Kritiker Arik über Erdogan-Besuch:

05.10.2018 11:41

Der deutsch-türkische Profiboxer Ünsal Arik ist ein scharfer Erdogan-Kritiker. Bei der Moschee-Eröffnung in Köln wollte Arik mit seinen Landsleuten ins Gespräch kommen. Die stern TV Reportage hat gezeigt, wie massiv der 37-Jährige stattdessen angefeindet wurde.

Der Erdogan-Besuch in Deutschland war am letzen Wochenende das beherrschende Thema. Deutsche wie Türken - allehatten eine Meinung. Zur offiziellen Moschee-Eröffnung durch den türkischen Staatspräsidenten in Köln wurden 10.000 Anhänger Erdogans erwartet. Gekommen waren am Ende weniger. Der bekannte Kritiker und 
Box-Europameister Ünsal Arik wollte die Gelegenheit nutzen, um mit seinen Landsleuten ins Gespräch zu kommen. stern TV hat ihn zu der Veranstaltung begleitet. Das Ergebnis: Der 37-Jährige hat an diesem Tag nur wenige Menschen getroffen, die sich wirklich mit ihm unterhalten und Argumente austauschen wollten. Stattdessen hatte er es mit massiven Anfeindungen zu tun, die Arik schockten. Als sich das stern TV-Team mit Ünsal Arik von der Menschenmasse entfernte, setzte die Polizei Arik fest. Die Beamten forderten Arik auf, sich auszuweisen, und verhinderten für rund 30 Minuten weitere Dreharbeiten.

Im Gespräch mit Steffen Hallaschka live bei stern TV kritisierte Arik die Polizeimaßnahmen: "Es gab dort Menschen, die wie in ‚Men in Black‘ gekleidet waren. Die haben dort auf Sicherheit gemacht und mich bei der Polizei gemeldet. Und ich war wirklich sehr, sehr enttäuscht, dass die deutsche Polizei sich so hat verarschen lassen und einen Menschen mitgenommen hat, der eigentlich nichts dafür kann“, so Boxer Arik am Mittwochabend. Er sei der Polizei als "Aggressor" gemeldet worden.  "Irgendwann habe ich gesehen, dass die Polizei nach Ausreden sucht. Ich weiß, dass ich am Anfang als Täter angesehen wurde, als Provokateur. Und danach haben sie versucht, das schön zu erklären, dass es um meine Sicherheit ging. Ich glaube, die Polizei weiß selbst nicht, was sie hier tut", hatte Ünsal Arik bereits vor Ort bemerkt. Nach den Dreharbeiten habe es in Sozialen Netzwerken Drohungen gegen den Boxer gegeben, "deswegen vermeide ich die Straße auch ein bisschen. Es sind sehr viele Beleidigungen gekommen. Es schmerzt, aber ich glaube, dass diese Menschen so von Erdogan polarisiert sind, dass man ihnen nicht mehr helfen kann."

Bei stern TV kritisierte Arik außerdem die Ausmaße des Empfangs des türkischen Staatspräsidenten: "Ich finde es traurig, dass der deutsche Staat so viel Geld für diesen Menschen ausgegeben hat. Ich hätte von dem Geld lieber allen Türken, die hier leben und für Erdogan sind, ein One-Way-Ticket in die Türkei gekauft.

So wurde Erdogan-Kritiker Ünsal Arik in Köln bedroht

Dass der deutsch-türkische Profiboxer Ünsal Arik einer der schärfsten Erdogan-Kritiker ist, ist kein Geheimnis. Auch den Anhängern des türkischen Staatspräsidenten ist das bekannt. Am Rande der Moschee-Eröffnung in Köln gingen sie auf Arik los. 

Ünsal Arik

Ünsal Arik ist ein erfolgreicher deutsch-türkischer Boxer: Der "Super-Weltergewichtler" holte zahlreiche internationale Titel und ist amtierender Weltmeister in dieser Gewichtsklasse. Aktuell ist er Europameister geworden. Der 1980 im bayerischen Parsberg geborene Deutsch-Türke ist nebenbei aber auch einer der lautesten Erdogan-Kritiker des Landes, trotz doppelter Staatsbürgerschaft und Boxkämpfen für die Türkei. Seine Kritik übte er erstmals 2014 öffentlich aus, als Arik nach einem in der Türkei ausgetragenen Boxkampf ein T-Shirt mit der Aufschrift "Das Land gehört Atatürk, nicht Tayyip" trug.

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