Sanitäterin wird zum Verkehrsunfall gerufen – und erkennt ihre sterbende Tochter nicht

25.11.2022 10:04

Die Kanadierin Jayme Erickson erlebte einen absoluten Albtraum: Als Sanitäterin behandelte sie ein tödlich verletztes Unfallopfer. Und merkte dabei nicht, dass es sich um ihre 17-jährige Tochter handelt.

Der Facebook-Eintrag von Jayme Erickson ist herzzerreißend. "Mein schlimmster Albtraum als Sanitäterin ist wahr geworden", schreibt sie und teilt eine Geschichte, wie sie kaum tragischer sein könnte. Am Nachmittag des 15. November, so berichtet die Kanadierin, wurde sie zu einem Autounfall gerufen. Vor Ort fand sie zwei Insassen vor, eine weibliche Person war schwer verletzt. Bald stellte sich heraus, dass sie den Unfall nicht überleben würde.

Erickson blieb noch eine halbe Stunde lang bei ihr, bis das Opfer aus dem Wrack befreit wurde. Dann machte sie sich auf den Weg nach Hause, solche Fälle sind Alltag im Berufsleben einer Sanitäterin. Doch dieser Tag war anders. "Minuten, nachdem ich zu Hause angekommen war, klingelte es an der Tür. Mein Leben wurde für immer verändert", schreibt Erickson. Polizisten teilten ihr mit, dass das Unfallopfer, das sie gerade noch betreut hatte, ihre eigene Tochter war.

"Die Patientin war mein eigenes Fleisch und Blut"

Die 17-Jährige war durch die Verletzungen so schlimm zugerichtet gewesen, dass Erickson sie nicht erkannt hatte, berichtet der "Guardian". Erickson konnte es nicht fassen: "Die Patientin, die ich gerade behandelt hatte, war mein eigenes Fleisch und Blut. Mein einziges Kind." Ihre Tochter war von der Unfallstelle per Rettungshubschrauber in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht worden. Dort konnten die Ärzte aber nur noch feststellen, dass die Verletzungen zu schwer waren. Sie empfahlen, die lebenserhaltenden Maßnahmen einzustellen. Die Fahrerin des Autos überstand den Zusammenstoß mit einem Lastwagen glimpflich.

"Der Schmerz, den ich fühle, ist wie kein anderer Schmerz, den ich je erlebt habe. Er ist unbeschreiblich", schrieb Jayme Erickson auf Facebook. "Ich kann nicht anders, als mich über die kurze Zeit zu ärgern, die mir mit ihr vergönnt war. 17 Jahre waren nicht lang genug. Obwohl ich für die 17 Jahre, die ich mit ihr hatte, dankbar bin, bin ich erschüttert und frage mich: Was wäre aus dir geworden, mein kleines Mädchen? Wer wärst du gewesen? Ich werde nie sehen, wie du deinen Abschluss machst und über die Bühne gehst, ich werde nie sehen, wie du heiratest, ich werde nie wissen, wer du geworden wärst."

Auf einer Pressekonferenz erklärte die Sanitäterin, sie wolle, dass die Welt wisse, wer ihre Tochter gewesen sei: "Sie liebte dich aufs Heftigste, wenn du ihr Freund warst. Sie liebte dich bis ans Ende der Welt und zurück und würde alles für dich tun. Und sie war eine Kämpferin." Einen kleinen Hoffnungsschimmer haben Erickson und ihr Ehemann, weil die Organe ihres Kindes gespendet werden. "Wir sind froh, dass unser Mädchen durch andere weiterlebt und sie im Nachgang dieser Tragödie anderen Menschen das Leben gerettet hat."

 

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