Senfallergie – sehr präsentes Allergen

09.09.2020 11:06

Die Senfallergie gilt als die verbreitetste Allergie gegen Gewürze. Trotzdem besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass Sie davon betroffen sind. Allerdings können Ihre Reaktionen auf das Allergen sehr stark ausfallen.

Senf, auch Tafelsenf oder Mostrich genannt, bezeichnet die Würzpaste auf der Grundlage der Samenkörner der weißen, braunen oder schwarzen Senfpflanze. Die Senfkörner als Ganzes oder gemahlen verfeinern zahlreiche Lebensmittel.

Senfsamen enthalten bis zu 36 Prozent Senföl und 28 Prozent Eiweiß. Leiden Sie an einer Senfallergie reagiert Ihr Abwehrsystem auf das Eiweiß. Die Allergene des Senfs sind hitze- und verdauungsstabil, das heißt: Die Senfproduktion zerstört sie nicht und die Magensäure ebenfalls nicht. Sie können starke Reaktionen hervorrufen. Meistens tritt die Senfallergie als Kreuzallergie oder als zusätzliche Allergie auf, sehr selten als einzige Allergie. Die Kreuzallergie betrifft verwandte Kreuzblütengewächse, etwa Blumenkohl, Chinakohl, Raps oder Rüben.

Symptome der Senfallergie: Übelkeit und Hautausschlag

Wenn Sie an einer Senfallergie leiden, zeigt sie sich meist mit den typischen Symptomen einer Nahrungsmittelallergie:  

  • Es wird Ihnen übel, Sie bekommen Magen-Darm-Beschwerden, Sie müssen sich erbrechen oder haben Durchfall.
  • Auf Ihrer Haut bilden sich Ausschläge und Ekzeme.
  • Sie husten, niesen, Ihre Nase läuft.
  • Es entwickeln sich Bläschen und Pusteln auf Ihrer Zunge, den Lippen und im Mund.
  • Schlimmstenfalls erleiden Sie einen anaphylaktischen Schock, also eine heftige allergische Reaktion, die lebensbedrohlich sein kann.

Meist handelt es sich um eine Allergie vom Soforttyp 1. Das bedeutet, dass die allergischen Symptome innerhalb von wenigen Minuten auftreten, nachdem Sie Kontakt mit dem Allergen hatten. Nur selten treten Symptome erst nach Stunden auf.

Diese Lebensmittel enthalten Senf

Die Gefahr durch die Senfallergie besteht vor allem darin, dass viele Nahrungsmittel Senf als „versteckte Zutat“ enthalten. Wenn Sie auf Senf reagieren, dann sollten Sie nicht nur ihn tunlichst meiden. Sie sollten auch Gewürzmischungen, Fertigmahlzeiten und Inhaltsstoffe von Konserven genau prüfen. Die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel garantiert, dass auch geringe Senfbestandteile auf der Verpackung angegeben werden müssen. Auch viele Restaurants haben sich bereits auf Allergiker eingestellt und bieten Speisekarten mit Zusatzinformationen. Informieren Sie unbedingt das Personal über Ihre Senfallergie.

Spuren von Senf stecken oft in folgenden Lebensmitteln:

  • Aufstriche
  • Curry
  • Dressing
  • Eingelegtes Gemüse
  • Essiggurken
  • Feinkostsalate
  • Fertiggerichte
  • Fleischerzeugnisse
  • Käse
  • Ketchup
  • Marinaden
  • Mayonnaise
  • Suppen
  • Soßen
  • Würzmischungen, -soßen, -pasten

Diagnose: Tests beim Allergologen

Vor allem zwei Faktoren erschweren die Diagnose der Senfallergie: ihre Seltenheit und, dass Senf in so vielen Nahrungsmitteln steckt. Eine Gefahr stellt die Senfallergie außerdem durch das Auftreten von Kreuzreaktionen mit Beifußpollen dar. Dabei reagieren die Antikörper nicht nur auf das ursprüngliche Allergen, sondern auch auf verwandte Substanzen.
Ein ausführliches Gespräch mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt, am besten einem ausgebildeten Allergologen, bildet die Basis der Diagnose.

In Vorbereitung auf das Gespräch ist es sinnvoll, dass Sie ein Ernährungstagebuch führen, in dem Sie mit Uhrzeit folgendes festhalten:

  • Was genau Sie gegessen und getrunken haben,
  • ob danach Symptome auftraten,
  • Sie Medikamente einnahmen,
  • es sonst Auffälligkeiten gab,
  • die Symptome unter körperlicher Belastung erschienen.

Mehr Klarheit durch den Prick-Test oder einen Bluttest

Ein Allergietest kann Klarheit darüber bringen, ob Sie an einer Senfallergie leiden. Für den Prick-Test trägt Ihr Arzt verschiedene Allergene – darunter auch Senf – zunächst an mehreren Arealen auf die Haut auf. Danach ritzt er die Haut an den Stellen leicht ein, damit die Substanz eindringen kann. Wenn sich nach etwa 20 Minuten Rötungen zeigen oder juckende Quaddeln bilden, liegt eine Nahrungsmittelallergie vor.

Ist das Ergebnis nicht eindeutig, kann der Arzt zusätzlich einen Intrakutantest durchführen, für die er eine allergenhaltige Lösung direkt unter die Haut spritzt.

Eliminationsdiät und Provokationstest

Sind die vorausgegangen Befragungen und Tests nicht eindeutig, kann eine Eliminationsdiät für Klarheit sorgen. Dafür meiden Sie bis zu zwei Wochen Senf und andere Nahrungsmittel oder Inhaltsstoffe, die unter Allergieverdacht stehen. Bessern sich Ihre Beschwerden dadurch oder verschwinden ganz, kann der Arzt im Anschluss einen Provokationstest mit einzelnen Allergenen durchführen. Dabei schlucken Sie das fragliche Nahrungsmittel oder Allergen unter ärztlicher Aufsicht. Treten Ihre Symptome nun wieder auf, dann ist das Allergen gefunden.

Senfallergie: Therapie durch Karenzkost

Eine Senfallergie ist in der Regel nicht heilbar. Wenn Sie daran leiden, besteht der wichtigste Teil Ihrer Therapie darin, das allergieauslösende Nahrungsmittel zu meiden. Mediziner bezeichnen das als Karenzkost.

So können Sie dem Allergieauslöser Senf aus dem Weg gehen:

  • Studieren Sie die Liste der Nahrungsmittel, die Senf enthalten und bewahren Sie sie beispielsweise beim Einkaufen im Hinterkopf.
  • Lesen Sie die Allergenkennzeichnung auf der Verpackung von Lebensmitteln.
  • Meiden Sie Fertigkost, Soßen und Feinkostsalate und kochen Sie lieber selbst.
  • Fragen Sie nach Senf als Inhaltsstoff, wenn Sie unverpackte, verarbeitete Lebensmittel (z. B. Brot vom Bäcker) kaufen oder in einem Restaurant essen.
  • Meiden Sie Lebensmittel wie Käse, Hefe, Spinat und Rotwein, da sie Histamin enthalten und eine allergische Reaktion verstärken können.

Immer ein Notfallset im Gepäck

Sollten Sie sehr heftig auf ein Allergen reagieren, führen Sie immer ein Notfallset mit sich, das Folgendes enthält:

  • ein schnell wirkendes Anti-Allergiemittel (Antihistaminikum), das Sie oral einnehmen können,
  • ein Glukokortikoid und
  • ein Adrenalin-Präparat (Epinephrin).

Quelle