Riskantes Kortison? Nebenwirkungen und Nutzen des Medikaments

12.06.2019 09:24

Als “Helfer mit Haken” könnte man Kortison bezeichnen. Der Wirkstoff verschafft vielen Kranken Linderung. Gleichzeitig wird Kortison aufgrund seiner Nebenwirkungen häufig als riskant und gefährlich empfunden. Viele fragen sich: Was sind die Kortison-Nebenwirkungen eigentlich genau? Und wann macht der Einsatz des Wirkstoffs wirklich Sinn?

Kortison bzw. Cortison zählt zu den sogenannten Glukokortikoiden und ist eine inaktive Vorstufe des körpereigenen Hormons Kortisol. Hormone spielen in unserem Körper, vor allem in unserem Stoffwechsel, eine wesentliche Rolle. Kortisol (auch genannt: Hydrokortison) reguliert die Verwertung von Fetten und Kohlenhydraten im Organismus. Gebildet wird es in der Rinde der Nebenniere.

Wie wirkt Kortison?

Eine für therapeutische Zwecke entscheidende Wirkung Kortisons ist: Es hemmt Entzündungen und unterdrückt das Immunsystem. Das ist vor allem für Patienten, die unter rheumatischen Beschwerden leiden, von Vorteil. Bei diesen Erkrankungen greift das Immunsystem des Körpers die Gelenke an und löst dort Entzündungen aus. Kortison hemmt diese „Fehlreaktion“ der Körperabwehr. Derselbe Effekt ist hilfreich bei der Behandlung von Allergien oder Neurodermitis – Krankheiten, die ebenfalls durch ein fehlgeleitetes Immunsystem verursacht werden. Hier hilft Kortison vor allem bei akuten Schüben, die allergischen Symptome wie Juckreiz oder Schwellungen rasch zum Abklingen zu bringen.

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Bei Asthma ist Kortison wirkungsvoll, da es die Schwellung der Bronchialschleimhaut und die Schleimbildung verringert sowie generell die Empfindlichkeit der Bronchien senkt. Das hilft, das Risiko von Asthmaanfällen zu senken.

Weitere Anwendungsgebiete:

  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Morbus Addison
  • Lupus erythematodes
  • Multiple Sklerose

Darreichungsformen von Kortison

Kortison kennen viele als Wirkstoff in Salben und Cremes, die bei entzündlichen Reaktionen der Haut zum Einsatz kommen. Lokal wird Kortison heute auch in Form von Augentropfen oder Nasensprays eingesetzt.

Am häufigsten kommt Kortison jedoch innerlich zur Anwendung und wird dann vor allem als Tablette verabreicht. Das inaktive Cortison wird in der Leber dann in das aktive Cortisol umgewandelt. Hartnäckige Beschwerden bei Rheuma können durch direkte Injektionen von Kortison ins betroffene Gelenk behandelt werden. Asthma-Patienten nehmen die Hormon-Vorstufe vor allem durch Inhalation auf.

Neben dem ursprünglichen Hydrokortison wurden – auch zur Verringerung schwerer Nebenwirkungen – verschiedene Arten von Kortison entwickelt. Kortison-Präparate enthalten zum Beispiel die Wirkstoffe Prednisolon, Betamethason, Triamcinolon, oder Dexamethason.

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Kortison-Nebenwirkungen

Wer das Medikament über einen längeren Zeitraum anwendet, muss eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen in Kauf nehmen – vor allem bei der Einnahme in Tablettenform. Die häufigsten sind:

  • Im Gewebe lagern sich Wasser und Fett ein, das Körpergewicht steigt.
  • Das Risiko an Diabetes zu erkranken, steigt.
  • Die Knochen bauen mehr Substanz ab, als neue zu bilden. Das erhöht das Risiko für Osteoporose.
  • Infektionen treten häufiger auf.
  • Es besteht ein erhöhtes Risiko für grauen Star und grünen Star.

Kortison in Cremes ist ein Sonderfall. Es bringt allergische Reaktionen zügig zum Abklingen. Setzen wir es aber nicht schnell wieder ab, schädigt es die Haut, indem es sie dünner und durchlässiger für äußere Einflüsse macht (UV-Licht, allergieauslösende Stoffe).

Entscheidend für die Schwere und Art der Kortison-Nebenwirkungen sind Dosierung und Behandlungsdauer. Die sogenannte Cushing-Schwelle ist ein Grenzwert, der Orientierung bei der oralen Einnahme von Kortison gibt. Sie liegt bei täglich 7,5 bis 10 Milligramm Prednisolon oder einem entsprechenden Wirkstoff. Wer diesen Grenzwert überschreitet, muss mit erheblichen Nebenwirkungen rechnen. Bei einer niedrigen Dosierung (2 bis 5 Milligramm) fallen die Nebenwirkungen eher gering aus beziehungsweise treten eher selten auf.

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Nutzen und Kortison-Nebenwirkungen abwägen

Wie bei vielen Wirkstoffen ist auch der Einsatz von Kortison für eine Therapie eine Abwägung von Risiko und Nutzen. Diese Überlegungen muss jeder Patient gemeinsam mit seinem Arzt anstellen. Pauschalempfehlungen zur Anwendungsdauer und Dosis des Medikaments kann es darum nicht geben. Grundsätzlich gilt jedoch: Je länger die Anwendung von Kortison, umso niedriger sollte die Dosierung sein.

Ein wichtiger Aspekt bei einer Behandlung mit Kortison ist, dass die Wirkung der Hormon-Vorstufe in den Zellen noch nicht abschließend erforscht ist. Erst wenn diese Frage geklärt ist, können Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen entwickelt werden.

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