Italien: Bürgermeister von Sutri verbietet „grundloses“ Tragen von Masken

01.09.2020 12:32

Auch wenn davon auszugehen ist, dass überregionale Behörden den mutigen Schritt des Provinzbürgermeisters wieder aushebeln werden: Aktuell ist das „grundlose“ tragen von Corona-Gesichtsmasken in der mittelitalienischen Stadt Sutri verboten. Der Ortschef beruft sich auf ein altes Gesetz, welches das Vermummungsverbot regelt. 

Rund 6.600 Einwohner zählt die kleine Stadt Sutri, die 51 Kilometer nordwestlich von Rom liegt. Der dortige Bürgermeister, Vittorio Sgarbi, äußerte via Twitter die Ansicht, dass nur Diebe und Terroristen Masken tragen würden. Der ehemalige Kultur-Staatssekretär Parlamentsabgeordnete und EU-Parlamentarier ist in Italien sehr bekannt. Aktuell macht er als besonders scharfer Regierungskritiker von sich reden. Mit den Corona-Maßnahmen von Ministerpräsident Conte kann er nichts anfangen.

Antiterror-Gesetze aus 1977 und 2005

Das Tragen von Corona-Mundschutz „ohne Bedarf“ steht aktuell in der Kleinstadt unter Strafe. Die rechtliche Basis dafür schafft ein Anti-Terrorismusgesetz aus 1977. Demnach darf niemand vermummt auf die Straße gehen. Das Gesicht müsse stets erkennbar bleiben. Ein Gesetz aus 2005 würde diese Rechtsmeinung unterstreichen. Der Erlass des Bürgermeisters definiert ein Verbot der Verwendung von Gesichtsmasken im Freien und in Innenräumen, wenn es keine Anderslautenden überregionalen Gesetze gibt. Zuwiderhandeln wird mit einer Geldbuße bestraft.

Maßnahme auch zur Unfallvermeidung

Im Gegensatz zu der lückenhaften Berichterstattung durch APA und etablierte Medien argumentierte Sgarbi das Verbot mit rationalen Gründen. So würden Menschen in ihren Fahrzeugen unnötig Corona-Schutzmasken tragen, obwohl sie alleine im Auto sind. Dadurch beschlagen beispielsweise die Brillengläser und das Unfallrisiko steigt. Zudem berufen sich Kommentatoren auf hygienische Überlegungen, die auf dem andauernden Tragen derselben Maske beruhen. Sgarbi geht es konkret um das Tragen von Corona-Schutzmasken an allen Orten, die nicht von den Regierungsgesetzen betroffen sind.

Erbitterte Diskussion um Maskenpflicht in Italien

In Italien nimmt der Widerstand gegen die von vielen als sinnlos empfundene Maskenpflicht zu. Manche Kommentatoren sprechen von „Sadismus“, die Menschen zum Maskentragen zu verpflichten. Auf den Straßen sehe man nur noch „Roboter“ mit verzweifelten Augen herumlaufen, so Francesco Storace, stellvertretender Direktor von Tempo. Bürgermeister Vittorio Sgarbi bezeichnete vor allem die Regelungen in Gasthäusern als lächerlich, wo man ohne Maske sein Essen zu sich nimmt, diese beim Aufstehen aber bis zur Toilette oder zum Ausgang wieder benötigt.

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