Okinawa-Diät – Weniger essen und so länger leben

16.05.2019 11:25

Schon seit jeher suchen Menschen nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit oder wenigstens eines langen Lebens. Die Bewohner einer japanischen Insel haben mit der Okinawa-Diät dafür eine Strategie entwickelt.

Die Insel Okinawa ist Teil des Ryukyu-Archipels im Süden Japans. Vermutlich haben Sie von dem kleinen Eiland bereits gehört, weil seine Bewohner lange Zeit die Menschen mit der höchsten Lebenserwartung weltweit waren. Deshalb bekam Okinawa auch den Spitznamen „Insel der Hundertjährigen“. Tatsächlich finden Sie hier die meisten über 100-jährigen Menschen. Vor allem die weiblichen Inselbewohner werden extrem alt: In Okinawa leben die ältesten Frauen der Welt.

Auch die durchschnittliche Lebenserwartung lag mit 86 Jahren für Frauen und 78 für Männer höher als allgemein in Japan. Dabei werden die Japaner im weltweiten Vergleich sowieso am ältesten. Zudem erreichten die Menschen auf Okinawa im Durchschnitt nicht nur das höchste Alter. Sie blieben auch länger gesund, leiden seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlaganfall oder Krebs. Mediziner und Ernährungswissenschaftler haben versucht, das Geheimnis der Langlebigkeit der Menschen von Okinawa zu entdecken. Offenbar spielten verschiedene Faktoren zusammen:

Ernährung

Als wichtigster Grund für die hohe Lebenserwartung gilt die traditionelle Ernährung der alten Inselbewohner, die sogenannte Okinawa-Diät. Sie essen:

  • viel Obst und Gemüse,
  • häufig Hülsenfrüchte wie dicke Bohnen, schwarze Bohnen, Linsen, Soja,
  • regelmäßig Algen,
  • wenig Fett
  • selten Fleisch (nur rund 6 Kilogramm pro Jahr im Vergleich zu 60 Kilo pro Kopf und Jahr in Deutschland),
  • wenig Fisch und Eier.

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Mäßigung

Die Senioren der Insel sind überwiegend sehr schlank. Sie kochen üblicherweise selbst, greifen nicht zu Fertiggerichten und pflegen eine natürliche Ernährung. Außerdem folgen sie der Regel „hara hachi bu“ (wörtlich: acht Teile von zehn voll). Das bedeutet, mit dem Essen aufzuhören, bevor sich ein komplettes Sättigungsgefühl eingestellt hat. Das ist der Fall, wenn der Magen zu 80 Prozentgefüllt ist. Okinawas Senioren verspeisen maximal 1800 bis 1900 Kalorien pro Tagund haben einen Body Mass Index zwischen 18 und 22. Im Vergleich: Über 60-jährige in Deutschland haben im Schnitt einen BMI von 26 bis 27.

Zahlreiche Studien mit Tieren und Menschen gaben Hinweise darauf, dass einekalorienreduzierte Lebensweise das Leben verlängern kann.

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Bewegung

Die Menschen in Okinawa kennen keinen Ruhestand. Es existiert nicht einmal ein Wort dafür. Selbst im hohen Alter bauen sie ihre Lebensmittel selbst an, fahren aufs Meer hinaus, um zu fischen, sammeln Algen am Strand. Natürliche Bewegung bestimmt ihren gesamten Tag.

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Gemeinschaft

In den alteingesessenen Familien Okinawas herrscht noch ein enger sozialer Zusammenhalt. Familien respektieren ihre älteren Mitglieder, leben mit ihnen zusammen. Hilfe unter Freunden und Nachbarn wird großgeschrieben.

Fazit: Das Zusammenspiel der vier Faktoren führte nach Meinung der Wissenschaftler dazu, dass die Senioren in Okinawa bisher länger lebten als der Rest der Welt.

Amerikanischer Lebensstil verkürzt das Leben

Mittlerweile schneidet Okinawa allerdings im Vergleich der Lebenserwartung weltweit immer schlechter ab. Der Grund: Jüngere Generationen pflegen einen westlich orientierten Lebensstil. Sie wohnen in der Stadt, arbeiten in Büros, legen sogar kurze Wege im Auto zurück, essen Fertiggerichte oder Fastfood. Der Fettanteil in Okinawas Speiseplänen ist von zehn Prozent in der 1960er-Jahren auf 30 Prozent gestiegen. Das entspricht dem Durchschnitt der westlichen Welt. Inzwischen hat fast jeder zweite männliche Inselbewohner zwischen 20 und 69 Jahren Übergewicht. Damit haben Sie den Vorsprung durch die gesunde Lebensweise aufgegeben.

Quelle