Katze Ursache für Schizophrenie: 14-Jähriger betroffen

11.11.2020 10:45

Was würdest du als Elternteil tun, wenn dein gesunder Sohn von einem Tag auf den anderen ein merkwürdiges Verhalten zeigt und nicht einmal Ärzte ihm helfen können? Diese schreckliche Erfahrung musste eine Familie aus den USA machen, die anonym bleiben möchte.

Der 14-jährige Sohn der Familie war ein ganz normaler Jugendlicher. Er spielte zum Beispiel in der Sportmannschaft und der Theatergruppe seiner Schule mit. Er war beliebt und verbrachte seine Zeit gerne mit Freunden oder der Familienkatze. Bis sich eines Tages ein komisches Gefühl in ihm bemerkbar machte, welches den Anfang einer Tragödie darstellte.

Er fühlte sich von Tag zu Tag trauriger und irgendwann hörte er die Stimme in seinem Kopf zum ersten Mal. Einige Zeit später begann er Dinge zu sehen, die laut seiner Familie gar nicht da waren. Er hatte das Gefühl, dass er nicht mehr Herr seiner Gefühle und seines Körpers war, und irgendwann reifte der traurige Gedanke in ihm heran, dass er nicht mehr auf dieser Welt sein will.

Seine Familie war geschockt, dass sich ihr fröhlicher Junge innerhalb weniger Wochen zu einem düsteren und verzweifelten Menschen entwickelt hatte. Sie suchten ärztliche Hilfe für ihn. Den Ausschlag dafür gab letzt­end­lich die Aussage des 14-Jährigen, dass „er der verdammte, böse Sohn des Teufels“ sei. Nach etlichen Tests diagnostizierten zwei Psychologen bei dem Jungen Schizophrenie.

Dabei handelt es sich um eine psychische Krankheit, die zur Gruppe der Psychosen gehört und in Schüben auftritt. Das Verhalten der Betroffenen verändert sich merklich, so wie es auch bei dem 14-Jährigen zu beobachten war. Die Erkrankten hören Stimmen, haben Wahnvorstellungen, etwa dass sie verfolgt oder abgehört werden, und ziehen sich daraufhin sozial zurück. Die Krankheit wird von Laien oft fälschlicherweise mit einer „gespaltenen Persönlichkeit“ (dissoziative Identitätsstörung) verwechselt.

Nach dieser Diagnose endete der Leidensweg des Teenagers jedoch nicht. Nachdem er mit der Einnahme von Psychopharmaka begonnen hatte, hofften er und seine Eltern auf eine Besserung der Symptome. Stattdessen kamen zu den psychischen Problemen weitere, körperliche Leiden hinzu.

Unter anderem hatte er jeden Tag Kopfschmerzen, bekam schnell Atemnot und musste sehr häufig auf die Toilette. Auch ein 11-wöchiger Aufenthalt im Krankenhaus mit einer Vielzahl an psychologischen Tests verschaffte dem verängstigten Jungen keine Linderung.

Die verzweifelten Eltern beschlossen daraufhin, ihren Sohn nicht weiter den Strapazen und aussichtslosen Untersuchungen auszusetzen, und brachen die weitere Behandlungs- und Untersuchungsreihe ab. Als sie einige Zeit nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt Dehnungsstreifen am Körper ihres Sohnes entdeckten, brachten sie ihn nicht zum Arzt. Sie machten die krankheitsbedingte Gewichtsabnahme des Jungen für die Streifen verantwortlich.

Erst bei einer Routineuntersuchung durch den Hausarzt entdeckte dieser die Streifen am Ellbogen und an den Kniekehlen des Jungen. Bei genauerer Betrachtung stellt er fest, dass es keine gewöhnlichen Dehnungsstreifen waren, sondern feine Hautverletzungen. In ihm reifte eine Vermutung heran, die sich nach einem Bluttest bestätigte. Der 14-Jährige litt nicht unter Schizophrenie, sondern an einer sehr schweren Art der sogenannten Katzenkratzkrankheit.

Diese Erkrankung wird durch das Bartonella-Bakterium ausgelöst, welches durch Flöhe in den Organismus von Katzen gelangt. Durch Kratzer oder Bisse wird der Erreger auf den Menschen übertragen. Nachdem ihn seine Katze beim Spielen gekratzt hatte, hatten die Psychosen angefangen.

Da Kratzer nichts Ungewöhnliches für Katzenhalter seien, habe der Junge den Vorfall nicht mit seinem Gesundheitszustand in Verbindung gebracht. Normalerweise äußert sich die Krankheit durch Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen. In vielen Fällen klingt die Infektion nach drei bis vier Wochen von allein ab.

Bei dem 14-Jährigen löste das Bakterium jedoch neurologische Symptome aus, welche fälschlicherweise als Schizophrenie gedeutet wurden. Nach fast zwei Jahren Mar­ty­ri­um mit etlichen erfolglosen Krankenhausaufenthalten besserten sich die Beschwerden des Jungen, nachdem er mit der Einnahme von Antibiotika begonnen hatte. Mittlerweile ist er vollständig genesen.

Der Bericht über diesen besonders schweren Fall soll das Bewusstsein für diese kaum bekannte Krankheit schärfen, aber keine Panik verbreiten. Denn viele Katzen verfügen über Antikörper gegen das Bartonella-Bakterium, sodass es nicht immer zu einer Übertragung kommt. Ärzte raten zur Prävention, Katzen so gut wie möglich flohfrei zu halten und auf die Aktualität der Impfungen zu achten. Denn etwa 10 Prozent der Katzen in Deutschland übertragen diese Krankheit dennoch. Die Tiere sind übrigens nur Überträger und erkranken selbst nicht.

Es ist wirklich schlimm, dass der Junge eine solch schwere Zeit durchmachen musste. Schön, dass er inzwischen beschwerdefrei ist und sich hoffentlich ab nun wieder ganz normal weiterentwickeln kann.

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