Shisha: gefährlich oder harmloses Vergnügen?

30.05.2019 09:14

Shisha-Bars erleben derzeit einen regelrechten Boom. Vor allem bei Jugendlichen ist das Rauchen der orientalischen Wasserpfeifen in geselliger Runde zur beliebten Freizeitbeschäftigung geworden. Viele Eltern fragen sich, was davon zu halten ist. Schadet der Shisha-Rauch der Gesundheit? Und wenn ja: wie sehr? Wir haben die Fakten.   

In der arabischen Welt hat das Shisha-Rauchen eine lange Tradition. Doch während dort vor allem alte Männer an der Wasserpfeife ziehen, sind es in Deutschland meist Jugendliche und junge Erwachsene.

Laut einer Studie des Robert-Koch-Institutes* haben bereits 29 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland schon einmal Wasserpfeife beziehungsweise Shisha geraucht. Zum Zeitpunkt der Befragung hatte jeder fünfte Jugendliche innerhalb der vergangenen 12 Monate mindestens einmal Wasserpfeife geraucht, jeder zehnte innerhalb der vergangenen 30 Tage.

Grundsätzlich ist Shisha-Rauchen in der Öffentlichkeit erst ab 18 Jahren erlaubt – wie jede Form des Tabak-Konsums. Ein Blick in eine typische Shisha-Bar offenbart aber häufig, dass nicht jeder Betreiber dieses Verbot ernst nimmt. Nach Meinung von Experten haben Shishas in Sachen Beliebtheit unter jungen Leuten mit Zigaretten gleichgezogen. Anders ausgedrückt: Immer weniger junge Menschen ziehen am Glimmstängel, immer mehr am Mundstück einer Wasserpfeife.

Das Gefährliche dabei: Viele junge Shisha-Raucher halten ihre Art des Tabakkonsums für weniger schädlich als herkömmliches Rauchen. Sie glauben, das Wasser der Pfeife wirke wie ein Filter. Gesundheitsexperten fordern daher, noch umfassender über die Risiken des Shisha-Rauchens aufzuklären und gängigen Annahmen darüber wissenschaftlichen Fakten gegenüber zustellen.

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Risikofaktor Nummer eins: Nikotin

Tatsächlich bleiben im Wasser der Pfeife geringe Mengen an Nikotin zurück. Der Körper nimmt bei einer durchschnittlichen Wasserpfeifen-Sitzung dennoch sehr viel von dem Nervengift auf. Jeder Zug am Mundstück enthält doppelt so viel Nikotin wie ein Zug an einer Zigarette. Der Grund: Beim Wasserpfeife-Rauchen wird schlichtweg mehr Rauch inhaliert.

Entsprechend höher ist auch die Menge krebserregender Teerstoffe, die beim Rauchen einer Wasserpfeife in die Lunge gelangt. Während einer Shisha-Sitzung wird bis zu 25-mal mehr davon freigesetzt und vom Raucher eingeatmet als beim Qualmen einer Zigarette.

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Risikofaktor Nummer zwei: Gekühlter Rauch

Anders als bei Zigaretten verbrennt der Tabak einer Shisha nicht – er verschwelt. Die Hitze, die dabei entsteht, ist geringer als beim Verbrennen von Tabak – der inhalierte Rauch entsprechend kühler, zumal er auch noch durch das Wasser der Pfeife gekühlt wird. Viele empfinden den Shisha-Rauch darum als angenehm mild. Die Folge: Sie inhalieren entsprechend häufiger und pro Zug mehr als bei gewöhnlichen Zigaretten.

Risikofaktor Nummer drei: Vielfältige Schadstoffe

Je mehr und tiefer der Rauch eingeatmet wird, desto mehr Schadstoffe nimmt der Körper über die Lunge auf. Und davon stecken im Shisha-Rauch so einige:

  • Giftige Schwermetalle (Blei, Nickel)
  • Flüchtige Kohlenwasserstoffe
  • Aldehyde
  • Krebserregende Arsenverbindungen
  • Hoch krebserregende Nitrosamine

Um dem Tabak die nötige Feuchtigkeit zu geben, wird ihm häufig Glycerinzugesetzt. Dieser Zuckeralkohol wandelt sich beim Verschwelen in Acrolein um – ein Stoff, der als krebserzeugend gilt.

Sonderfall E-Shishas

E-Shishas locken mit künstlichen Aromen wie “Energy-Drink”, “Pina Colada” oder “Ice Mint” vor allem Kinder und Jugendliche. Sie bestehen aus einem Mundstück, einem Akku oder einer Batterie, einem elektrischen Verdampfer sowie einer Kartusche, deren flüssiger Inhalt „Liquid“ genannt wird. Das Liquid (Hauptinhaltsstoff: Propylenglykol) wird zu Dampf, der über das Mundstück inhaliert werden kann.

Der “Rauch” von E-Shishas enthält meist kein Nikotin, dennoch ist er nicht unbedenklich: Einige der Substanzen in Liquids stehen unter Verdacht, Krebs auszulösen. Zudem begünstigen die beigefügten Aromen die Entwicklung von Allergien. Propylenglykol, das sowohl aktiv als auch passiv aufgenommen wird, kann die Atemwege reizen.

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Risikofaktor Nummer vier: Kohlenmonoxid

Bei einer Verschwelung entsteht giftiges Kohlenmonoxid. Besonders beim Rauchen in schlecht belüfteten Räumen besteht für Shisha-Fans darum das Risiko einer Vergiftung mit dem Gas (CO-Intoxikation), die zu Bewusstlosigkeit und im Extremfall zum Tod führen kann.

Wichtig: Auch wer sich nur in einem Raum aufhält, in dem Wasserpfeife geraucht wird, setzt sich dieser Gefahr aus. Vor allem Schwangeren sollte dieses Risiko bewusst sein. Das Kohlenmonoxid kann über die Nabelschnur in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen.

Risikofaktor Nummer fünf: Infektionen

Beim Shisha-Rauchen teilen sich häufig mehrere Personen ein Mundstück. Dadurch können Infektionskrankheiten wie Herpes oder Grippe übertragen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät darum, beim Shisha-Rauchen Einmal-Mundstücke zu verwenden.

Großes Gefahrenpotenzial

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Studien, die nahelegen, dass Shisha-Rauchen der Gesundheit schadet. Wer regelmäßig Wasserpfeife raucht, hat ein höheres Risiko für Lungenkrebs, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Erkrankungen des Mundraums und der Zähne.

Experten gehen außerdem davon aus, dass Wasserpfeifen Nikotin-bedingt genauso süchtig machen wie Zigaretten. Selbst E-Shishas können, wenn das Liquid Nikotin enthält, den Einstieg in die herkömmliche Tabaksucht erleichtern.

Wer Jugendliche vor diesen Risiken schützen möchte, sollte sie über die Gefahren aufklären, die in den beliebten Pfeifen stecken. Damit aus den Sisha-Fans von heute nicht die Tabaksüchtigen von morgen werden.

Quelle