Kurz: Dritter Lockdown als Druckmittel für Massentests und -Impfungen

04.12.2020 10:44

Am Mittwoch verkündete die Regierung die neuen Corona-Einschränkungen für Dezember. Weihnachtsfeiern werden nur im Kreis von maximal zehn Personen gestattet sein und auch der Rutsch ins neue Jahr wird nur wenig feierlich vonstatten gehen. ORF-Anchor Armin Wolf stellte die Logik der Maßnahmen im Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz entschieden in Frage. Dabei ließ Kurz bereits einen möglichen dritten Lockdown durchklingen.

„Es kann niemand eine Garantie abgeben, dass es keine dritte Welle gibt und keinen dritten Lockdown braucht“, erklärte Sebastian Kurz. Dabei steigerte er den Druck auf die Österreicher in Fragen der Impfbereitschaft erheblich: Nur eine rege Teilnahme Massentests und ab Jänner an den Impfungen würde dem Lockdown entgegenwirken, so Kurz gegenüber Armin Wolf in den ORF-Nachrichten.

Corona-Politik: Neue Maßnahmen

Seit gestern ist bekannt: Österreichs Wintertourismus wird dieses Jahr ausgesetzt. Gastronomie und Hotellerie müssen ihre Pforten weiter geschlossen halten. Statt 80 Prozent erhalten sie zukünftig nur noch 50 Prozent ihres Umsatzes aus dem Vorjahr. Darüber hinaus sperren die Schulen am Montag wieder auf. Schüler und Lehrer müssen von da an durchgehend Masken in den Einrichtungen tragen.

Um Silvester-Parties zu vermiesen soll Arbeitsplatzverlust drohen

Reiserückkehrer müssen ab 19. Dezember zehn Tage in Quarantäne. Erst nach fünf Tagen können sie sich aus dieser Quarantäne durch einen negativen PCR-Test freitesten. Die Regierung wolle dadurch verhindern, dass die Österreicher Weihnachtsbesuche, -Urlaube und zum Jahreswechsel ausgelassene Silvesterparties im Ausland begehen.

Innenminister Karl Nehammer erklärte im Zuge der gestrigen Pressekonferenz, dass die Regierung mit der zwangsweisen Quarantäne auch auf den Druck durch die Arbeitgeber setze, die auf ihre Mitarbeiter in der Regel ungerne fünf bis zehn Tage verzichten.

Österreicher schlechter dran als Migranten im Sommer

Bereits seit Mittwoch Nachmittag reagierten auch Migranten besonders beleidigt auf Sebastian Kurz. Im Zuge der Pressekonferenz erklärte dieser, dass die Migranten nach ihrem sommerlichen Heimaturlaub das Virus zurück nach Österreich gebracht hätten. Auch Armin Wolf machte Kurz die Äußerung zum Vorwurf. Dieser rechtfertigte die Aussage damit, dass die Österreicher viel schlimmer dran seien. Diese könnten immerhin ihre Verwandten innerhalb Österreichs zu Weihnachten oft nicht besuchen, da sie sich kein Hotelzimmer mieten dürfen.

„Kein Wort der Empathie“

Im Zuge des Interviews äußerte Kurz, dass wir im internationalen Vergleich „bei der Anzahl der Toten in der besseren Hälfte“ lägen. Das fanden einige Zuseher pietätlos.

Dieser Nutzer hätte sich mehr Empathie vom Kanzler erwartet:

Österreich: Doppelt so viele „Corona-Tote“ wie die USA

Armin Wolf kritisierte das schlechte Corona-Management Österreichs. In den Zahlen seien wir im internationalen Vergleich besonders schlecht dran. Auch der ehemalige Liste Pilz-Abgeordnete Peter Kolba kritisiert, dass Österreich fast doppelt so viele Corona-Tote habe wie die USA.

Kurz: Massentests und Massenimpfungen gegen Lockdown

Auf Wolfs Frage hin, wie niedrig die Anzahl der Neuansteckungen werden müsse, nannte Kurz keine Zahl, verwies aber auf die Wichtigkeit der Massentests und Impfungen. Rudi Fußi erinnert auf Twitter daran, dass Kurz noch am zweiten November von unter 100 Neuansteckungen pro Woche als Ziel sprach. Österreich habe derzeit den dreifachen Wert. Aus dem Lockdown

Normalität nur durch hohe Impfbereitschaft

Der Bundeskanzler gab auch einen Ausblick, wann in Österreich wieder Normalität eintrete. Erst im Sommer 2021 sei diese wiederhergestellt und das nur bei einer hohen Impfbereitschaft in der Bevölkerung, drohte Kurz in der ORF-Sendung.

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