KREUZOTTER UND CO. Schlangen in Deutschland – das sollten Sie wissen

21.03.2019 20:52

Kürzlich entdeckten Forscher eine neue Schlangenart in Deutschland – die Barren-Ringelnatter. Doch wie viele Arten gibt es hierzulande überhaupt? Wie gefährlich sind sie? Und was müssen Sie bei einer Begegnung beachten?

In diesem Artikel
Wie viele Arten gibt es?
Wie gefährlich sind Schlangen in Deutschland?
Wo leben Schlangen?
Wo kann man sie beobachten?
Was muss ich beachten, wenn ich einer Schlange begegne?
Wie entwickelt sich ihr Bestand?

Wie viele Arten gibt es?

Von weltweit rund 3000 Schlangenarten sind nur sieben in Deutschland vertreten. Die größte und häufigste von ihnen ist die Ringelnatter (Natrix natrix). Sie erreicht eine Länge von bis zu zwei Metern, ist eine gute Schwimmerin und ernährt sich von Fröschen, Fischen und Molchen. An den halbmondförmigen, hellen Flecken an den Seiten des Hinterkopfes ist sie gut zu erkennen. Nur schwer von ihr zu unterscheiden ist die Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica), eine erst 2017 neu beschriebene Art,  die vor allem in Westen Deutschlands vorkommt. Kreuzottern leben gern in Mooren, auf feuchten Wiesen und an Waldrändern. Ihre Grundfärbung variiert zwischen grau, braun und schwarz. Zu erkennen sind die bis zu 90 Zentimeter langen Reptilien aber an dem namengebenden Kreuz- bzw. Zickzackmuster auf ihrem Rücken. Von ähnlicher Größe und Färbung ist die Aspisviper, die allerdings nur noch im Südschwarzwald vorkommt. Zu erkennen ist sie an ihrem dreieckigen Kopf und der vorstehenden Schnauze. Wie Ringelnattern ernähren sich auch Würfelnattern – auch sie hervorragende Schwimmer – von Wassertieren. Sie ist an ihrer charakteristischen Rückenfärbung zu erkennen: einem würfelartigen Muster. Schlingnattern sind mit 80 Zentimetern die kleinsten heimischen Schlangen. Sie leben verbreitet in sonnigem und trockenem Gelände und ernähren sich von Mäusen und Reptilien. Ihr besonderes Kennzeichen sind zwei bis vier Reihen dunkelbrauner Flecken auf dem Rücken. Äskulapnattern leben nur noch vereinzelt im Rheingau, im südlichen Odenwald oder an der Donau. Sie erreichen eine Länge von bis zu 1,60 Meter und zeigen auf ihrer Oberseite eine braune, olivgrüne oder graubraune Färbung.

Wie gefährlich sind Schlangen in Deutschland?

Von den in Deutschland vorkommenden Arten sind nur zwei giftig: die Kreuzotter und die Aspisviper. Deren Gift ist allerdings für Menschen kaum gefährlich. Denn zum einen ist das Risiko, gebissen zu werden, gering – sofern man nicht querfeldein durch norddeutsche Moore (Kreuzotter) oder über sonnendurchwärmte steinige Hänge des Südschwarzwalds (Aspisviper) wandert. Zum anderen ist das Gift der Reptilien für Menschen in der Regel nicht gefährlich oder gar lebensbedrohlich. Es kann allerdings Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, selten auch Kreislaufbeschwerden bis hin zum Schock verursachen. Auch allergische Reaktionen sind möglich. Das Gift der Aspisviper ist etwas stärker als das der Kreuzotter. Sollten Sie gebissen werden – verhalten Sie sich ruhig und suchen Sie zur Sicherheit einen Arzt auf, der gegebenenfalls ein Antiserum spritzen kann.

In Deutschland, informiert das Giftinformationszentrum-Nord, ist in den vergangenen 30 Jahren nachweislich nur ein einziger Menschen nach dem Biss einer Kreuzotter gestorben: eine hochbetagte Frau auf der Insel Rügen, im Jahr 2004.

Wo leben Schlangen?

Die in Deutschland vorkommenden Arten haben meist besondere Ansprüche an ihren Lebensraum. Und sie sind teilweise so selten geworden, dass sie – wenn überhaupt – nur noch in regional eng umgrenzten Gebieten zu finden sind. So kommt die Aspisviper nur noch im Südschwarzwald vor. Die Würfelnatter ist nur noch in Rheinland-Pfalz, an den Nebenflüssen von Lahn, Mosel und Rhein und an der Elbe in Sachsen vertreten. Auch die Verbreitung der Äskulapnatter ist eng begrenzt – auf das Rheingau, den südlichen Odenwald und die Donau. Die Kreuzotter dagegen ist im Norden des Landes zu finden – und nur vereinzelt im Süden und in den Mittelgebirgen. Die Ringelnatter zeigt sich fast überall in Deutschland, wo es stehende oder fließende Gewässer gibt. Auch die Schlingnatter ist in Deutschland relativ weit verbreitet.

Wo kann man sie beobachten?

Es gehört viel Glück dazu, Schlangen in freier Wildbahn zu beobachten. Meist sind es zufällige Begegnungen mit Tieren, die sich an sonnigen Stellen wärmen. Oft sind die reglosen Reptilien in ihrer Umgebung kaum auszumachen und nur für geschulte Augen zu sehen. Auf Kanutouren in naturnahen Gewässern lassen sich mit etwas Glück schwimmende Ringelnattern beobachten.

Was muss ich beachten, wenn ich einer Schlange begegne?

Schlangen sind in Deutschland selten geworden. Wer dennoch einem dieser Reptilien bei einem Spaziergang oder auf einer Wanderung begegnet, braucht keine Angst zu haben. Die in Deutschland vorkommenden Schlangen beißen nur in äußerster Notwehr – und ihr Gift ist für Menschen kaum gefährlich. Bewahren Sie Ruhe, stören Sie das Tier möglichst wenig und lassen Sie es seiner Wege ziehen.

Wie entwickelt sich ihr Bestand?

Weil viele Schlangenarten stark an einen speziellen Lebensraum angepasst sind, verkraften sie Veränderung schlecht. Insbesondere hat die immer intensivere, lückenlose Nutzung der Kulturlandschaft dazu geführt, dass die in Deutschland lebenden Schlangenarten in ihrem Bestand gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind, wie die Würfelnatter. Alle heimischen Arten stehen unter dem Schutz der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Bundesartenschutzverordnung.

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