Hitzschlag beim Hund - Gefahr im Sommer

27.07.2018 12:43

Ein Hitzschlag beim Hund ist ebenso lebensbedrohlich wie bei einem Menschen. Eigentlich sollte man meinen, dass Hundehalter mittlerweile ausreichend über die Gefahren für Hunde in überhitzten Autos aufgeklärt sind. Aber leider sterben jedes Jahr aufs Neue Hunde, weil sie von ihren Besitzern bei Hitze im Auto gelassen wurden. Doch es muss nicht immer große Hitze im Auto sein, die zu einem Hitzschlag beim Hund führen kann. Wir erklären euch, wie es zu einem Hitzschlag kommen kann und was man als Hundehalter im Notfall tun kann.

Nennen wir sie Lara: Lara ist mit ihrer Hündin Lucy gerade auf dem Feld unterwegs. Lucy ist ein großer Fan vom Apportieren und holt unaufhörlich das Stöckchen und bringt es zu Lara. Lara freut sich und lobt ihre Hündin. Und zack, das Stöckchen fliegt. Lucy beginnt schnell zu hecheln, aber das ist bei Hunden völlig normal. Was Lara nicht weiß, Lucy steht kurz vor einem Hitzschlag. Die Temperatur im Schatten beträgt mehr als 30 Grad, Lucy und Lara sind mitten auf dem Feld unterwegs. Kein Schatten, kein See zum Abkühlen. Und dann passiert es plötzlich: Lucy bricht zusammen.

WAS IST EIN HITZSCHLAG BEIM HUND?

Ebenso wie bei einem Menschen ist ein Hitzschlag beim Hund eine lebensbedrohliche Situation. Der Körper überwärmt und das führt zu einem Schock. Die Folge: Multiorganversagen und sogar der Tod. Lara ist geschockt, sie rennt zu Lucy, die schon nicht mehr reagiert. Was Lara nicht weiß: Hunde sind viel hitzeempfindlicher als Menschen. Schon bei etwa 20 Grad und viel Bewegung im Freien würde ein freilebender Hund ein schattiges Plätzchen oder ein kühles Nass zur Abkühlung suchen. Hunde sind nur bedint in der Lage ihre Körpertemperatur durch Schwitzen zu regulieren, da sie nur wenige Schweißdrüsen an der Pfotenunterseite und an der Nase haben. Das oftmals dichte Fell trägt ebenfalls dazu bei, dass Hunde bei großer Hitze schnell einen Hitzschlag bekommen können.  

Lucys Körper ist vom Dauerrennen in der Hitze im Schockzustand. Die Wärmekapazität im Körper ist überschritten und durch die Belastung ist sie zusammengebrochen. Lara tut das einzig Richtige: sie nimmt Lucy, rennt zu ihrem Auto und fährt auf dem direkten Weg in die nächste Tierklinik. Auf dem Weg dorthin ruft sie an und schildert die Situation.  

KANN EIN HUND HITZE ÜBERHAUPT NICHT REGULIEREN?

Ein Hund ist durchaus im Stande, seine Körpertemperatur zu regulieren und zwar durch Hecheln. Durch das Hecheln verdunstet der Speichel und dadurch wird die Wärme, die sich im Körper angesammelt hat, nach außen getragen. Diese Technik rettet einen Hund nur solange vor einem Hitzschlag, wie ihm Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Durch die Aufnahme von Wasser kann der Hund die Flüssigkeit, die er mit dem Hecheln nach außen abgibt, wieder ausgleichen. So kann er die Körpertemperatur regulieren. Lucy stand leider kein Wasser zur Verfügung. Durch das ständige Laufen und Hecheln bei großer Hitze, konnte ihr Körper seine Temperatur nicht mehr regulieren. Lucy ist ein Labrador Retriever und gehört, neben Rassen mit kurzen Schnauzen, zu den gefährdeten Hunderassen.

WIE KANN ES NOCH ZU EINEM HITZSCHLAG BEIM HUND KOMMEN?

Jedes Jahr sterben Hunde, weil sie von ihren Besitzern bei sommerlichen Temperaturen im Auto zurückgelassen werden. Nicht immer kann ein beherztes Eingreifen durch Passanten oder der Polizei das Leben des Tieres retten. Aber auch die eigene Wohnung kann zur Gefahr werden. Im Sommer 2016 hatte ein Ehepaar aus Mittelfranken ihren Hund im Sommer auf dem Balkon zurückgelassen. Das ist schon schlimm genug, aber das Paar fuhr in den Urlaub. Glücklicherweise wurden Nachbarn auf das Tier aufmerksam und riefen die Polizei. So konnte der Hund gerettet werden. Auch nur eine kurze Zeitspanne in der prallen Sonne kann zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag führen.

Prof. Dr. Theo Mantel Präsident der Bundestierärztekammer nimmt in einer Pressemitteilung ganz klar Stellung: „Selbst für eine kurze Erledigung und wenn die Fenster etwas geöffnet bleiben, darf der Hund nicht im Auto bleiben“. Trotz vieler Warnungen gibt es immer wieder ignorante Hundebesitzer, die ihre Tiere, trotz hoher Außentemperaturen, im Auto lassen. Dabei haben Wissenschaftler der Universität in Georgia (USA) in einem Versuch gezeigt, wie schnell die Temperaturen im Auto steigen. Unter der Leitung von Prof. Andrew Grundstein stellte das Team fest, dass die Temperatur im Auto bereits nach fünf Minuten vier Grad über der Außentemperatur liegt. Nach weiteren zehn Minuten lag die Innentemperatur bereits sieben Grad und nach 30 Minuten 16 Grad über der Außentemperatur. Schockierend: nach einer Stunde war es im Auto durchschnittlich 26 Grad wärmer als draußen. Getestet wurde an 58 Tagen mit Sonnenschein im Zeitraum April bis August. Ein Hund kann bereits nach weniger als 60 Minuten einen tödlichen Hitzschlag erleiden.

REICHT DENN NICHT EIN SCHÄLCHEN WASSER?

Immer wieder argumentieren Hundebesitzer, die ihr Tier im überhitzen Auto zurückgelassen haben, dass sie doch ein Fenster leicht geöffnet und dem Hund ein Schälchen Wasser bereitgestellt hätten. Bei sommerlichen Temperaturen ist das völlig nutzlos. Auch das Parken im Schatten kann für den Hund zum tödlichen Hitzschlag führen, denn auch hier steigen die Temperaturen stark an. Immer wieder werden Polizei und Feuerwehr im Sommer zu Rettungseinsätzen gerufen. Und das ist gut so, denn was viele Hundehalter nicht wissen. Kommt es zu einem Rettungseinsatz, weil der eigene Hund im Auto eingesperrt ist und offensichtlich in Lebensgefahr schwebt, kommt der Besitzer nicht nur für die Einsatzkosten auf, sondern muss auch noch mit einer Anzeige wegen Tierquälerei rechnen (§ 17 Tierschutzgesetz).

Bereits im Jahr 2007 fällt ein Gericht in Neustadt ein wegweisendes Urteil. Ein 37-jähriger Mann, der keinerlei Vorstrafen hatte, wurde zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt. Er hatte seine Hündin bei großer Hitze im Auto zurückgelassen. Der Grund: er besuchte einen Freund. Die Dalmatiner-Dame verstarb, denn die Temperatur im Auto erreichte über 60 Grad.

DARF ICH EINEM HUND IM AUTO HELFEN?

Die Antwort ist nicht ganz einfach. Grundsätzlich gilt: wer im Sommer ein Tier in einem Auto sieht, das eingesperrt ist, der sollte sofort handeln. Der erste Schritt muss immer der Notruf sein. Ist eine zweite Person dabei, sollte sie eine Möglichkeit suchen, den Besitzer des Fahrzeugs ausfindig zu machen (zum Beispiel das Ausrufen lassen im Supermarkt). Ist der Hund bereits in akuter Lebensgefahr, besteht unter Umständen die Möglichkeit, die Scheibe einzuschlagen und das Tier zu retten. Doch hier ist definitiv Vorsicht geboten. Zwar erlauben das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) gemäß §228 Notstand und das Strafgesetzbuch (StGB) gemäß §34 Rechtfertigender Notstand das Einschlagen der Scheibe, aber gleichzeitig ist das Sachbeschädigung, die rechtliche Konsequenzen haben kann. Wer zum Äußersten greift und die Scheibe einschlägt sollte daher immer Zeugen haben, die den lebensbedrohlichen Zustand bestätigen können. Zudem hilft im Ernstfall auch ein kurzes Handyvideo. Das Einschlagen der Scheibe sollte aber stets das letzte Mittel sein.

EINEN HITZSCHLAG BEIM HUND ERKENNEN

Zurück zu Lara und Lucy: in der Tierklinik angekommen macht sich Lara große Vorwürfe, denn sie fragt sich, ob sie den Hitzschlag bei Lucy hätte erkennen können. Besonders wenn Hunde bei großer Hitze toben und spielen kommt ein Hitzschlag oftmals wie aus dem Nichts. Dennoch gibt es ein paar Anzeichen:

1. starkes Hecheln, das nicht mehr aufhört

2. starker Speichelfluss

3. das Tier ist sehr nervös und unruhig

4. die Innenseite der Ohren ist rot

5. das Tier überstreckt den Hals

Zeigt der Hund diese Anzeichen muss der Besitzer sofort handeln: dem Tier muss Wasser angeboten werden (kein eiskaltes Wasser, sondern handwarm) und eine Möglichkeit sich abzukühlen (z.B. im Haus auf kalten Fließen, mit nassen Handtüchern, im nächstgelegenen See etc.). Des Weiteren muss das Tier die nächsten Stunden genau beobachtet werden, denn es gibt weitere Anzeichen, die auf einen lebensbedrohlichen Hitzschlag beim Hund hindeuten:

1. schnelles und flaches Atmen

2. der Hund ist apathisch

3. der Hund schwankt und taumelt beim Laufen

4. Durchfall und/oder Erbrechen

5. Körpertemperatur über 40 Grad

6. Herzrasen und Herzrythmusstörungen

Zeigt ein Hund eines oder mehrere dieser Anzeichen nach dem Aufenthalt im Freien (bei sommerlichen Temperaturen) sollte der Besitzer nicht zögern und sofort zum Tierarzt fahren.

Ist der Hund bereits Bewusstlos, helfen ähnliche Erste-Hilfe-Maßnahmen wie beim Menschen:

1. Tier in Seitenlage bringen

2. Kopf überstrecken

3. Zunge rausholen

4. mit nassen kühlen Handtüchern abdecken

5. sofort zum nächsten Tierarzt fahren

Ist ein Hitzschlag beim Hund immer tödlich?

Lara darf nun endlich zu Lucy. Die Tierärzte haben der Hündin mittels Katheter Flüssigkeit zugeführt und sie langsam mit speziellen Decken gekühlt. Lucy hatte Glück, sie hat den Hitzschlag überlebt. Leider verstirbt die Hälfte aller Hunde mit Hitzschlag trotz Behandlung beim Tierarzt. 

Quelle