Lehrerin muss wegen Foto gehen – Kollegen ziehen blank.

18.07.2019 10:31

In Russland löste die 38-jährige Russischlehrerin Tatjana Kuwschinnikowa aus Barnaul in der Region Altai vor einigen Monaten wegen eines Fotos einen Skandal aus, der eine Debatte über das Privatleben von Lehrkräften im Land entfachte.

Der Hintergrund des Fotos ist Tatjanas Leidenschaft fürs Eisschwimmen. Die sportliche Lehrerin hatte mehrere Bilder von sich in Badebekleidung auf sozialen Netzwerken veröffentlicht. Auf dem Bild des Anstoßes zeigte sie sich in einem kurz geschnittenen Silvesterkleid Ende 2018 vor einer Winterlandschaft. Das Foto war zur Unterstützung der Weltsportspiele der Studenten entstanden, die vom zweiten bis zum zwölften März dieses Jahres in Krasnojarsk stattfanden.

Einige Eltern von Schulkindern bemerkten diese Bilder und beschwerten sich bei der Schulleitung. Die Direktorin teilte die Meinung der Eltern, dass diese Art von Bekleidung für Lehrerinnen nicht angemessen sei, und schrieb einen harschen Brief:

„Nur Prostituierte ziehen solche kurzen Kleider, die weit über die Knie gehen, an und tragen Schuhe mit hohen Absätzen. Und all das zur offenen Zurschaustellung! Wen versuchen Sie zu verführen? … Diese Bilder beschmutzen den Ruf der Schule“, erklärte die Schuldirektorin.

Die Russischlehrerin wurde mit Nachdruck dazu angehalten, die Schule zu verlassen. Einige Kollegen schlugen sich auf die Seite der Direktorin und ignorierte Tatjana von da an völlig. Obwohl sie nicht direkt entlassen wurde, kündigte Tatjana wegen der Feindseligkeit, die ihr teils unverhohlen entgegenschlug.

Andererseits genoss Tatjana die Unterstützung von Kollegen und auch anderen Eltern in ganzem Land. Aus Solidarität begannen viele russische Lehrerinnen und Lehrer ebenfalls Urlaubs- und Freizeitfotos zu teilen, die sie in knapper Badekleidung und Ähnlichem zeigen. Die Kampagne läuft unter dem Hashtag: „учителятожелюди“ – „Lehrer sind auch Menschen“.

Weil sich so viele Menschen über diesen Skandal empörten und sich für Tatjana einsetzten, bekam sie schließlich von der Schulleitung das Angebot, zurückzukehren. Sie lehnte aber ab.

Im März dieses Jahres äußerte sich auch der Bildungsminister der russischen Region Altai zu dem Skandal und erklärte, dass die Bilder nichts Verwerfliches seien. Außerdem wolle er sich darum kümmern, dass Tatjana eine neue Stelle bekommt.

Tatsächlich wird die 38-Jährige fortan sinnigerweise Lehrerfortbildungskurse über das richtige Verhalten in sozialen Netzwerken geben. Man darf gespannt sein, welche weiteren Folgen dieser Skandal in Russland noch haben wird.

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