Psyche und Gesundheit: 9 Dinge im Alltag, die psychisch krank machen können

13.11.2019 14:39

Fitness-Studios, Diätprogramme, Superfoods – der Gesundheitswahn ist allgegenwärtig. Die Psyche wird hingegen vergleichsweise stiefmütterlich behandelt. „In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist“, heißt es. Aber ein gestählter Körper und ein ausgefeilter Ernährungsplan sind noch lange kein Garant für geistige Gesundheit. Im Gegenteil: Der ständige Zwang zur Selbstoptimierung kann einen ebenso krank machen wie totale Sportverweigerung und ungesundes Essen.

Überhaupt können viele Dinge im Alltag, die gesund, normal oder harmlos wirken, unsere Psyche negativ beeinflussen. Vor diesen „Psycho-Fallen“ solltest du dich in Acht nehmen:

1.) Exzessiver Sport

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegt sich rund ein Viertel der Weltbevölkerung zu wenig. Dass chronische Bewegungsmuffel ihre Gesundheit riskieren, dürfte kaum überraschen. Doch wie sieht es mit dem Gegenteil aus? Grundsätzlich ist es natürlich nicht verkehrt, viel Sport zu treiben, doch sollte man dabei unbedingt auf seinen Körper hören. Eine anstrengende Trainingseinheit ist nämlich nicht nur eine Belastung für den Körper, sondern auch für das zentrale Nervensystem. Bei einem harten Workout werden die Stresshormone Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Diese sorgen dafür, dass man kurz nach dem Training nur schlecht einschläft. Das wiederum stört die Regeneration, wodurch man geschwächt in die nächste Trainingseinheit geht – ein Teufelskreis, der zu einem sogenannten „Übertraining“ führen kann. Übertraining kann neben körperlichen Beschwerden auch Angstzustände und Depressionen auslösen.

Tipp:Die Dosis macht das Gift. Sorge für angemessene Regenerationsphasen und gönne dir ausreichend Schlaf. Vermeide besonders anstrengende Trainingseinheiten kurz vor dem Schlafengehen.

2.) Internetkonsum

 

Dank Smartphones und Tablets sind wir rund um die Uhr online. Obwohl es bequem ist, auf dem Weg zur Arbeit oder nach Feierabend das Email-Postfach zu kontrollieren, sollten wir aber darauf verzichten. Laut einer Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen zwanghaftem Internetverhalten und Depressionen. Studienteilnehmer, die pausenlos Nachrichten schrieben oder jede Minute ihr Postfach überprüften, wiesen ein deutlich höheres Risiko für Angststörungen und depressive Erkrankungen auf. Teilnehmer, die eher zum Buch als zum Smartphone griffen, hatten dagegen ein deutlich geringeres Risiko, eine Angststörung oder Depression zu entwickeln.

Tipp: Lege das Handy öfter mal weg und vermeide es, arbeitsbezogene Mails in deiner Freizeit zu bearbeiten. Wenn du dir die Zeit vertreiben willst, lies zur Abwechslung mal wieder ein Buch, anstatt ziellos im Internet zu surfen. Im Schlafzimmer sollten Smartphone, Tablet und Laptop tabu sein. 

3.) Selfies

Das „Selfie“ ist zum Ausdrucksmittel einer ganzen Generation geworden. Das Schießen von Selbstporträts wirkt naiv und harmlos, kann aber schnell zur Sucht werden, wenn es darum geht, das eigene Leben möglichst perfekt in Szene zu setzen. Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen zum Thema „Selfie und Psyche“, hat sich der Begriff der „Selfitis“ für die Selfie-Sucht etabliert. Eine Studie über junge Menschen unter 25 Jahren hat herausgestellt, dass häufiges Selfie-Knipsen mit einem geringen Selbstbewusstsein einhergeht. Die Gefahr der Selbstdarstellung liegt auf der Hand: Es wird ein ungesundes Idealbild aufgebaut. Das Aufrechterhalten dieses scheinbar perfekten Bildes kostet Kraft und nährt die Selbstzweifel erst recht, was schließlich in eine Depression münden kann.

Tipp:Lebe den Moment, anstatt jeden Augenblick zu dokumentieren. Eine Selfitis kann dazu führen, dass sich dein Privatleben nur noch darum dreht, anderen zu gefallen. Scheue dich nicht, dir professionelle Hilfe zu suchen, falls du unter einem krankhaften Selbstbild oder geringem Selbstbewusstsein leidest.

4.) Katzen

Es scheint absurd: Ausgerechnet unsere geliebten Schmusetiger sollen schädlich für die Psyche sein? Zwar kann das egoistische und arrogante Verhalten der Samtpfoten einen gelegentlich auch zur Weißglut treiben, aber die eigentliche Gefahr liegt im Verborgenen: Viele Katzen sind Wirtsträger für „Toxoplasma gondii“ – einen Parasiten, der die Infektionskrankheit „Toxoplasmose“ auslösen kann. Obwohl eine Infektion für die meisten Menschen ungefährlich ist und meistens ohne Symptome verläuft, wird vermutet, dass eine Toxoplasmose zu Verhaltensänderungen und psychischen Erkrankungen führen könnte. Studien zufolge weisen infizierte Menschen ein riskanteres Verhalten im Alltag und sogar eine erhöhte Neigung zu Selbstmord auf.

Tipp: Katzenbesitzer können ihre Tiere auf den Erreger testen lassen und feststellen, ob sie bereits eine Immunität entwickelt haben. Freilaufende Katzen infizieren sich häufiger als reine Hauskatzen. Auch die Hygiene ist wichtig: Regelmäßiges Händewaschen sowie das tägliche Reinigen der Katzentoilette können einer Infektion vorbeugen. Vor allem Schwangere, die noch keine Toxoplasmose-Antikörper gebildet haben, sollten vorsichtig sein, da bei einer Ansteckung das ungeborene Kind Schaden nehmen könnte.

5.) Optimismus

 

Für den einen ist das Glas halb voll, für den anderen halb leer. Doch anders, als dieser Gemeinplatz es nahelegt, sind optimistische Menschen nicht unbedingt glücklicher als Schwarzseher. Ein übertriebener, auch „toxisch“ genannter, Optimismus kann für das Seelenheil genauso problematisch sein wie ein chronischer Pessimismus. Wer alles Negative aus seiner Wahrnehmung verbannt und überall nur Sonnenschein sieht, wird von unglücklichen Ereignissen umso härter getroffen. Auch im Beruf kann es für die Seelenhygiene verheerend sein, wenn das Credo lautet: „Scheitern ist keine Option.“ Übertriebene Optimisten können langfristig an ihren eigenen Anforderungen verzweifeln und darüber eine Depression entwickeln.

Tipp: Es gibt nicht nur Schwarz- und Weißmaler. Man kann optimistisch eingestellt und trotzdem Realist sein, wie es das Sprichwort „Erhoffe das Beste und erwarte das Schlimmste“ empfiehlt. Warte nicht darauf, dass dir das Glück in den Schoß fällt und halte immer einen Plan B bereit, falls etwas schiefgeht.

6.) Geringes Einkommen

 

Dass ein schmales Bankkonto auf die Stimmung drückt, leuchtet ein. Kein Mensch ist glücklich, wenn er jeden Cent zweimal umdrehen muss – erst recht nicht, wenn man Kinder hat und eine Familie versorgen muss. Geld allein macht zwar nicht glücklich, allerdings kann ein niedriger Gehaltscheck psychisch krank machen. Das beweist eine US-amerikanische Studie, in deren Rahmen Familien über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet wurden. In den untersuchten Haushalten gingen niedriges Einkommen oder Gehaltsminderungen vermehrt mit psychischen Erkrankungen, Selbstmordneigungen sowie Drogenmissbrauch einher.

Tipp: Verkaufe dich nicht unter Wert. Auch wenn Berufseinsteiger keinen dicken Gehaltscheck erwarten können, sollte die Vergütung nach mehreren Jahren Erfahrung besser aussehen. Trau dich, nicht zu bescheiden zu sein und in Gehaltsverhandlungen selbstbewusst aufzutreten. Sollte sich trotzdem keine Einigung erzielen lassen, kann man alternativ auch über einmalige Bonuszahlungen oder Vergütungen verhandeln. 

7.) Reichtum

Ständige Geldsorgen können krank machen. Aber wie steht es mit großem Reichtum? Eine britische Studie hat die geistige Gesundheit von Kindern aus extrem wohlhabenden Familien angesehen. Das Ergebnis: Kinder aus Haushalten mit einem Jahreseinkommen von über 100.000 Pfund (umgerechnet ca. 111.435 Euro) wiesen ein stark erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen auf. Die Wahrscheinlichkeit, eine Angststörung oder Depression zu entwickeln, war bei reichen Kindern doppelt so hoch wie bei Kindern aus weniger wohlhabenden Elternhäusern. Auch Essstörungen, Neurosen und Drogenmissbrauch wurden bei „Wohlstandskindern“ häufiger beobachtet als bei Sprösslingen aus Mittelstandsfamilien. Den Grund dafür vermuten die Forscher in den hohen Ansprüchen und Erwartungen, denen die Kinder durch den Reichtum ausgesetzt sind.

Tipp: Damit Kinder früh einen gesunden Umgang mit Geld erlernen, sollten Eltern darauf achten, welche Ideale sie dem Nachwuchs vorleben. Kinder sollten nicht den Eindruck bekommen, dass Geld das Wichtigste auf der Welt ist oder man Glück kaufen kann.

8.) Dehydrierung

Wasser ist das Elixier des Lebens. Der Mensch kann Wochen ohne Nahrung überleben, aber nur wenige Tage ohne Wasser. Kein Wunder also, dass wir nicht nur Durst bekommen, wenn wir zu wenig getrunken haben, sondern sich der Wassermangel auch psychisch bemerkbar macht. Auch eine leichte Dehydrierung kann schon psychische Symptome hervorrufen, wie zum Beispiel ein Nachlassen der Konzentration, Verwirrungs- oder Angstzustände. 

Tipp: Der allgemeine Richtwert von ca. 1,5 bis 2 Litern, die Erwachsene täglich trinken sollen, ist nicht immer leicht zu kontrollieren. Auch das individuelle Durstgefühl ist nicht unbedingt aussagekräftig – vor allem bei älteren Menschen ist das Durstempfinden gemindert. Ein guter Indikator ist dagegen die Farbe des Urins: Ist er hell bis klar, hat man ausreichend getrunken, ist er dunkelgelb, sollte man mehr Wasser trinken. ACHTUNG: Wer allerdings zu viel Wasser auf einmal trinkt, tut sich damit keinesfalls etwas Gutes, sondern riskiert eine lebensgefährliche Wasservergiftung.

9.) Schlussverkäufe

Was dem US-Amerikaner der „Black Friday“ ist, ist dem Deutschen der Winterschlussverkauf. Das Prinzip ist dasselbe: Potenzielle Kunden werden durch Tiefpreise in Scharen in die Kaufhäuser gelockt. Das kann zu tumultartigen Szenen führen, bei denen sich die Menschen die Waren gegenseitig aus den Händen reißen, sich anschreien oder niedertrampeln. Der Grund, warum der entfesselte Kaufrausch die Kunden verrohen lässt, liegt im Gehirn: Forscher haben herausgefunden, dass Dumpingpreise im Gehirn die Region stimulieren, die für Belohnung verantwortlich ist. Im Gegenzug wird bei unfairen Preisen eine Region aktiv, die für physischen Schmerz zuständig ist. Bei Schlussverkäufen werden beide Emotionen bedient: Die Euphorie über verführerische Preise ist gepaart mit der Angst, jemand könne einem das Schnäppchen vor der Nase wegschnappen.

Tipp:  In Zeiten des Online-Handels ist es nicht mehr nötig, sich ins Gedränge zu werfen. Schnäppchenjäger können sich im Internet austoben, ohne dabei ihre Mitmenschen zu gefährden.

Jetzt weißt du, welche Gefahren für die Psyche im Alltag lauern. Da sieht man wieder, wie wichtig es ist, sich um seinen Körper und seinen Geist gleichermaßen zu kümmern. Für einen besseren Umgang mit deiner Seele findest du in diesem Artikel wertvolle Tipps.

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