Skoliose

29.10.2018 10:47

Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die sich oft in Zeiten starken Wachstums bei Kindern und Jugendlichen bildet. Die Ursachen sind meist unbekannt. Durch frühzeitige Diagnose und eine konsequente Therapie lässt sich die Erkrankung bis zu einem gewissen Grad zurückbilden oder aufhalten.

Was ist Skoliose?
Was sind die Ursachen von Skoliose?
Was sind die Symptome?
Wie erkennt der Arzt eine Skoliose?
Wie wird Skoliose behandelt?
Kann ich vorbeugen?
Wie sind die Heilungschancen?

Was ist Skoliose?

Die Skoliose wird umgangssprachlich auch Wirbelsäulenverkrümmung genannt (im Griechischen bedeutet „skolios“ krumm). Es handelt sich hierbei um eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule. Gleichzeitig sind oft auch die Wirbelkörper verdreht. Die Erkrankung bildet sich in der Regel in Zeiten von starkem Wachstum: Die einzelnen Wirbel wachsen ungleichmäßig, sodass die Wirbelsäule nach und nach von ihrer Achse abweicht, sich zur Seite biegt und verdreht. Die Diagnose wird meist zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr gestellt. Mädchen sind viermal häufiger betroffen als Jungen.

Eine Skoliose setzt sich im Allgemeinen aus einer Primär- und einer Sekundärkrümmung zusammen. Die Primärkrümmung (oft im Brustwirbelsäulenbereich) ist stärker ausgeprägt, die Wirbelkörper zeigen die stärkeren Deformierungen und sind stärker verdreht. Die Wirbelsäule kann nach rechts oder links geneigt sein. Der Neigungsgrad kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein. Leichte Krümmungen verursachen meist keine Beschwerden. Ein Behandlungsbedarf liegt vor, wenn der sogenannte Cobb-Winkel mehr als zehn bis 15 Grad beträgt. Dieser Winkel gibt an, wie stark die Wirbelsäule verkrümmt ist, und lässt sich anhand eines Röntgenbildes bestimmen.

Was sind die Ursachen von Skoliose?

In den allermeisten Fällen sind die Ursachen nicht bekannt. Das trifft auf rund 85 bis 90 % der Betroffenen zu. Eine Skoliose mit unbekannter Ursache bezeichnet man als idiopathisch. Sie wird meist auf ein ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper zurückgeführt. Die idiopathischen Skoliosen treten zu einem hohen Prozentsatz bei Mädchen auf und am häufigsten kurz vor und in der Pubertät.
Etwa 15 bis 10 % der Skoliosen lassen sich auf andere Erkrankungen zurückführen. Hauptsächlich sind das:

  • osteopathische Skoliosen: angeborene Fehlbildungen der Wirbel
  • myopathische Skoliosen: Muskelerkrankungen, z.B. bei Muskeldystrophie
  • neuropathische Skoliosen: gestörte Nervenfunktionen, z.B. bei Poliomyelitis, Neurofibromatose, Zerebralparese oder posttraumatischen Lähmungen

Was sind die Symptome?

Das Ausmaß der Beschwerden hängt im Allgemeinen davon ab, wie schwer die Wirbelsäulenverkrümmung ist und wie lange sie schon besteht. Anfangs macht sich eine idiopathische Skoliose nur optisch bemerkbar.

Mögliche sichtbare Symptome sind:

  • unterschiedliche Schulterhöhe,
  • einseitige Wölbung des Brustkorbs in Richtung Rücken (sogenannter Rippenbuckel),
  • unterschiedlich positionierte Schulterblätter sowie
  • zur Seite verschobenes bzw. schräg stehendes Becken.

Eine schwere Verformung der Wirbelsäule ist kaum zu übersehen. Daher kommt es oft schon im Jugendalter zu psychologischen bzw. psychosozialen Beeinträchtigungen, da sich die Patienten für ihr Aussehen schämen.

Schmerzen verspüren die Betroffenen in der Regel erst im Erwachsenenalter. Denn die ungleichmäßige Belastung begünstigt den Verschleiß von Wirbeln und Bandscheiben. Daher führt die Erkrankung bei Erwachsenen zu:

  • Verspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Nackenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen der Knie sowie der Hüft- und Fußgelenke
  • frühzeitige Arthrose
  • Bandscheibenvorfällen
  • verstärkten Versteifungen des Rückgrats

Bei einer Verkürzung des Rumpfes und damit der Verkleinerung des Brust- und Bauchraumes können bei schweren Formen auch innere Organe beeinträchtigt sein. Mögliche Skoliose-Folgen im Alter sind:

  • Atemnot
  • Herzrhythmusstörungen
  • verminderte Nierenfunktion
  • grippale Infekte
  • Verdauungsprobleme

Wie erkennt der Arzt eine Skoliose?

Eine beginnende Skoliose wird oft zufällig entdeckt, beispielsweise bei einer Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt oder beim Anfertigen eines Röntgenbildes aus anderem Grund. Gerade in der Zeit des stärksten Wachstums der Wirbelsäule, also während der Pubertät, sind Früherkennungen und Verlaufskontrollen sehr wichtig. Wächst die Wirbelsäule noch, kann sich die Verbiegung innerhalb kurzer Zeit nämlich deutlich verschlimmern. Auch leichte Formen sollten daher ernst genommen und regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.

Eine Skoliose können Hausärzte und Orthopäden oft schon auf den ersten Blick erkennen, spätestens bei der körperlichen Untersuchung: Hierbei lassen sich die Verbiegung im Brust- oder Lendenwirbelbereich und die gedrehten Wirbelkörper meist gut ertasten. Der Arzt prüft außerdem den Gleichstand der Schultern und des Beckens und ob die Wirbelsäule im Lot steht. Ein ausgeprägter Rippenbuckel oder Lendenwulst sind schon im Stehen zu erkennen. Dabei gibt es unterschiedliche Arten der Erkrankung:

  • thorakale Skoliose: Leichte Formen erkennt man am besten durch den sogenannten Vorbeugetest nach Adams: Dabei beugt sich der stehende Patient mit freiem Oberkörper nach vorne. Bei der Ansicht von hinten kann der Arzt so besser feststellen, ob die Rippen sich nach hinten vorwölben (Rippenbuckel). In diesem Fall liegt eine thorakale Skoliose vor.
  • lumbale Skoliose: Entsteht ein so genannter Lendenwulst im Lendenwirbelbereich, besteht eine lumbale Skoliose. Zudem ist das Taillendreieck (= Dreieck, das durch Taille und die herabhängenden Arme gebildet wird) ungleichmäßig. Die Stärke eines Lendenwulstes kann der Arzt mit einem Skoliometer (Neigungsmesser) bestimmen. Werte über fünf Grad bedürfen einer radiologischen Untersuchung.

Eine Röntgenuntersuchung macht die gesamte Wirbelsäule mit möglichen Verkrümmungen sichtbar. Die Röntgenaufnahme erfolgt im Stand. Mithilfe der Bilder kann der Arzt:

  • den Winkel der seitlichen Biegung (sogenannter Cobb-Winkel) und
  • den Drehwinkel der Wirbelsäule bestimmen.

Bei einem Cobb-Winkel von mehr als 15 Grad, sollte die Erkrankung behandelt werden.

Wie wird Skoliose behandelt?

Je nach Ausprägung kann eine Skoliose durch Physiotherapie, ein Korsett oder eine Operation behandelt werden. Je früher es gelingt, die Diagnose zu stellen, desto weniger aufwendig und belastend sind die nötigen Therapiemaßnahmen. Ob eine Behandlung überhaupt notwendig ist, hängt vom Grad der Verkrümmung ab, und wie schnell die Krankheit fortschreitet. Fehlhaltungen mit einer Krümmung unter 10 Grad Cobb-Winkel sind recht häufig und müssen selten behandelt werden. Welche Therapie infrage kommt, hängt außerdem vom Alter des Patienten ab:

  • Säuglinge: Bauchlagerung und krankengymnastische Übungen
  • Skoliose im Kindes- oder Jugendalter, je nach Ursache und Ausmaß: Krankengymnastik, (Cobb-Winkel zwischen 20 und 50 Grad) zusätzliches Korsett, (über 50 Grad) Operation möglicherweise notwendig

Durch Physiotherapie und Krankengymnastik werden

  • geschwächte Muskeln gekräftigt
  • verspannte Muskeln entlastet
  • das Haltungsempfinden, Körpergefühl und die Körperhaltung des Patienten gefördert
  • Krümmungen nach vorn und hinten beseitigt
  • die Lungen- und Herzfunktion gesteigert

Bei einer fortgeschrittenen Skoliose kann der Arzt Kindern ein Korsett (das sogenannte Passiv-Korsett aus starrem Kunststoff) verordnen. Das Korsett umhüllt den gesamten Rumpf von den Schultern bis zur Hüfte und soll durch Druck- und Entlastungszonen der fortschreitenden Fehlstellung des Oberkörpers entgegenwirken. Ein Korsett ist für die kleinen Patienten leider sehr belastend. Denn um gute Erfolge zu erzielen, müssen Kinder das Korsett bis zum Ende ihres Wachstums 22 bis 23 Stunden am Tag tragen. Bei Erwachsenen ist eine Korsetttherapie nicht mehr möglich. Es kann allerdings getragen werden, um Schmerzen zu lindern und den Krankheitsverlauf abzumildern.

Bei einer schweren Skoliose kann eine Operation notwendig sein (wenn möglich, nicht vor dem zehnten bis zwölften Lebensjahr). Hierbei begradigt der Arzt die Wirbelsäule und stabilisiert sie in der neuen Form – etwa mithilfe von kleinen Schrauben und Platten. Häufig muss die Wirbelsäule zusätzlich knöchern versteift werden, um sie zu stabilisieren. Die Krümmung kann meist stark gebessert, aber nicht ganz aufgehoben werden. Eine Versteifung der Wirbelsäule verhindert das natürliche Wachstum von Kindern und Jugendlichen, deshalb kommen hier oft modernere Operations-Verfahren zum Einsatz, etwa mit speziellen Titanstäben, die die Wirbelsäule nicht am Wachstum hindern, oder mit mitwachsende Stäben.

Kann ich vorbeugen?

Einer Skoliose können Sie nicht vorbeugen, da die Ursache für die Wirbelsäulenverkrümmung in den meisten Fällen unbekannt ist. Bei unterschiedlich langen Beinen etwa können Sie allerdings durch eine Erhöhung des Schuhabsatzes und eine begleitende Physiotherapie einer möglichen Skoliose vorbeugen.

Sie können jedoch einem möglichen ungünstigen Verlauf der Skoliose vorbeugen. Wichtig sind hierbei eine frühe Diagnose und eine richtige und konsequente Therapie. Bei einer rechtzeitig erkannten und behandelten Skoliose gelingt es in der Regel, eine Operation zu vermeiden. Überprüfen Sie daher regelmäßig die Haltung Ihres Kindes. Am besten durch den Vorbeugetest. Achten Sie auf den Verlauf der Wirbelsäule unter der Haut, wenn Ihr Kind sich vorbeugt und die Arme locker herunterhängen lässt. Ist eine Verkrümmung erkennbar? Ist auf einer Seite ein Rippenbuckel zu sehen?

Wie sind die Heilungschancen?

Eine Skoliose lässt sich bis zu einem gewissen Grad zurückbilden oder deren Fortschreiten aufhalten. Die Prognose der Skoliose ist umso besser, je früher die Therapie beginnt. In der Regel gilt: Je jünger der Betroffene ist, umso größer sind die Chancen einer Korrektur. Auch Sie selbst können den Verlauf einer Skoliose positiv beeinflussen. Je konsequenter Sie Ihre Therapie absolvieren, die Skoliose sozusagen wegtrainieren, desto besser ist meist der Verlauf der Skoliose

 

Quelle