Ist Kalk im Wasser ungesund? Verkalken dadurch unsere Gefäße?

03.06.2019 10:00

Je südlicher Sie in Deutschland leben, desto kalkhaltiger ist Ihr Leitungswasser. Viele machen sich Sorgen, dass Kalk im Wasser ihre Arterien zusetzen könnte. Ist die Angst begründet und wie können Sie sich schützen?

Kalk verstopft das Sieb Ihres Wasserhahns, verkrustet die Rohre der Waschmaschine und zeigt sich als Flöckchen in Ihrem Tee. Kalk im Wasser gilt als schädlich. Zum einen kann eine dicke Schicht Geräte auf Dauer zerstören. Zum anderen haben manche Menschen den Verdacht, dass der Kalk auch in Ihrem Körper Unheil anrichten kann. Schließlich bezeichnet der Volksmund ältere verwirrte Menschen als „verkalkt“ und Arteriosklerose, die krankhafte Verengung der Blutgefäße, heißt auch „Gefäßverkalkung“. Bevor Sie sicherheitshalber eine teure Entkalkungsanlage einbauen lassen oder Leitungswasser nur noch gefiltert trinken: Wie ungesund ist kalkhaltiges Wasser wirklich?

Woher kommt der Kalk im Wasser?

Das Leitungswasser in Deutschland zeigt eine sehr hohe Qualität, fast überall können Sie es direkt aus dem Hahn genießen. Die deutschen Versorger liefern Trinkwasser in den Härtegraden weich, mittel und hart. Weiches Wasser enthält am wenigsten Kalk. Der unterschiedliche Kalkgehalt entsteht, wenn Regenwasser versickert und zu Grundwasser wird. Dabei löst das Wasser je nach Zusammensetzung des Gesteins im Untergrund Mineralien auf. Darunter sind auch die Mineralstoffe Kalzium und Magnesium. Je höher ihre Bodenkonzentration, desto härter wird das Grundwasser. Im Norden Deutschlands ist das Wasser weicher, je südlicher desto kalkhaltiger wird es. Der Hauptbestandteil von Kalk ist Kalzium, ein für den menschlichen Körper lebenswichtiger Mineralstoff.

Kalzium im menschlichen Körper

Den Mineralstoff, Hauptbestandteil von Kalk, können Sie nur aus der Nahrung beziehen. Kalzium übernimmt in Ihrem Körper folgende Aufgaben:

  • Als Hauptbestandteil von Knochen und Zähnen mineralisiert und härtet es das Skelett.
  • Es ist beteiligt an der Blutgerinnung und verschiedenen Stoffwechselvorgängen.
  • Das Mineral unterstützt die Weiterleitung von Reizen in Nervensystem und Muskulatur, verbessert die Signalübermittlung in der Zelle und stabilisiert die Zellwände.

Mit folgenden Nahrungsmitteln nehmen wir Kalzium auf:

  • Milch und Milchprodukte
  • Gemüse, vor allem dunkle Sorten wie Grünkohl, Spinat, Broccoli.
  • Nüsse

Wie es zu einer Gefäßverkalkung kommt

Eine Arteriosklerose (artería steht für Ader, sklerós für hart) bildet sich über Jahre, wenn sich kleine Blutgerinnsel, Bindegewebe und Kalk in die Gefäßwände von Arterien einlagern. Dadurch kommt es zu einer chronischen Entzündung und schleichenden Verengung und Verhärtung betroffener Gefäße. Es entstehen Durchblutungsstörungen. Arterienverkalkung ist die Hauptursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hauptsächlich:

  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall

Die Arteriosklerose verschuldet rund die Hälfte aller Todesfälle in der westlichen Welt. Allerdings entsteht die Arteriosklerose nicht durch ein Zuviel an Kalk im Körper. Denn wir nehmen zwar Kalzium über den Darm ins Blut auf. Was er nicht braucht, scheidet der Körper aber über Nieren und Darm einfach wieder aus.

Risikofaktoren der Arteriosklerose sind vielmehr:

  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Rauchen
  • Fettstoffwechselstörungen

Sollten Sie Kalk aus Ihrem Wasser filtern?

Eine Filteranlage schützt Ihren Haushalt vor Verkalkung, Ihren Körper nicht. Gegen Arterienverkalkung hilft ihm, dass Sie

  • auf Ihr Gewicht achten,
  • sich ausreichend bewegen,
  • nicht rauchen,
  • gegebenenfalls Bluthochdruck und Diabetes richtig behandeln.

Mediziner empfehlen sogar, Wasser direkt aus dem Hahn zu trinken. Es enthält nämlich oft mehr der lebenswichtigen Mineralstoffe Kalzium und Magnesium als das viel teurere sogenannte Mineralwasser.

 

Quelle