Kurse in USA und Japan stürzen ab - Börse und Notenbank spielen nicht mehr so, wie Trump es möchte

26.12.2018 13:00

 

Eigentlich gilt der Dezember als guter Börsenmonat. Nicht jedoch in diesem Jahr. Seit Tagen rauschen die Kurse in den Keller, Börsianer ahnen Schlimmes für den letzten Monat dieses Jahres. Und Auslöser ist wohl nicht nur der ungelöste Haushaltsstreit in Washington.

Donald Trump hatte die ersten eineinhalb Jahre seiner Präsidentschaft immer wieder darauf hingewiesen, an wem es liege, dass die US-Wirtschaft so stark ist: an ihm. Nun stimmte das per se schon nicht (allein). Doch wie auch immer man es drehte und wendete. Die US-Wirtschaft boomte. Und der Präsident heißt nunmal Trump. Einige Monate später allerdings gibt es Grund zur Beunruhigung. Nach dem Absturz und den Panikverkäufen an der Wall Street sind am Dienstag auch die japanischen Aktienmärkte auf Talfahrt gegangen. Der Nikkei-Index brach ein und schloss 5,01 Prozent im Minus bei 19,155.74 Punkten - das ist der tiefste Stand seit dem Frühjahr 2017. Der US-Aktienmarkt hatte am Montag trotz der Beschwichtigungsversuche aus Washington seine Talfahrt ungebremst fortgesetzt und sackte ungewöhnlich stark ab.

Auslöser ist vor allem der Haushaltsstreit zwischen US-Präsident Donald Trump und den oppositionellen Demokraten. Investoren befürchten eine Schwächung der US-Wirtschaft. Hinzu kamen eine neue Attacke von Trump gegen die US-Notenbank Fed sowie kurzfristig angesetzte Beratungen von US-Finanzminister Steven Mnuchin mit Vertretern der Aufsichtsbehörden. Donald Trump ist drauf und dran, seine Trumpfkarte zu verlieren: eine starke Börse.

Trump: "Einziges Problem, das unsere Wirtschaft hat, ist die Fed"

Am Montag sackte der Dow Jones Industrial unter 22.000 Punkte und verlor zum Schluss des verkürzten Handelstages 2,91 Prozent auf 21.792,60 Zähler. Marktteilnehmer berichteten über ein für Heiligabend ungewöhnlich schwankungs- und volumenreiches Geschäft. Der marktbreite S&P 500 sank um 2,71 Prozent auf 2351,10 Punkte, der Nasdaq 100 um 2,43 Prozent auf 5899,36 Zähler. 

Der Dow hat damit innerhalb von drei Monaten gut 17 Prozent verloren, die Nasdaq in dieser Zeit 22 Prozent und der breiter gefasste US-Leitindex S&P 500 etwa 20 Prozent. Analysten befürchten, dass der Dezember dieses Jahres an der Wall Street der schlechteste Börsenmonat seit Anfang der 1930er-Jahre werden könnte. 

Trump hatte die Notenbank Federal Reserve am Montag erneut angegriffen. "Das einzige Problem, das unsere Wirtschaft hat, ist die Fed", schrieb Trump auf Twitter. Die Notenbanker hätten kein Gespür für den Markt: "Die Fed ist wie ein mächtiger Golfspieler, der nicht punkten kann, weil er kein Gefühl hat - er kann nicht einlochen!"

Finanzminister Mnuchin versucht, Märkte zu beruhigen

Trump hatte den von ihm selbst nominierten Fed-Chef Jerome Powell wegen der Zinserhöhungen mehrfach ungewöhnlich scharf kritisiert. Trump glaubt, dass durch unnötig hohe Zinsen die US-Konjunktur abgewürgt werden könnte. Die erneute Erhöhung der US-Leitzinsen am vergangenen Mittwoch und der Ausblick der Notenbank Fed auf 2019 hatten die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt.

Angesichts der erheblichen Kursrückgänge an den US-Finanzmärkten hat US-Finanzminister Mnuchin versucht, die Märkte zu beruhigen. Trump habe nicht die Absicht, Notenbankchef Powell zu entlassen, hatte er gesagt. Er habe zudem mit den Chefs der sechs größten US-Banken telefoniert, die ihm erklärt hätten, dass sie über ausreichend Liquidität verfügten, so Mnuchin. Letzteres habe am Markt entgegen den Absichten des Ministers die Unruhe noch verstärkt, sagten Händler. Zudem wollte Mnuchin nach eigenen Angaben am Montag mit der Finanzmarkt-Arbeitsgruppe des Präsidenten beraten. 

Der teilweise Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA lastete ebenfalls auf der Stimmung. Dieser könnte sich nach Einschätzung des Weißen Hauses über Weihnachten bis ins neue Jahr hinziehen. Der Markt fürchte, dass sich dies negativ auf die ohnehin schon eingetrübten Konjunkturerwartungen auswirke, hieß es von Experten. Sollte der "Shutdown" länger dauern, dürfte auch die breitere Bevölkerung die Folgen zu spüren bekommen - etwa weil Anträge in Behörden liegen bleiben oder Museen und öffentliche Einrichtungen schließen könnten.

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