Im Gegensatz zum Wolf: Warum die meisten Hunde dunkle Augen haben

23.01.2024 10:17

Hunde haben deutlich dunklere Augen als ihre Vorfahren, die Wölfe. Ein japanisches Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass der Mensch die Entwicklung der Irisfarbe maßgeblich mit beeinflusst haben dürfte – was den Vierbeinern einen klaren Vorteil einbrachte

Ein einziger Blick genügt – und es ist um uns geschehen. Hundeaugen haben auf viele Menschen eine besonders emotionale Wirkung und dem bettelnden "Hundeblick" können wir häufig nicht widerstehen – Erziehungsratgeber hin oder her.

Die Wirkung, die Hundeaugen auf uns haben, wird offenbar auch durch deren Farbe mit beeinflusst. Japanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen die Hypothese auf, dass im Laufe der Domestizierung die Iris von Hunden immer dunkler wurde, um auf den Menschen weniger bedrohlich zu wirken. "Die Farbe der Iris von Hunden ist dunkler als bei Wölfen, und diese dunkle Färbung beeinflusst die Wahrnehmung der Hunde durch den Menschen auf positive Weise", heißt es in der Studie des Instituts für Tierforschung der japanischen Teikyo-Universität, die im Fachblatt "Royal Society Open Science" erschienen ist.

Menschen gaben Tieren mit dunklen Augen den Vorzug

Der Mensch domestizierte den Wolf vor etwa 50.000 bis 15.000 Jahren. Wölfe besitzen auch heute noch eine helle Iris, die ins Gelbliche geht und sich in starkem Kontrast zur schwarzen Pupille abhebt. Dem japanischen Forschungsteam zufolge wählten die Menschen damals aber vorzugsweise Tiere mit dunkleren Augen als Begleiter aus, sodass sich nach und nach die dunkle Augenfarbe bei Hunden durchsetzte. 

Heutzutage besitzen viele Hunderassen eine dunkle Iris, in welcher der Übergang zur Pupille kaum auszumachen ist. Mehr als 90 Prozent der vom American Kennel Club anerkannten Haushunderassen haben dieses Merkmal. Für Menschen ist das offenbar angenehm anzuschauen. Mittlerweile ist wissenschaftlich bewiesen, dass bei Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern beim Blick in die Augen des eigenen Vierbeiners Oxytocin ausgeschüttet wird – dasselbe Hormon, das auch für die Mutter-Kind-Bindung bei uns Menschen ausschlaggebend ist.

Große Pupille weckt positive Assoziationen

Die Forscherinnen und Forscher der Teikyo-Universität liefern auch einige Erklärungsansätze für die Frage, warum Hunde mit dunklen Augen von Menschen als liebenswerter wahrgenommen werden. So beziehen sich die Autoren im Fachblatt "Royal Society Open Science" beispielsweise auf Studien mit Menschen und anderen Primaten, welche in der Vergangenheit gezeigt haben, dass eine geweitete, große Pupille mit positiven Emotionen in Verbindung gebracht wird, im Gegensatz zu einer verengten, kleinen Pupille.

Des Weiteren werde eine große Pupille unbewusst mit einem nicht ausgewachsenen Lebewesen in Verbindung gebracht, welches verletzlicher und gleichzeitig ungefährlicher erscheine, so die Forschenden. Wenn die Iris eines Hundes sehr dunkel und die Pupille daher kaum erkennbar sei, erwecke dies laut der Studie bei uns Menschen den Eindruck einer sehr großen Pupille. Daher würden Hunde mit dunklen Augen als "schwach und schutzbedürftig" wahrgenommen.

Im Gegensatz dazu dürfte eine helle Iris für Wölfe in freier Wildbahn weitaus nützlicher sein: Die Größe der Pupillen und die Richtung, in die sie gewandt sind, sind dadurch besser zu erkennen und die Kommunikation fällt den Wildtieren untereinander leichter.

Probanden bewerteten Fotos von Hundeaugen

Um seine Hypothese zu der Entstehung und Wirkung dunkler Hundeaugen zu überprüfen, legte das japanische Forschungsteam seinen 142 Probandinnen und Probanden bearbeitete Bilder von unterschiedlichen Hunden vor, deren Augen mal hell und mal dunkel gefärbt waren. Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich die Fotos anzuschauen und dann die Persönlichkeit jedes Tieres zu bewerten sowie anzugeben, wie freundlich und jung der gezeigte Hund erscheint. Tatsächlich wurden die Hunde mit dunklen Augen in der Studie als "freundlicher und jünger" eingestuft als die Tiere mit einer helleren Iris.

Weitere Untersuchungen nötig

Die Autorinnen und Autoren der Studie räumen jedoch ein, dass die Aussagekraft ihrer Untersuchung begrenzt ist. Zum einen, weil sie nicht alle Hunderassen, sondern nur eine Auswahl derer in ihre Studie miteinbezogen hatten. Zum anderen könnte der Gewöhnungseffekt eine Rolle bei der Bewertung der Fotos gespielt haben, weil dunkeläugige Hunde heutzutage häufiger vorkommen und ihr Erscheinungsbild daher vertrauter sei.

Weiter müsste untersucht werden, wie eine kulturell diversere Gruppe auf die Bilder reagiere oder ob nur japanische Probandinnen und Probanden, die in der vorliegenden Studie befragt wurden, die klare Vorliebe für dunkle Hundeaugen zeigten.

Es wäre ebenfalls interessant zu überprüfen, ob dunkeläugige Hunde schneller adoptiert werden als solche mit blauen oder gelblichen Augen. Vereinzelte Erfahrungsberichte aus der Vergangenheit zeigen, dass Tierheime eher Probleme haben, für Hunde mit seltenen Irisfarben ein neues Zuhause zu finden. Der Einfluss der bei Huskys und Australian Shepherds so beliebten blauen Augen habe in dieser ersten Studie allerdings keine Rolle gespielt.

 

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