Lichtallergie – wenn Sonnenstrahlung krank macht

24.09.2019 10:56

Für die einen ist es nur eine Sonnenallergie, die sich im Urlaub beim Sonnenbaden zeigt. Für die anderen ist es eine Qual, weil sie bei Tageslicht das Haus nicht mehr verlassen können. Eine Lichtallergie äußert sich durch verschiedene Beschwerden von leicht bis extrem.

Was ist eine Lichtallergie?
Was sind die Ursachen von Lichtallergie?
Was sind die Symptome einer Lichtallergie?
Wie erkennt der Arzt eine Lichtallergie?
Wie wird eine Lichtallergie behandelt?
Wie kann ich einer Lichtallergie vorbeugen?
Wie sind die Heilungschancen bei Lichtallergie?

Was ist eine Lichtallergie?

Als Lichtallergie wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Lichtkrankheit bezeichnet, in der Fachsprache polymorphe Lichtdermatose genannt. Diese eigenartige Abwehrreaktion gegenüber Sonnenlicht ist vielen auch als Sonnenallergie, Photo-Allergie oder UV-Allergie bekannt. Allerdings unterscheiden sich diese Formen von der Lichtdermatose, da sie die Lebensqualität der Betroffenen weniger einschränken und besser heilbar sind.

Die Lichturtikaria ist eine besondere Form der Lichtkrankheit, bei der die Sonneneinstrahlung eine schmerzhafte Nesselsucht auslöst. In diesen Fällen tritt oft gleichzeitig auch eine Kälte- oder Wärmeurtikaria auf. Die Betroffenen leiden oft schon bei der geringsten UV-Einstrahlung unter den Beschwerden und sind in ihrem Alltag dadurch stark beeinträchtigt.

Lichtallergie breitet sich aus

Das Tückische an der Lichtallergie ist, dass der Mensch die Einstrahlung von Sonnenlicht braucht, um gesund leben zu können. Durch die UV-Strahlen auf der Haut produziert der Körper wichtiges Vitamin D, das unter anderem das Immunsystem und den Knochenbau stärkt.

Schätzungen zufolge leidet bereits jeder zehnte Deutsche unter einer Form der Lichtallergie, Tendenz steigend. Bisher sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Meist kommt es etwa um das 30. Lebensjahr zum ersten Mal zum Ausbruch der Lichtallergie.

Bekanntheit durch Hannelore Kohl

Eine der prominentesten Lichtallergie-Betroffenen war Hannelore Kohl, die verstorbene Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Sie litt Jahrzehnte unter einer Lichtallergie, vermutlich sogar an einer Lichturtikaria, die lange Zeit behandelt werden konnte. Erst kurz vor ihrem Tod brach die Krankheit wieder aus und zwang Hannelore Kohl dazu, sich tagsüber in verdunkelten Räumen aufzuhalten. Durch ihren Selbstmord rückte die ungewöhnliche Krankheit erstmals ins Interesse der Öffentlichkeit.

Was sind die Ursachen von Lichtallergie?

Die Ursachen der Lichtallergie sind bisher noch völlig unklar. Denn der Körper braucht naturgegeben Sonnenlicht, um Vitamin D zu produzieren. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass eine körpereigene Substanz mit Sonnenlicht reagiert und die Beschwerden auslöst. Das Licht könnte aber auch ein Allergen bilden, das die Reaktion des Immunsystems verursacht und die Abwehrzellen dagegen ankämpfen lässt.

Bekannte Auslöser für eine ungewöhnlich starke Reaktion mit Sonnenlicht sind hingegen

  • Medikamente, zum Beispiel Antibiotika, Psychopharmaka
  • Präparate mit Johanniskraut
  • Penicillin-Unverträglichkeit
  • Unverträglichkeit von Lichtschutzmitteln

Jahrelang hielt sich die sogenannte “Mallorca-Akne” unter Sommerurlaubern der Ferieninseln. Dabei traten nach wenigen Stunden in der Sonne Rötungen und Pusteln auf der Haut auf. Da die Fälle inzwischen rückläufig sind, vermuten Wissenschaftler Pflegeprodukte und Kosmetika als Auslöser der Hautreaktion.

Was sind die Symptome einer Lichtallergie?

Bei einer Sonnenallergie unterscheiden sich die Beschwerden von einem normalen Sonnenbrand. Die typischen Symptome treten kurz nach dem Kontakt der Haut mit Sonnenlicht auf, manchmal jedoch auch erst Tage später. Dann kommt es unter anderem zu

  • Rötungen
  • Schwellungen
  • Pickeln
  • Juckreiz
  • Wasserbläschen
  • Quaddeln

Betroffen sind meist die Hautstellen, die dem Sonnenlicht direkt ausgesetzt waren, wie Gesicht, Hände, Arme, Dekolleté und Beine. Im Frühling und Sommer kommt es verstärkt zu den Symptomen, da die Haut die Sonne nicht gewöhnt ist. Manchmal macht sich die Lichtallergie auch durch Jucken und Rötungen der Augen bemerkbar. Bei einer Lichturtikaria treten die Beschwerden sogar dann auf, wenn das Licht durch ein Fensterglas auf die Haut trifft.

Niesen ist kein Zeichen für eine Lichtallergie

Zusätzlich zu den Hautreaktionen kann sich auch das allgemeine Befinden verschlechtern. Oft tritt Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit oder – eher selten – sogar ein allergischer Schock mit einem Kreislaufkollaps auf.

Niesen gehört jedoch nicht zu den Symptomen der Lichtallergie. Zwar löst der Blick ins Licht bei manchen Menschen ein Niesen aus. Das hat jedoch nichts mit einer Lichtkrankheit zu tun und wird als photischer Niesreflex bezeichnet.

Wie erkennt der Arzt eine Lichtallergie?

Der Arzt wird in einem Gespräch Art und Dauer der Beschwerden erfragen. Ebenfalls wichtig für die Diagnose ist, ob Medikamente eingenommen werden oder weitere Krankheiten vorliegen. Treten die typischen Hautrötungen kurz nach dem Sonnenbad auf, kann der Arzt recht schnell eine Sonnenallergie-Diagnose stellen.

Oft sind die Beschwerden einer Lichtallergie jedoch psychosomatisch und hängen gar nicht wirklich mit der Lichteinstrahlung zusammen. Der Arzt kann einige Tests machen, zum Beispiel einen sogenannten Phototest, um eine Lichtallergie oder gar Lichturtikaria festzustellen. Beispielsweise kann er an einer Stelle, die selten dem Licht ausgesetzt ist, die Hautreaktion unter spezieller Beleuchtung beobachten. Dabei werden die verschiedenen Strahlen von UVB bis UVA getestet. Auch Hautproben können genauer untersucht werden.

Wie wird eine Lichtallergie behandelt?

In der Regel ist eine Sonnenallergie gut behandelbar, denn in den seltensten Fällen ist die Krankheit so stark ausgeprägt, dass die Betroffenen tagsüber das Haus nicht mehr verlassen können. Meistens verschwindet eine Lichtallergie sogar von selbst nach einigen Jahren wieder. Um die akuten Beschwerden zu lindern, werden oft entzündungshemmende Cremes verschrieben.

Für Sonnenallergiker ist es ratsam, ihr Verhalten anzupassen. Treten die Hautrötungen überwiegend im Sommer beim Sonnenbaden auf, sollten die Betroffenen

  • sich lieber im Schatten aufhalten
  • die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr ganz meiden
  • die Haut mit dunkler Kleidung vor der Sonneneinstrahlung schützen
  • einen Sonnenhut mit breiter Krempe tragen, um das Gesicht vor zu viel Sonne zu schützen
  • sich ausreichend eincremen

Sonnencremes gibt es viele auf dem Markt, doch nur die wenigsten sind für Sonnenallergiker geeignet. Denn um die Allergie nicht zu verschlimmern, sollten Sonnenschutzmittel

  • frei von Emulgatoren, Konservierungsmitteln und Duftstoffen sein
  • wasserfest sein
  • einen Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30 haben
  • sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlen schützen

Ein bewährtes Hausmittel gegen den Sonnenallergie-Ausschlag sind kühlende Umschläge, die auf die betroffenen Hautstellen gelegt werden.

> Video: So finden Sie den passenden Sonnenschutz

Behandlung von Lichturtikaria

Bei der Lichturtikaria gestaltet sich die Behandlung schwieriger. Denn hier kommt es schon bei geringer UV-Strahlung zu Reaktionen der Haut, manchmal sogar durch künstliches Licht. Bei der Therapie der Lichturtikaria haben Ärzte gute Erfahrungen mit einer Abhärtungsbestrahlung gemacht. Bei dieser Phototherapie werden die weniger empfindlichen Körperstellen, die häufig dem Licht ausgesetzt sind, zum Beispiel Gesicht und Hände, langsam und in kurzen Bestrahlungseinheiten an UV-Strahlen gewöhnt.

Ebenfalls möglich ist die Einnahme von Medikamenten wie Antihistaminika, Cortison oder Antidepressiva. Denn die extreme Einschränkung der Lebensweise führt bei vielen Betroffenen zu Depressionen. In sehr schweren Fällen kann auch eine Photo-Chemotherapie notwendig sein. Sie wird jedoch nur in Ausnahmefällen angewendet, wenn keine der anderen Therapien gegen die Lichtallergie wirkt.

Spezielle Schutzfolien können die Fenster abdunkeln und die UV-Strahlen abhalten.

> So erkennen Sie die Anzeichen einer Depression

Wie kann ich einer Lichtallergie vorbeugen?

Eine hundertprozentige Sicherheit gegen Lichtallergie gibt es nicht. Dennoch sollten zur Vorbeugung einer Sonnenallergie dermatologisch getestete Pflegeprodukte ohne Emulgatoren und Parfüme verwendet werden. Stundenlanges Sonnenbaden ist ebenfalls nicht ratsam, die Haut sollte langsam an die Sonne gewöhnt werden. Eine Sensibilisierung kann den Ausbruch der Sonnenallergie verhindern.

Die vorsorgliche Einnahme von Calcium in Kombination mit Vitamin D hat sich ebenfalls bewährt. Allerdings sollte die Dosierung vorher mit dem Arzt abgeklärt werden, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.

Wer Angst vor einer Lichtallergie hat, sollte außerdem den Besuch im Sonnenstudio meiden, da auch das Licht im Solarium eine Lichtkrankheit auslösen kann.

> Wie schädlich ist blaues Licht?

Wie sind die Heilungschancen bei Lichtallergie?

Die Heilungschancen einer Sonnenallergie sind recht gut, denn meist lassen sich die Symptome durch Medikamente und das Vermeiden von UV-Strahlung im Sommer lindern. Oft verschwindet eine Sonnenallergie von selbst nach einigen Jahren.

Eine extrem stark ausgeprägte Form der Krankheit kann hingegen nicht immer geheilt werden. Oft kommt es zu starken Einschränkungen der Lebensweise. Betroffene können bei Sonnenschein das Haus nicht verlassen, müssen Schutzkleidung tragen und tagsüber die Fenster verdunkeln.

Manchmal reagiert die Haut sogar auf jede Form von Lichtquelle, sogar auf Lampen im Haus. Die Betroffenen müssen dann ein Leben in Dunkelheit verbringen und können nur nachts außer Haus gehen.

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