Schmerzen in den Beinen: Die häufigsten Ursachen

19.11.2019 10:16

Ausgiebige Wanderungen, lange Flüge, zu viel Sport oder zu wenig – es gibt viele Gründe für Schmerzen in den Beinen. Aber nicht immer sind die Ursachen so offensichtlich. Wenn es ab der Hüfte abwärts immerzu kribbelt, zieht und Laufen oder Stehen Schmerzen bereiten, können ernsthafte Erkrankungen daran schuld sein. Die häufigsten Ursachen für Beinschmerzen im Überblick.

Gehen, laufen, springen, stehen: Beine müssen viel aushalten. Ein komplexes Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern, Nerven und Gefäßen sorgt dafür, dass wir den ganzen Tag beweglich sind. Wenn sich unsere Beine nach 16 Stunden harter Arbeit also schlapp und schwer anfühlen, ist das meist nichts weiter als das Ergebnis einer Überlastung. Erste-Hilfe-Maßnahme in diesem Fall: Füße hochlegen und verschnaufen.

Doch bei diesen Symptomen sollten Betroffene hellhörig werden und die Ursachen beim Arzt abklären lassen:

  • anhaltende, starke Schmerzen,
  • Kribbelgefühle,
  • pralle, geschwollene und überwärmte Haut
  • Bewegungsstörungen

Allerdings ist es nicht immer einfach, herauszufinden, was die Beschwerden auslöst. Schon kleine Störungen im System, das uns auf den Beinen hält, können für die Schmerzen verantwortlich sein.

Die häufigsten Ursachen für Beinschmerzen

1. Verletzungen von Knochen und Gelenken

Die wohl offensichtlichste Ursache für Schmerzen in den Beinen ist ein Bruch. Oberschenkelknochen, Schienbein und Wadenbein sind die knöchernen Strukturen unserer unteren Gliedmaßen. Ihr Aufbau als Röhrenknochen verbindet Leichtigkeit mit Stabilität, doch eine massive Krafteinwirkung infolge eines Sturzes zum Beispiel kann sie brechen.

Weniger auf den ersten Blick erkennbar, aber schnell passiert, ist eine Verstauchung (Fachausdruck: Distorsion). Diese Verletzungen der Bänder oder der Gelenkkapsel sind häufige Folgen von ruckartigen und ungewohnten Bewegungen wie sie häufig beim Sport passieren.

Knickt man zum Beispiel mit dem Fuß um oder verdreht man sich das Knie, können die Bindegewebsfasern in den Gelenken überdehnt werden oder sogar reißen. Das betroffene Gelenk schmerzt, funktioniert nicht mehr richtig und weist mitunter Blutergüsse auf.

2. Durchblutungsstörungen

Schmerzen beim Gehen in den Waden oder Schmerzen im Zehenbereich beim Liegen sind typische Zeichen einer fortgeschrittenen Arteriosklerose (umgangssprachlich: Gefäßverkalkung). Bei der Krankheit kommt es durch Ablagerungen in den Blutgefäßen überall im Körper zu verengten Adern und schmerzhaften Durchblutungsstörungen.

In den Beinen äußert sich Arteriosklerose oft als periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Die chronische Minderdurchblutung der Gliedmaßen führt zu starken Schmerzen und irgendwann auch zum Absterben von Gewebe – eine Folge ist das sogenannte Raucherbein.

Schmerzen in den Beinen: Wann muss ich zum Arzt?

Bei Schmerzen in den Beinen sowohl bei Belastung als auch bei Ruhe, sollte ein Arzt unbedingt die Gesundheit des Herzens prüfen. Bevor sich Arteriosklerose in den Beinen bemerkbar macht, sind häufig unbemerkt schon die Herzkranzgefäße verkalkt – was irgendwann einen Herzinfarkt auslösen kann.

Grundsätzlich gilt jedoch: Je vielfältiger die Auslöser, desto geringer ist die Chance auf ein Patentrezept. Wer unter wiederkehrenden Schmerzen in den Beinen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen, um die mögliche Ursache und das weitere Vorgehen abzuklären.

Das wird der Arzt fragen:

  • wie fühlt sich der Beinschmerz an: stechende Schmerzen wie Nadelstiche, ziehende Schmerzen wie Muskelkater, brennende Schmerzen wie Wachstumsschmerzen oder dumpfe Schmerzen wie Gliederschmerzen bei Grippe
  • wann treten die Schmerzen in den Beinen auf: in Ruhe oder bei Belastung?
  • wo sitzt der Schmerz?
  • tritt der Schmerz zusammen mit anderen Beschwerden auf?

Diese Vorerkrankungen könnten bei Schmerzen in den Beinen eine Rolle spielen und sollten deshalb mit dem Arzt besprochen werden:

  • Bandscheibenvorfall
  • Arthrose
  • Krampfadern
  • Durchblutungsstörungen

Es ist gut möglich, dass ein Schmerzen in den Beinen eine Gefäßuntersuchung (Angiografie) vorgenommen werden muss. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier:

> Angiografie: So läuft die Gefäßuntersuchung ab

Tiefere Beinschmerzen, die sich anfühlen wie ein Muskelkater und mit Schwellungen und Verfärbungen der Haut einhergehen, können ebenfalls durch eine Durchblutungsstörung verursacht sein.

Ein häufiger Grund dafür sind verstopfte Gefäße. Verändert sich die Zusammensetzung des Bluts oder ist die Gerinnungsneigung erhöht, kann es zu Ablagerungen in Form von Gerinnseln kommen, die Thrombosen oder Embolien verursachen. Die Schmerzen in den Beinen entstehen dann durch die akute Unterversorgung der Muskeln mit Blut.

Hinter Beinschmerzen kann auch eine Venenschwäche stecken. Besenreißer, Krampfadern, unklare Wunden oder Geschwüre (ein sogenanntes offenes Bein) können auf chronisch-venöse Insuffizienz hindeuten. Das heißt: Der Blutfluss in Richtung Herz ist gestört. Blutgerinnsel (Thromben) haben die Venenklappen beschädigt, sodass sie nicht mehr richtig schließen. Zum Herzen weitergepumptes Blut kann deshalb zurückfließen und Stauungen, Venenweitungen und Ödeme verursachen.

3. Verletzung von Muskeln und Sehnen

Schädigungen von Muskeln und Sehnen gehören ebenfalls zu den typischen Sportverletzungen. Gequetschte Muskelpartien äußern sich als Prellungen, überlastete Faserstrukturen als Zerrungen. Strapaziert man Muskeln, Sehnen oder auch Bänder im Bein zu sehr und beansprucht sie durch abrupte Bewegungen zu sehr, kann das sogar zur Zerreißprobe für sie werden.

All das sind schmerzhafte, aber leicht zu diagnostizierende Verletzungen, weil die Beschwerden in der Regel direkt nach der ursächlichen Bewegung oder dem Sturz auftreten. Mit Kühlakkus und einer Pause sind Zerrungen meist schnell überstanden. Ein Faserriss hingegen muss manchmal operiert werden.

4. Schäden im Gelenk

Verschleißt das Gelenk stärker als es dem Lebensalter entsprechend üblich wäre, spricht man von Arthrose: Dabei handelt es sich um eine Abnutzung des Gelenkknorpels, die besonders häufig im Knie auftritt. Sie führt irgendwann dazu, dass Knochen auf Knochen reibt.

Nicht selten ist Arthrose die Folge einer Fehl- oder Überlastung. X- und O-Beine führen dazu, dass das Gelenk ungleichmäßig verschleißt, Übergewicht dazu, dass es zu stark beansprucht wird und dadurch schneller abnutzt.

Typisch für Arthrose sind starke Schmerzen, sobald das Gelenk von Ruhe auf Bewegung umstellen muss. Dieser sogenannte Anlaufschmerz lässt nach, sobald der Bewegungsapparat “warmgelaufen” ist.

5. Neurologische Ursachen

Manchmal wurzelt der Schmerz im Bein auch in den Nerven. Ist das periphere Nervensystem beispielsweise erkrankt (Sammelbegriff dafür: Polyneuropathie), ist die Funktion der Nervenfasern gestört. Häufig sind davon die inneren Strukturen der Beine betroffen. Symptome sind Taubheitsgefühle, Kribbeln, Krämpfe, Schmerzen und Gehstörungen.

> Lesen Sie hier mehr zum Thema Polyneuropathie

Eine weitere neurologische Erkrankung, die sich auf die Beine auswirkt, ist das Restless Legs Syndrom. Typischerweise treten die Beschwerden nur im Ruhezustand auf. Das Kribbeln, Brennen und Ziehen ist vorbei, sobald Betroffene die Beine wieder bewegen.

6. Andere Schmerzquellen

Entzündungen in Gelenken (Arthritis), Muskeln oder Sehnen, die durch Belastungen oder Bakterien entstehen, lösen ebenfalls Beinschmerzen aus. Typische Symptome dafür sind Steifigkeit, Schwellungen und Wärmeentwicklung. In selteneren Fällen führen Erkrankungen der Knochen, wie Entzündungen, Schwund (Osteoporose) oder Tumore, zu den Beschwerden.

Schmerzen in den Beinen vorbeugen

Es lohnt es sich, ein paar allgemeine Tipps zur Vorbeugung zu befolgen, damit die Beine lange gesund und fit bleiben:

  • regelmäßig bewegen plus langes Stehen und Sitzen vermeiden
  • Wohlfühlgewicht halten, Übergewicht abbauen
  • auf Zigaretten verzichten, Alkohol nur in Maßen genießen
  • vor dem Training die Beine aufwärmen – je nach Sportart mit kleinen Dehn- oder Lockerungsübungen
  • nach dem Sport Pausen einlegen und den Beinen Zeit zur Regeneration gönnen
  • den Mineralstoff-Haushalt im Blick haben, also genügend Kalzium, Eisen oder Magnesium zu sich nehmen

Quelle