Statt ihn einzuschläfern, adoptiert Tierarzt schiefen Hund.

28.11.2017 14:01

Als Tierretter den erst 4 Monate alten „Squish im April 2016 zum Cuyahoga County Animal Shelter in Ohio (USA) brachten, war das Team der dortigen Tierschutzorganisation entsetzt: Der Schädel des jungen Hundes war vollkommen verformt. Obwohl die Verletzung so schwerwiegend war, dass der Vierbeiner kaum die Zunge zwischen die Zähne schieben konnte, war die Fellnase so dankbar für ihre Rettung, dass sie sogleich jeden Menschen mit Küssen überschütten wollte. 

Die örtlichen Tierärzte gingen zunächst davon aus, dass die Gesichtsverletzungen des jungen Hundes die Folge einer Infektion nach einem Hundebiss waren, und versorgten ihn mit Antibiotika und Schmerzmitteln. Auf der Pflegestelle angekommen, verschlechterte sich der Zustand des zutraulichen Hundes aber zusehends, denn die Mittel schlugen einfach nicht an. Squish konnte wegen seiner Verletzungen das Maul nicht öffnen, um zu fressen, und verlor so immer mehr an Gewicht und Kraft. Schweren Herzens sollte er nur 2 Monate nach seiner Rettung eingeschläfert werden, um ihn von seinem Leiden zu erlösen. 

Doch so leicht wollen die Tierretter den liebenswürdigen Squish nicht aufgeben. Fieberhaft versuchten sie, sein Leben zu retten, und fuhren ihn schließlich zu den Spezialisten der Great Lakes Klinik. Ein CT-Scan brachte dann Ergebnisse, die erschütternd und lebensrettend zugleich waren. Die Verletzungen des Vierbeiners waren nicht durch eine Infektion entstanden. Vielmehr musste ihm jemand mit roher Gewalt und einem harten Gegenstand mehrfach gegen den Kopf geschlagen haben.

Mehrere schwere Operationen waren notwendig, um dem armen Vierbeiner die überlebenswichtige Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Doch selbst dann wäre eine spätere Adoption des menschenliebenden Squish mehr als ungewiss gewesen. Wer würde all die Kosten übernehmen, ohne sicher zu sein, dass der Vierbeiner die rettenden Operationen überhaupt überleben würde? Wer würde schon einen Hund wollen, der so besonders aussieht und wohl noch hohe Tierarztkosten verursachen würde?

Dr. Danielle Boyd absolvierte zu jener Zeit in der Great Lakes Klinik ein Praktikum im Rahmen ihres Veterinärstudiums und sollte Squish in den Untersuchungsraum bringen. Noch während die junge Frau die besondere Fellnase in den Armen hielt, blickte Squish sie aus seinem braunen Auge unentwegt an. „Ich war so verzückt von diesem kleinen, einäugigen Hundekind, das so viel Leid hatte ertragen müssen“, erzählt Danielle heute. Die angehende Tierärztin war beeindruckt, dass der junge Squish trotz all der Strapazen, die er hatte durchleiden müssen, so ein positiver und glücklicher junger Hund geblieben war. Squish verdiente Liebe.

So entschied sich Danielle dafür, den Vierbeiner für eine Nacht mit nach Hause zu nehmen, um ihm eine Pause von all den Käfigen und Zwingern im Tierkrankenhaus zu geben. „Er schaute aus dem Autofenster, beobachtete alles draußen und wedelte mit dem Schwanz. Es schien, als würde er lächeln“, erzählt Danielle über die damalige Autofahrt nach Hause. Zuhause angekommen, schlief Squish sofort in Danielles Armen ein.

Doch sie selbst schlief nicht. Denn sie konnte nur daran denken, dass dies die letzte Nacht in Squishs Leben sein würde, die der Vierbeiner in liebevollen Armen verbringen darf, denn bereits für den nächsten Tag war die Einschläferung geplant. Als Danielle am nächsten Morgen aufwachte, stand ihre Entscheidung fest: Squish sollte leben, und zwar bei ihr, denn in jener Nacht war der junge Hund zu ihrem Hund geworden. 

Außer Danielle fasste zeitgleich noch jemand anderes einen Entschluss: Auch ihre Kollegin Dr. Eileen Heldmann, tierärztliche Chirurgin der Klinik, hatte ihr Herz an den rührenden Welpen verloren und operierte ihn am nächsten Tag. Durch die partielle Entfernung des Kiefers wurde es der Fellnase endlich ermöglicht, selbstständig zu fressen.

Es folgten noch viele weitere Operationen. So verlor der Hund mit dem besonderen Gesicht im weiteren Verlauf einen Zahn, das rechte Auge und weitere Teile des Kiefers. Doch dann war es endlich überstanden und der junge Hund entpuppte sich als verspieltes, quirliges Powerpaket. Er liebt es, Tennisbällen hinterherzujagen, Stöckchen zu holen – und natürlich genießt er die Streicheleinheiten mit Danielle.

Wie sich erst später herausstellte, war Squish genau in der Zeit ins Tierheim gebracht worden, als Danielle ihren bisherigen, über alles geliebten Hund aufgrund von Altersschwäche hatte verabschieden müssen. Von Trauer über diesen Verlust überwältigt, hatte Danielle in der Zeit danach Squish ebenso sehr gebraucht, wie Squish Danielle gebraucht hatte. Manchmal geht das Schicksal faszinierende Umwege. Doch Squish und Danielle haben einander gefunden und werden von nun an ihr Leben gemeinsam genießen können. 

 

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