HUNDE AUS DEM AUSLAND Sollte ich einen Strassenhund aufnehmen?

28.10.2020 11:28

Istanbul: Hunde kommen im Beykoz-Wald auf Helfer mit Futter zugerannt. Die Tierfreunde von der Freiwilligen-Organisation "Huysuz Ihtiyar» füttern seit Jahren mehrmals die Woche in diesem Wald rund 1200 Hunde mit bis zu zwei Tonnen selbstgekochtem Futter.

Wir sind daran gewöhnt und kennen es nicht anders. Doch nicht überall auf der Welt leben Hunde als Familienmitglied sehr eng mit Menschen zusammen.

In Süd- und Osteuropa beispielsweise laufen struppige Hunde, scheinbar ohne festen Bezugspunkt, durch Dörfer und Städte. Nicht allen geht es dabei gut.

Tierschützer fangen sie oftmals ein und bringen sie nach Deutschland. Sie füllen die Tierheime und tun nicht nur Hundefreunden wahnsinnig leid.

Aber sollte man sich deswegen so einen Hund zulegen? Hätte er bei uns automatisch ein besseres Leben?

Das kann so sein, muss aber nicht. Dies sollten Sie sich vor der Entscheidung klar machen.

Vorsicht! Das Risiko, dass etwas schief geht, ist nicht zu unterschätzen. Hunde, die das Leben auf der Strasse gewöhnt sind, sind keineswegs automatisch dankbar für eine geschlossene Wohnung mitten in der Stadt.

► Strassenhunde werden nicht schnell und auch nicht automatisch zu gut sozialisierten Familienhunden. Sie sind definitiv nichts für Anfänger!

Oft sind Strassenhunde ängstlich und abwehrend. Sie haben kein Interesse an engem Kontakt und mögen nicht im Haus sein. Solche Tiere können zum Streunen neigen, auch ein ausgeprägtes Jagdverhalten ist nicht ungewöhnlich.

Bedenken Sie immer: Die Hunde kommen aus einem ganz anderen Umfeld. Straßenhunde müssen sich ihr Futter suchen oder erjagen um nicht zu verhungern. Einige leben in Rudeln zusammen, viele sind als Einzelkämpfer unterwegs. Je nachdem, welche Erfahrungen sie gemacht haben, tun sie sich schwer, Menschen zu vertrauen.

Das kann schon bei jungen Hunden der Fall sein. Ein weiteres Problem bei Welpen und Junghunden: Sie dürfen wegen der Tollwut-Impfpflicht erst ab einem Alter von 16 Wochen nach Deutschland gebracht werden.

Das Problem dabei: Die wichtige Sozialisierungsphase ist dann (ohne Ihre Mitwirkung!) schon abgeschlossen. Möglicherweise hat der Hund auch schon schlimme Erfahrungen machen mussten und Traumata entwickelt. Sie werden es nie wissen. Doch er kann deswegen unsicher oder sogar aggressiv sein.

Wer sich trotzdem für die Aufnahme solcher Hunde entscheidet, sollte sich auf Schwierigkeiten einstellen, aber trotzdem optimistisch sein. Es gibt auch viele Beispiele gelungener Übernahmen von Strassenhunden.

Worauf Sie bei der Wahl unbedingt achten sollten

 


Angenommen, Sie haben sich entschieden. Dann sollten Sie bei der Wahl des Hundes auf einige Dinge achten.

✔︎ Ein gutes Zeichen ist es, wenn der Hund beim Kennenlernen neugierig und vertrauensvoll auf den Menschen zugeht.


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✔︎ Er sollte sich problemlos anfassen lassen.

✔︎ Je ängstlicher und scheuer ein Hund ist, desto größer sind die Probleme, wenn man das Tier ins Haus holt.

✔︎ Bei einem Probespaziergang lässt sich testen, wie der Hund auf seine Umgebung reagiert.

✔︎ Ist die Entscheidung für den Hund gefallen, sollte ihm viel Zeit für die Eingewöhnung gegeben werden.

✔︎ Er sollte zunächst nur an der Leine bleiben, damit er nicht davonläuft und vielleicht nie wieder kommt.

Empfehlenswert ist es bei problematischen Tieren, sich den Rat eines Hundetrainers zu holen.

Gut zu wissen: Es gibt auch Organisationen, die Tiere wie in einem Katalog vermitteln. Die Interessenten schauen sich die Bilder und die Beschreibung an, danach entscheiden sie sich für ein Tier. Dieses wird dann nach Deutschland gebracht. Solche Hunde sind Überraschungseier, man kann kaum wissen, was einen erwartet.

Achtung! Es kommt oft vor, dass die Organisationen nicht nur den Tierschutz im Blick haben. Sie haben auch ein finanzielles Interesse am Vermitteln von Straßenhunden. Meist verlangen sie Gebühren zwischen circa 250 bis 350 Euro.

Wer sich gegen eine Aufnahme entschedet, aber Hunden im Ausland helfen möchte, kann Behörden und Tierschutzvereine vor Ort unterstützen. Ziel sollte sein, Rüden zu kastrieren beziehungsweise Hündinnen zu sterilisieren, um die Population zu reduzieren.

 

Quelle