen und die Haut sanft mit Wasser waschen.

Hinweise zur Anwendung

Meerrettich ist grundsätzlich sehr bekömmlich, kann unter Umständen aber zu Übelkeit oder Durchfall führen. Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung oder Magen- oder Darmgeschwüren sollten vorher ihren Arzt fragen, ob sie die Heilpflanze verwenden dürfen.

Bei Meerrettich-Präparaten immer auf das Haltbarkeitsdatum achten, denn die Senföle verflüchtigen sich relativ schnell und lassen das Arzneimittel unwirksam werden. Finger weg von Präparaten, die mehr als zwei Prozent Senföle enthalten (zu reizend) sowie von isoliertem, unverdünntem Meerrettich-Öl – das ist nämlich giftig.

Quelle