ROTE LISTE DER BEDROHTEN ARTEN Erster Hai ausgestorben Und warum das dramatisch ist

14.12.2020 12:25

 

Erst letztes Jahr wurde diese Hai-Art entdeckt – jetzt ist sie schon wieder weg

Die gute Nachricht vorweg: Rigorose Schutzmaßnahmen bringen zum Jahresende gute Nachrichten für den Wisent! Das Tier, auch europäischer Bison genannt, ist weniger stark gefährdet als bisher, berichtete die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Donnerstag in Gland bei Genf. Sie verwaltet die Rote Liste der gefährdeten Arten und aktualisiert sie laufend.

Der Wisent (Bison bonasus) ist von Kategorie drei („gefährdet“) auf Kategorie zwei („potenziell gefährdet“) heruntergestuft worden. Die Zahl der Wisente sei von 1800 im Jahr 2003 auf 6200 im vergangenen Jahr gestiegen, berichtete die IUCN. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Art in der Wildnis schon einmal ausgestorben, überlebte aber in Zuchten und wurde in den 50er Jahren wieder ausgewildert. Die größten Populationen befinden sich in Polen, Belarus und Russland.

▶︎ Doch dann kommt schon die schlechte: Die erste Hai-Art Carcharhinus obsolerus gilt jetzt als wahrscheinlich ausgestorben. Und das ist ein Alarm-Signal!

„Mit jeder Aktualisierung der Roten Liste bekommen wir den weltweiten Biodiversitätsverlust deutlicher vor Augen geführt. Trotzdem läuft die Abwärtsspirale weiter und weiter. Auch die Arten im Meer kommen durch Überfischung, Lebensraumzerstörung und Klimakrise immer mehr in Bedrängnis“, sagt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. „Das größte Artensterben seit den Dinosauriern findet vor unseren Augen statt.“

Haie und Rochen gehören ganz besonders zu den Verlierern auf der Roten Liste. Mit heute über 420 hinzukommenden Bewertungen sind nun insgesamt 1194 Hai- und Rochenarten bewertet. Davon sind nun 154 Arten erneut oder neuerdings als bedroht eingestuft. Darunter befinden sich vier Hammerhai-Arten und vier Arten von Engelshaien, die stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind und damit zu den am stärksten bedrohten Hai-Familien gehören, sowie der Riesenmantarochen, der nun akut vom Aussterben bedroht ist. Seit der letzten Aktualisierung der Roten Liste für Haie und Rochen im Jahr 2014 entwickeln sich diese Knorpelfische schnell zu einer der am stärksten bedrohten Gruppen von Wirbeltieren auf dem Planeten.

„Mit dem neuen Update zeigt sich, wie schlecht es tatsächlich um Haie und Rochen steht. Viele Arten wurden bewertet, die vorher aus Datenmangel nicht bewertet werden konnten, sowie neue Arten, die jetzt erst beschrieben wurden. Daraus ergibt sich ein neues Bild: Je mehr Arten eingestuft werden, desto dramatischer wird die Lage. Bevor wir eine Chance haben, die Arten zu schützen, haben wir sie schon verloren“, so Heike Vesper.

→ Vor allem die Fischerei setzt ihnen zu, die oft Haie und Rochen nicht berücksichtigt, nur als Beifangarten verwaltet und erst agiert, wenn es zu spät ist. In Küstennähe verschwinden immer mehr Speisefische, sodass auch die handwerkliche Fischerei vermehrt auf Haie und Rochen zurückgreift, häufig ohne jegliche Regulierungen.

Das heutige Update der Roten Liste und auch der aktuelle Living Planet Report des WWF zeigen, dass es um die biologische Vielfalt noch nie so schlecht bestellt war wie heute. Die Meere werden von Überfischung, Umweltverschmutzung und zerstörerische Küstenentwicklung bedroht, dazu kommen die Auswirkungen der Klimaerhitzung. Wir brauchen dringend wirksame Schutzmaßnahmen und ein besseres Fischereimanagement, um die Arten vor dem Verschwinden zu retten“, drängt Heike Vesper.

Die IUCN listet Tiere und Pflanzen in acht Kategorien, von „ausgestorben“ bis „nicht gefährdet“. Manche Arten können nicht eingeordnet werden, weil nicht genügend Daten vorliegen. Auf der Liste stehen jetzt fast 129 000 Tier- und Pflanzenarten, von denen fast 36 000 vom Aussterben bedroht sind.

In Mittelamerika seien drei Froscharten ausgestorben, berichtet die IUCN. In einem der größten Seen der Philippinen, dem Lanao-See, seien 15 der 17 dort einst heimischen Frischwasserfische ausgestorben. 30 Prozent der Rochen und Haie seien vom Aussterben bedroht, berichtete die Marine Megafauna-Stiftung. Dies sei eine Folge nicht nachhaltiger Fischerei.

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