Nach Verbot von One Love -Armbinde: DFB-Spieler halten sich bei Mannschaftsfoto Hand vor den Mund

24.11.2022 10:50

Stiller Protest vor dem Anpfiff: Nachdem die Fifa das Tragen der "One Love"-Kapitänsbinde verboten hat, haben die deutschen Nationalspieler ein alternatives Zeichen der Solidarität gewählt: Beim Mannschaftsfoto hielten sie sich die Hand vor den Mund.

Nach dem vorzeitigen Aus für die "One Love"-Kapitänsbinde hat die deutsche Nationalelf sich auf andere Art solidarisch zeigen wollen. Beim Mannschaftsfoto kurz vor Beginn der ersten WM-Partie gegen Japan hielten sich die Spieler der DFB-Startelf die Hand vor den Mund. Die Geste bietet Raum für Interpretation. Eine Möglichkeit, das Foto zu deuten: Die Fifa kann uns nicht mundtot machen.

Kurz nach Spielbeginn veröffentlichte der DFB das Mannschaftsbild auch auf Twitter. "Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar", schrieb der Verband. "Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."

Im Interview kurz vor Anpfiff hatte Bundestrainer Hansi Flick die Gerüchteküche bereits ordentlich angeheizt. Auf die Frage hin, ob sie die DFB-Elf denn eine Alternative für die mehrfarbige Binde überlegt habe, schmunzelte er nur und sagte "Schauen wir mal". 

Der Weltverband Fifa hatte sieben europäischen Teilnehmern am Montag untersagt, während der WM in Katar mit einer "One Love"-Kapitänsbinde zu spielen. Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan die von der FIFA vorgegebene "No Discrimination"-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.

Bierhoff: Kritik tue  "an der einen oder anderen Stelle weh"

"Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. "Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen."

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren", sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD. 

Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema "schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen", betonte Bierhoff. Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei "ein herber Schlag" gewesen. 

 

 

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