Rasseportrait: Bernhardiner

23.12.2019 09:27

Es gibt wohl kaum jemanden, der bei Bernhardinern nicht automatisch an die Schweizer Berge und kleine Schnaps-Fässchen am Hals denkt. Während es sich bei Letzterem ursprünglich um einen PR-Gag handelte, war der Einsatz von Bernhardinern als Lawinenhunde lange Zeit üblich. Inzwischen haben die pelzigen Riesen jedoch im Vergleich zu früher an Gewicht zugelegt und sind für diese Arbeit zu schwer geworden. Bernhardiner werden heute eher als Therapiehunde eingesetzt, nachdem sie bei Rettungseinsätzen in den Bergen von Maschinen und Schäferhunden abgelöst wurden. Doch die meisten der gutmütigen Kolosse sind wunderbare Familienhunde.

Charakter und Haltung Bernhardiner

Wie bis heute am Namen erkennbar, stammt der Bernhardiner oder St. Bernhardshund ursprünglich vom großen St. Bernhard, einem Pass in den Schweizer Alpen. Dort wurden die Hunde seit Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Hof eines Hospizes von Mönchen zur Bewachung gehalten und gezüchtet. Außerdem wurden sie eingesetzt, um nach vermissten Reisenden zu suchen, was ihnen schnell einen guten Ruf und die offizielle Anerkennung als Rasse einbrachte.

Gutmütiger Riese bei richtiger Erziehung

Wie viele große und schwere Hunde sind Bernhardiner von Natur aus nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Sie sind gelassen und wesensfestwenn sie von Anfang an gut erzogen werden. Grundsätzlich ist der Bernhardiner lernbereit und willig sich unterzuordnen. Es gibt jedoch auch einige Exemplare, die ziemlich stur sind. Bei einem Gewicht von bis zu 80 Kilogramm kann dies durchaus ein Problem darstellen, daher solltest Du rechtzeitig fachkundigen Rat einholen und die Hundeschule besuchen.

Bernhardiner sind kinderlieb, ihren Bezugspersonen gegenüber sehr anhänglich und oft auch verschmust. Sie wollen am liebsten immer bei ihrer Familie sein. Dementsprechend haben die Hunde einen ausgeprägten Schutzinstinkt. Auch wenn sie nicht zu Aggressionen tendieren, würden sie bei Gefahr für ihre Familie die Konfrontation nicht scheuen. Die sensiblen Tiere haben ein gutes Gespür dafür wann Schaden droht. Solange sie jedoch keine Gefahr wittern, sind sie Fremden gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Auch mit anderen Hunden und Tieren kommen Bernhardiner gut zurecht, solange sie in ihrer Prägephase darauf vorbereitet wurden.

Ein Bernhardiner braucht Platz

Der Jagdtrieb ist bei den Schweizer Kolossen in der Regel nicht besonders stark ausgeprägt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. In diesem Fall sollte das Verhalten mit Hilfe eines Hundetrainers korrigiert werden, da ein Hund dieser Größe beim Jagen entsprechenden Schaden anrichten kann.

Aufgrund seiner Größe ist ein Bernhardiner nicht für die Haltung in einer kleinen Wohnung geeignet. Ebenso sollte er nicht regelmäßig viele Treppen steigen müssen. Am wohlsten fühlt er sich in einem Haus mit Garten. Er kann jedoch auch in größeren Wohnungen zufrieden sein, solange diese nicht zu eng sind und er genügend Familienanschluss hat.

Spiele und Aktivitäten mit dem Bernhardiner

Bernhardiner sind ausdauernd und können lange gehen. Sie brauchen die Möglichkeit, sich auf Spaziergängen ausreichend zu bewegen. Während junge Tiere dabei auch noch gerne etwas spielen und toben, lassen es die Älteren gerne etwas ruhiger angehen und sind auch mit normal langen Spaziergängen ausreichend ausgelastet.

Als Begleiter bei Ausdauersportarten wie Radfahren oder Joggen sind die schweren Pelznasen nicht geeignet. Auch bei Hundesportarten wie Agility oder Flyball, bei denen Geschwindigkeit und Sprünge im Vordergrund stehen, sind sie Fehl am Platz. Besonders bei hohen Temperaturen im Sommer sind Bernhardiner recht träge. Ist es dagegen winterlich kalt, sind die Kolosse nicht selten wie ausgewechselt und plötzlich sehr agil. Entsprechend ihres ursprünglichen Einsatzes als Rettungs- und Lawinenhund sind Bernhardiner für Mantrailing und Spurensuche zu begeistern.  

Bernhardiner: Futter und Ernährung

Da der Bernhardiner eine der schwersten Hunderassen ist, sind Skelett und Muskulatur einer hohen Belastung ausgesetzt. Es ist wichtig Welpen so zu ernähren, dass sie nicht zu schnell wachsen, da dies zu Knochen- und Gelenkfehlbildungen führen kann. Am besten lässt Du Dich in dieser Zeit von einem Tierarzt oder Futterberater begleiten.

Ausgewachsene Bernhardiner sollten in zwei bis drei kleineren Portionen gefüttert werden statt in einer großen, da dies das Risiko für eine Magendrehung senkt. Außerdem sollten sie nach dem Fressen ruhen und keinesfalls toben. Auch eine Fütterung mit hohem Anteil an Trockenfutter kann Probleme verursachen, da dieses im Magen stark aufquillt. Um Skelett und Gelenke nicht zu stark zu belasten, solltest Du darauf achten, dass Dein Bernhardiner nicht übergewichtig wird.

Typische Krankheiten des Bernhardiners

Beim Füttern solltest Du aufpassen, denn bei Bernhardinern besteht ein erhöhtes Risiko für eine Magendrehung. Durch Größe und Gewicht kommt es bei älteren Tieren auch zu Erkrankungen des Bewegungsapparates, häufig in Form einer Hüftgelenksdysplasie. Um dies zu verhindern, sollte die Muskulatur gekräftigt und Treppensteigen möglichst vermieden werden. Einige Zuchtlinien sind zudem von Knochenkrebs betroffen. Darüber hinaus kommen beim Bernhardiner Haut- und Augenerkrankungen häufiger vor.

Für wen eignet sich ein Bernhardiner?

Der Bernhardiner ist ein wunderbarer Familienhund. Bei fachkundiger Anleitung bei der Erziehung können auch Hundeanfänger mit einem Bernhardiner gut zurechtkommen, wenn sie sich vor der Adoption entsprechend beraten lassen und ein weniger stures Tier auswählen. Da die Vierbeiner sehr anhänglich sind, eignen sie sich vorwiegend für Familien, in denen sie kaum alleine sind. Idealerweise ist ein Haus mit Garten vorhanden. Ein Bernhardiner braucht Platz und Bewegung und sollte keinesfalls in einer kleinen Wohnung im oberen Stockwerk gehalten werden, wo er regelmäßig viele Treppen steigen muss.   

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