Späte Elternschaft: Wie ist die Akzeptanz in der heutigen

15.08.2018 12:33

Mit 50 Plus nochmal Elternwerden. Wie tolerant ist die heutige Gesellschaft gegenüber einer späten Elternschaft?

Heutzutage kommt es immer häufiger zu späten Elternschaften. Frauen stellen ihren Kinderwunsch solange hinten an, bis sie beruflich abgesichert sind und die privaten und finanziellen Mittel stimmen oder wollen auch mit über 40 nochmal in den Genuss des Mutterseins kommen. Prominente Beispiele wie die späte Schwangerschaft von Brigitte Nielsen (im Alter von 54 Jahren) oder Caroline Beil (im Alter von 50 Jahren) zeigen, dass diese sogenannten Risikoschwangerschaften in den Medien immer großes Aufsehen erregen. Die Vor- und Nachteile werden analysiert und doch gibt es keine einheitlich tolerante Meinung zu diesem Thema, denn Viele stehen einer späten Schwangerschaft auch kritisch gegenüber. Zu hoch wird beispielsweise das Risiko für Mutter und Kind eingestuft.

 Studie bestätigt: Eine späte Elternschaft ist für viele Befragte nicht denkbar

Dass die Gesellschaft im Vergleich zu früheren Generationen deutlich toleranter geworden ist, sieht man nicht zuletzt an der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe, die seit dem 01. Oktober 2017 auch in Deutschland möglich ist. Nichtsdestotrotz stößt die Toleranz der Bevölkerung aber gerade im Hinblick auf das Thema 'späte Elternschaft' immer wieder an ihre Grenzen. Eine repräsentative Umfrage der Frauenzeitschrift Meins zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov hat ergeben, dass eine späte Elternschaft für fast die Hälfte aller Befragten Bundesbürger ab 18 Jahren nicht denkbar ist.* 
Dennoch gehen die Meinungen bei Männern und Frauen auseinander. Während 56 Prozent der Frauen sich dafür aussprechen, dass man mit 50 Jahren zu alt zum 'Elternwerden' ist, sind nur 38 Prozent der befragten Männer dieser Auffassung. Eine Erklärung für diese Differenz könnte sein, dass Frauen mit einer Schwangerschaft in diesem Alter, sich und das ungeborene Kind gefährden können. Es können Komplikationen auftreten, die mit steigendem Alter der Mutter zunehmen. Bei Männern reduziert sich lediglich die Anzahl der fortpflanzungsfähigen Spermien mit zunehmendem Alter. In diesem Fall wird jedoch nur die Wahrscheinlichkeit für das Schwangerwerden der Partnerin verringert. 

 Ab 35 Jahren gilt eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft

Aber ist eine späte Elternschaft aus medizinischer Sicht wirklich so bedenklich? Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Studien, in denen schwangere Frauen unterschiedlichen Alters verglichen wurden. Eine pauschale Aussage lässt sich dennoch nur schwer treffen. Ist die werdende Mutter gesund, kann sie auch noch im Alter von 50 Jahren ein gesundes Kind mit Normalgewicht zur Welt bringen. Dass ältere Frauen häufiger Frühgeburten zur Welt bringen ist also nicht hinreichend bestätigt. Fakt ist jedoch, dass eine späte Schwangerschaft das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, stark ansteigen lässt. Außerdem steigt das Risiko auf schwere Komplikationen wie eine Fruchtwasserembolie oder Nierenversagen während der Schwangerschaft bei älteren Frauen und auch das Risiko, dass das Kind mit einem genetischen Defekt zur Welt kommt, steigt ab 35 Jahren mit jedem weiteren Jahr. Es ist also durchaus wichtig und korrekt, eine späte Schwangerschaft, bei der die Mutter über 35 Jahre alt ist, als Risikoschwangerschaft zu bezeichnen. Gesunde Frauen brauchen sich dennoch keine Sorgen darüber machen, dass sich ein fortgeschrittenes Alter negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirkt. 

Späte Mütter als Feindbild: Gründe für die Intoleranz

Auch wenn aus medizinischer Sicht grünes Licht für eine späte Schwangerschaft gegeben werden kann, haben insbesondere Schwangere ab 50 immer wieder mit erheblichen Vorurteilen zu kämpfen. Ihnen wird vorgeworfen, nicht auf natürlichem Wege schwanger geworden zu sein oder den Kinderwunsch aufgrund der Karriere lange Zeit hintenangestellt zu haben. Durch die möglichen Risiken, die auftreten können, gelten die werdende Mütter häufig als verantwortungslos oder egoistisch. Liegen mehrere Generationen zwischen Eltern und Kind, sehen Kritiker die zeitbedingten unterschiedlichen Erfahrungshintergründe und Werthaltungen als problematisch in der späteren Eltern-Kind-Beziehung. Nicht zuletzt wird die mangelnde Vitalität der Eltern und die kürzere gemeinsame Lebenszeit mit dem Nachwuchs als Argumente gegen eine späte Elternschaft angeführt. 

 Haben es Kinder von späten Eltern besonders gut?

Eine späte Elternschaft wird jedoch vor allem von den werdenden Eltern sehr positiv bewertet. Einige haben beispielsweise gar nicht mehr mit einem Baby gerechnet oder freuen sich umso mehr darüber, dass der langersehnte Kindertraum endlich zur Realität wird. Aus diesen Gründen und infolge der Tatsache, dass es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt, gehen die werdenden Mütter meist besonders verantwortungsvoll mit ihrem Körper um. Achten vermehrt auf ihre Gesundheit, nehmen jede Untersuchung wahr und bereiten sich aktiv auf ihr Mutterdasein vor. Dies ist für die meisten späten Eltern auch problemlos möglich, denn häufig sind sie bereits finanziell gut aufgestellt und seelisch besser ausgerüstet. Sie nehmen sich die Zeit, die sie als werdende Eltern für ihr Kind benötigen, denn der Druck etwas erreichen zu wollen ist in dieser Lebensphase nicht mehr so groß.

Schlussendlich bleibt es fraglich, warum eine, eigentlich so tolerante und fortschrittliche Gesellschaft eine späte Elternschaft so scharf kritisiert. Möglicherweise orientiert sich ein Großteil der Gesellschaft immer noch an den vorherigen Generationen, den eigenen Eltern und Großeltern, sodass eine späte Elternschaft von knapp der Hälfte alle Befragten schlichtweg nicht in Erwägung gezogen wird. 

Statistiken des Statistischen Bundesamtes zeigen jedoch, dass das durchschnittliche Alter der Mutter, bei der Geburt des ersten Kindes, von Jahr zu Jahr ansteigt. Während es 1970 noch bei durchschnittlich 24 Jahren lag, wurde für 2016 ein Durchschnittsalter von 30,4 Jahren verzeichnet**. Hier ist ein starker Umbruch zu erkennen, der früher oder später ein Umdenken in der Bevölkerung erforderlich macht.   

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